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Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3

Titel: Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3
Autoren: Piers Anthony
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Hügel und Täler, Lichtungen, Felder
und alle steilen Berge bieten.«
    Seine Stimme war ungeschult, aber kräftig, und er sang mit sehr viel Gefühl. Es war ein nettes
Lied mit einer betörenden Melodie. Niobe war beeindruckt.
»Und wir ruhen auf dem Fels, und sehen, wie
Hirten Herden weiden.«
    Während er sang, beugte er sich vor, um ihre Hand zu nehmen.
»Am seichten Fluß die Nachtigall zum Rauschen
singt den Madrigal.«
    Als er sie berührte, geschah etwas. Plötzlich erklang Musik, wie von einem mächtigen
Orchester, die mit der Macht ihres Klangs den ganzen Wald erfüllte. Seine Stimme wirkte
verstärkt, großartig, betörend, bezaubernd, wunderschön.
Benommen saß Niobe da, wie hypnotisiert von seinem erstaunlichen Auftritt, von der phänomenalen
Musik. Sie kehrte erst aus diesem Zustand wieder zurück, als das Lied beendet war.
»... wenn diese Freuden dich bewegen,
so liebe mich und teil mein Leben.«
    Als er mit dem Singen aufhörte, verstummte auch die großartige Musik.
»Was ist das?« fragte Niobe ehrfürchtig, immer noch Cedrics Hand haltend.
Er sah besorgt aus.
»Stimmt etwas nicht?«
»Diese... diese Musik! Wo kam die her?«
»Ach, das. Ich dachte, das wüßtest du. Das ist meine Magie. Liegt in der Familie. So ab und an.
Tut mir leid, wenn ich...«
»Es tut dir leid!« rief sie. »Das war absolut wunderschön! Wie machst du das nur?«
Er zuckte die Schultern und ließ ihre Hand fahren.
»Die kommt einfach so, wenn ich singe und dabei etwas berühre. Guck mal.« Er legte die Hand auf
den Stamm des Baumes und sang:
»Komm liebe mich und teil mein Leben.«
    Niobe vernahm nichts Ungewöhnliches, aber der Baum erzitterte wie von irgendeinem mächtigen
Klang, und die Dryade fiel fast von ihrem Ast.
Niobe legte die eigene Hand an den Stamm, und wieder konnte sie das Orchester wahrnehmen.
»Und alle Freuden werden unser.«
    »Cedric das ist ja wundervoll! Das ist eine... einmalige Erfahrung!« Sie war unfähig, es näher
zu beschreiben.
»Das ist eben einfach so.«
Er schien über ihre Reaktion verblüfft zu sein.
»Sing noch einmal für mich«, drängte sie ihn.
»Aber das Lied ist zu Ende. Alles, was jetzt noch folgt, ist die Antwort des Mädchens.«
Niobe nahm seine Hand.
»Dann sing diese, Cedric!«
Er sang, und das Orchester begleitete ihn, kräftigte seine Stimme und erhob sie zur gleichen
Transzendenz wie zuvor. Es war nicht einfach nur Klang oder einfach nur Musik; es schien mehr als
dreidimensional zu sein, als wäre reines Gefühl in einer Melodie eingefangen worden. Konnte
Liebe, fragte sie sich, denn mehr sein als dies?
»Wenn Welt und Liebe jung geblieben
und jedes Schäfers Zunge wahr,
wär'n diese Freuden wunderbar,
ich würd dich lieben, mit dir leben.«
    Es waren Worte der Verneinung, doch das spielte keine Rolle, der Zauber blieb. Niobe begriff,
daß alles, was Cedric singen konnte, eine ähnliche Wirkung haben würde. Sie blieb wie in Trance
bis zum letzten Vers.
»Wär'n Jugend, Liebe ewiglich,
und alterten die Freuden nicht,
so würden sie mich wohl bewegen,
ich würd dich lieben, mit dir leben.«
    So endete das Lied und mit ihm die Magie. Doch inzwischen sah Niobe Cedric mit anderen Augen.
Er besaß tatsächlich Magie, und ihn zu lieben schien plötzlich möglich.
»Bring mich nach Hause, Cedric«, sagte sie zu ihm.
Doch bis sie das Haus wieder erreicht hatten, hatte Niobe Zeit gehabt, um wieder zu einem
stabilen Gemütszustand zurückzufinden. Es war trotz allem nur Magie; Cedric war nicht anders, als
er zuvor gewesen war, und ihre Lage hatte sich auch nicht wirklich verändert. Es erschien nicht
sinnvoll, irgend etwas zu tun, was sie später bereuen würde. Deshalb trieb sie die Sache nicht
weiter, und Cedric tat es auch nicht. So blieb ihre Ehe unvollzogen.
Nachdem eine weitere Woche so verging, wurde Niobe klar, daß die Zeit knapp wurde. Man hatte
ihnen einen vollen Monat allein gewährt, danach würden die Verwandten zu Besuch kommen. Das fiel
Niobe ein, als sie gerade einschlafen wollte.
»Sie werden es wissen«, sagte sie plötzlich und richtete sich im Bett auf.
»Ja«, meinte Cedric von der Feuerstelle aus.
»Cedric, komm mal her« sagte sie gebieterisch. »Wir müssen die Sache hinter uns bringen. Sonst
können wir ihnen nicht ins Auge sehen.«
Er erhob sich und nahm am Bettende Platz. Er schien Angst vor ihr zu haben.
»Cedric, so schwer ist das doch gar nicht«, meinte sie. »Man hat uns von den Vögeln und den
Bienen erzählt, und wir haben
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