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Irgendwo dazwischen (komplett)

Irgendwo dazwischen (komplett)

Titel: Irgendwo dazwischen (komplett)
Autoren: Anne Freytag
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dass sie da
sein wird. Als ich mich nicht von der Stelle rühre, nimmt mich Elias bei der
Hand und führt mich zu einem der freien Plätze. „Was magst du trinken?“, fragt
er lächelnd und ich merke, dass ich nervös bin, was ich mir nicht erklären
kann. Doch es wird an Elias Freunden liegen.
    „Ich nehme ein Wasser“, sage ich und könnte mich im selben Moment
ohrfeigen, weil Wasser sicher nicht ist, was er dabei im Sinn hatte...
    „Ein Wasser? Bist du sicher?“ fragt er grinsend.
    „Ähm, vielleicht doch lieber ein Glas Wein. Weißwein, wenn du da
hast...“ sage ich in einem Ton, von dem ich hoffe, dass er selbstsicher klingt.
    „Klar, Kleines. Ich bring dir ein Glas...“ Er lächelt. Dann wendet
er sich dem Haus zu. Ich sehe ihm nach. Langsam drehe ich mich zur Runde.
Moritz, Ben und Severin nicken mir zu und lächeln. Ich lächle zurück. Maurice
ist auch da. Mit ihm hatte ich einmal was bei einer Seeparty. Ich sage nur
soviel, er küsst nicht genauso gut, wie er aussieht... Aber er ist ein lieber
Kerl und wir verstehen uns nach wie vor blendend. Er hat mich noch nicht
bemerkt. Abseits erkenne ich noch Paul, einen Freund von Maurice. Die anderen
kenne ich nicht. „Dein Wein, Kleines...“, höre ich eine vertraute, tiefe Stimme
neben mir.
    „Danke. Lieb von dir. Kommen noch mehr Leute?“, frage ich.
    „Eher nicht. Vielleicht noch ein, oder zwei. Emma und Clemens
kommen noch. Vielleicht bringen die Beiden noch Leute...“
    „Sie kommen zu zweit?“, unterbreche ich ihn.
    „Die sind doch nur noch zusammen...“, sagt er, verdreht die Augen
und macht sich auf zu einem der Kerle, die ich nicht kenne. Hätte ich gewusst,
dass sie mit Saugnapf kommt, hätte ich bestimmt nicht zugesagt.
    Der Wein schmeckt nicht übel und das Glas ist fix leer. „Hallo,
ich bin Rüdiger. Willst du auch noch was zu trinken?“, unterbricht jemand meine
Gedanken. Ich schaue mich um und sehe den Kerl, mit dem Elias eben noch
gesprochen hat.
    „Ähm, ja, gerne. Ich bin Lili...“, antworte ich.
    „Ich weiß. Elias hat mir von dir erzählt. Ich komm gleich wieder,
ja?“ sagt Rüdiger und nimmt mir das Weinglas aus der Hand. Wenige Sekunden
später kommt er mit gefüllten Gläsern wieder.
    „Was hat er von mir erzählt?“, frage ich neugierig.
    „Verschiedenes“, antwortet er, und schaut sich nach Elias um. „Die
Botschaft lautete jedenfalls, dass man dich besser nicht schief von der Seite
anmachen sollte...“
    „Und hast du das nicht gerade gemacht?“, frage ich lächelnd.
    „Na ja, von der Seite schon, aber eben nicht schief“, entgegnet
Rüdiger. „Was kann ich dafür, dass ich der einzig aufmerksame Kerl hier bin.
Dein Glas war schon ein ganzes Zeitchen leer...“
    Mit Rüdiger vergeht die Zeit wie im Flug. Wir unterhalten uns
prächtig und er bringt mich zum Lachen. Kaum sind die Gläser leer, springt er
auf und holt Nachschub. Inzwischen aber Wasser, denn ich habe nicht vor, mich
wieder so zu betrinken, dass sich der Abend der Seeparty wiederholt. Nur dieses
Mal eben mit Rüdiger, anstelle von Maurice. Nein, das mache ich nicht noch
einmal.
    Ich bin schon leicht beschwipst und es ist ziemlich dunkel
geworden. An sich ist es mir egal, dass Emma nicht aufgetaucht ist. Vorhalten
werde ich es ihr trotzdem. Insgeheim hoffe ich sogar, dass sie nicht mehr
kommt. Im Moment bin ich hier das einzig weibliche Wesen unter einer Horde von
Kerlen und dementsprechend groß ist deren Aufmerksamkeit. Wann sitze ich sonst
schon mit Zweiundzwanzig- bis Fünfundzwanzigjährigen im Sommer bei einem
Gläschen Wein auf der Terrasse?
    Rüdiger kommt mit großen Wassergläsern und überreicht mir eines.
Mein Blick fällt auf Elias. Er schaut mich an. Sein Blick hat etwas
Beobachtendes an sich. Zumindest scheint es so.
    Rüdiger ist schon ein gut aussehender Typ. Braune, kurze Haare,
Drei-Tage-Bart, blau-graue Augen, schöne Hände. Er hat Humor und ein herzhaftes
Lachen. Bei der besagten Seeparty war Elias nicht mehr da gewesen. Er hat sich
damals wahnsinnig über Maurice aufgeregt. Die beiden haben Wochen nicht
miteinander gesprochen. Emma meinte dazu, dass Maurice generell kein guter Typ
mit Frauen sei und sich Elias deswegen so aufgeregt habe. Das hat mich
gewundert. Und es wundert mich noch, weil ich mich beim besten Willen nicht
daran erinnern kann, dass Elias sich je bei einer seiner drei Schwestern
eingemischt hätte.
     
    Emma
    „Sie wird mich umbringen...“
    „Wer? Lili?“
    „Wer sonst?“, frage ich
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