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Inspector Alan Banks 17 Wenn die Dämmerung naht

Titel: Inspector Alan Banks 17 Wenn die Dämmerung naht
Autoren: Peter Robinson
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der Schuss nach hinten losgegangen, doch schien das Templetons Appetit auf Beförderung und seine offensichtliche Lust am Arschkriechen kaum gebremst zu haben. Der Mann war kein Mannschaftsspieler, so viel stand fest.
      »Wie sieht es aus?«, fragte Banks.
      »Doc Burns ist gerade bei ihr«, antwortete Templeton.
      »Spurensicherung?«
      »Unterwegs.«
      »Dann schauen wir uns besser mal um, bevor sie das Kommando übernehmen.«
      Templeton grinste. »Ist nicht gerade gemütlich da drinnen.«
      Banks sah ihn an. Auf der Rangliste überflüssiger Kommentare, die er im Laufe der Jahre gehört hatte, nahm der keinen besonders hohen Platz ein, aber er konnte sich durchaus behaupten. Templeton zuckte mit den Achseln, besaß nicht mal die Höflichkeit, sich zu schämen. Banks fragte sich, ob das typisch für einen Psychopathen sei, genau wie das nicht vorhandene Gewissen, der mangelnde Humor und das fehlende menschliche Mitgefühl.
      Ausgestattet mit Schutzanzug und Handschuhen, schob Banks die grüne Holztür auf, die in ihren rostigen Angeln quietschte, und erblickte Dr. Burns, der im Licht einer nackten Glühbirne über einer Leiche kniete. Kurz musste Banks an einen Film denken, in dem sich Jack the Ripper über eines seiner Opfer gebeugt hatte. Nun, das Labyrinth besaß schon gewisse Ähnlichkeit mit dem Londoner Stadtteil Whitechapel zu Zeiten des Rippers, doch hoffte Banks, dass sich die Gemeinsamkeiten darin erschöpften.
      Er wandte sich wieder an Templeton: »Wissen Sie, ob die Tür verschlossen war, als das Mädchen hergebracht wurde?«
      »Schwer zu sagen, Chef. Das Holz ist so alt und verrottet, dass ein kurzer, kräftiger Schubs gereicht hätte. Sie kann aber auch schon seit Jahren kaputt sein.«
      Banks sah sich im Lagerraum um. Abgesehen von dem Staub, den geweißten Wänden und den Spinnweben fiel ihm als Erstes der Geruch nach Leder, Erbrochenem und Blut auf, Letzteres nur schwach, aber dennoch die unverkennbare metallisch-süße Note. Das Opfer lag auf einem Stapel von Lederresten. Soweit Banks im schwachen Licht erkennen konnte, hatten sie verschiedene Farben - grün, blau, rot, braun - und waren dreieckig oder viereckig geschnitten. Er nahm einen Stofffetzen in die Hand. Es war sehr weiches, geschmeidiges Leder, das man noch gut verwenden konnte: für einen Ellenbogenflicken oder für einen kleinen Gegenstand wie beispielsweise ein Portemonnaie.
      Dr. Burns warf einen Blick über die Schulter, stand auf und gesellte sich zu Banks. Der Raum war gerade so hoch, dass die beiden aufrecht stehen konnten. »Ah, Alan! Ich habe so wenig wie möglich berührt. Ich weiß ja, wie die Kollegen von der Spurensicherung sind.«
      Das wusste Banks auch. Die Spurensicherer waren sehr eigen, was ihre Arbeit betraf, und wehe dem, der ihnen in die Quere kam, ob er nun Chief Inspector war oder nicht. »Konnten Sie schon die Todesursache feststellen?«, fragte er.
      »Sieht nach Erdrosseln mit den Händen aus, falls es nicht noch irgendwas Verstecktes gibt«, sagte Burns, beugte sich vor und hob vorsichtig eine blonde Haarsträhne an. Er wies auf die dunklen Flecken unter Kinn und Ohr der Leiche.
      Soweit Banks sehen konnte, war das Mädchen jung, nicht älter als seine Tochter Tracy. Sie trug ein grünes Oberteil und einen weißen Minirock mit einem breiten rosa Plastikgürtel, der silbern glitzerte. Der ziemlich kurze Rock war noch höher geschoben und gab den Blick auf die Oberschenkel frei. Die Körperhaltung wirkte künstlich. Das Mädchen lag auf der linken Seite, die Beine scherenartig gespreizt, als laufe es im Schlaf. Weiter unten glänzte etwas auf der blassen Haut. Banks hoffte, es sei Sperma. Wenn ja, hatten sie eine gute Chance auf DNA. Ihr roter Slip, kaum mehr als ein Stofffetzen, hatte sich an ihrem linken Knöchel verfangen. Sie trug schwarze Highheels aus Wildleder und ein Silberkettchen um den rechten Knöchel. Direkt darüber war ein kleiner Schmetterling tätowiert. Das Oberteil war hochgeschoben und entblößte ihre kleinen Brüste. Die Augen waren geöffnet und starrten an die Wand gegenüber. Zwei, drei Lederfetzen quollen ihr aus dem Mund.
      »Hübsches junges Ding«, bemerkte Dr. Burns. »Was für 'ne Schande.«
      »Mehr hatte sie nicht an? Es ist doch schweinekalt draußen!«
      »Die Jugend heutzutage. So was haben Sie bestimmt schon öfter gesehen.«
      Das hatte Banks. Ganze Gruppen von Jugendlichen, größtenteils Mädchen - obwohl auch
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