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Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3

Titel: Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3
Autoren: Piers Anthony
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Paar, daß es sich während der Dunkelheit im Inneren des Hauses
aneinanderkuschelte, um Wärme und Geborgenheit zu finden. Die Möglichkeiten für romantische
Szenen waren gegeben, das Ambiente wirkte sehr förderlich.
Niobe hatte keinerlei Schwierigkeiten, dem Ambiente zu widerstehen. Sie wickelte sich in eine
riesige Steppdecke - ein Hochzeitsgeschenk und schlief auf dem Bett. Der junge Cedric lag neben
der Feuerstelle, wo die Scheite ihre immer schwächer werdende Wärme abstrahlten. Als sich die
Stille und Kälte der Nacht verstärkte, rührte sich keiner der beiden mehr vom Fleck.
So verbrachten sie ihre Hochzeitsnacht, die Frau und der Junge, in stummer Isolation. Am Morgen
erhob sich Cedric, stocherte in der Asche der Feuerstelle, ging hinaus, um sich zu erleichtern
und um frisches Holz zu holen. Niobe erwachte durch das Geräusch einer Axt, die Holzpflöcke
spaltete. Es war ein angenehmer Laut, denn die Morgenluft war wirklich sehr kalt; schon bald
würde es ein wärmendes Feuer geben.
Doch würde es das wirklich? Sie erinnerte sich daran, daß offene Feuerstellen keine sonderlich
wirksame Methode darstellten, um ein Haus zu heizen. Ein guter Ofen gab bei gleicher
Feuerholzmenge sechsmal mehr Wärme ab. Es stand ein Ofen im Haus, sie würde sich um ihn kümmern.
Vielleicht war sie nicht gerade ein Genie, aber wenn es ihren Zielen entsprach, konnte sie
durchaus praktisch denken. Sie brauchte beispielsweise warme Hände, um richtig an ihrem Webstuhl
arbeiten zu können.
Niobe legte den Mantel um ihr Nachthemd und ging hinaus zum Toilettenhäuschen. Neben dem
hölzernen Sitz lag ein alter Katalog, halb aufgebraucht, und ein Eimer mit Asche. Das war ein
effizientes System, dachte sie, denn dies war der klassische Ort zum Nachdenken; man konnte jede
Katalogseite lesen, bevor man sie verwendete, oder einfach nur die Bilder betrachten. So wurde
der Geist erbaut, während der Körper gereinigt wurde. Mit der Asche sollten die Ausscheidungen
bedeckt werden, natürlich gab es damit auch keine Nachschubprobleme im Haus. In regelmäßigen
Abständen schaffte man den Kot in den Garten, um Kompost herzustellen. Es war zwar ein
altmodisches System, aber ein gutes; nichts wurde vergeudet. Dennoch hätte sie eine moderne
Stadttoilette vorgezogen.
Nach einer Weile kam sie wieder heraus, in der Kälte zitternd, blieb aber stehen, um Cedric bei
der Arbeit zuzuschauen. Er fror überhaupt nicht; die Anstrengung des Holzspaltens wärmte ihn. Sie
mußte zugeben, daß er recht geübt vorging; er stellte jeden Holzscheit auf den Block und
halbierte ihn säuberlich mit einem einzigen Axthieb, so daß die Stücke seitlich umfielen. Er war
ein Junge - aber ein großer Junge, mit prachtvollen Muskelbewegungen, wenn er die Axt schwang.
Traf die Axt ihr Ziel, flog sein blondes Haar auf, und für einen Augenblick spannte sich ein
Wangenmuskel an.
Wirklich ein hübscher Junge!
Er erblickte sie und hielt inne. »Sie frieren, Fräulein Niobe«, sagte er in einem breiten
Hinterwäldlerakzent, den man sich, genau wie Niobes Formen, besser vorstellte, als ihn zu
beschreiben. »Hier, nehmen Sie meine Jacke, bis ich das Holz hineingeschafft habe. Mir ist
sowieso zu warm.«
»Nenn mich nicht Fräulein«, widersprach sie. »Schließlich bin ich deine Frau.« Es tat ihr zwar
weh, dies sagen zu müssen, doch war es eine Wahrheit, die sich nicht leugnen ließ, und die
Ehrlichkeit verlangte, daß sie es auch gar nicht erst versuchte. Eine Ehe blieb, egal unter
welchem schlechten Stern geschlossen, immer noch eine Ehe.
Halb erschrocken hielt er inne. »Äh, klar, ist wohl so. Aber wissen Sie, gnädige Frau, das war
nicht gerade meine Vorstellung, so zu heiraten. Hab ja nicht mal die Schule fertig.«
Was er nicht sagte! »Meine Idee war es auch nicht gerade«, sagte sie. »Zumindest nicht
mit...«
»Nicht mit einem ungebildeten Jungen!« beendete er ihren Satz mit traurigem Grinsen. »Kommen Sie
nun, nehmen Sie schon die Jacke, bevor Sie sich noch die Zehen abfrieren, Fräulein.«
»Einen Augenblick«, sagte sie, entschlossen, auch in diesem Punkt ihre Unabhängigkeit zu
beweisen. »Du siehst so aus, als ginge es dir weitaus angenehmer als mir. Gib mir diese
Axt.«
»Oh, das ist aber keine Frauenarbeit nicht, gnädige Frau! Das werde ich erledigen.«
»Das ist keine Frauenarbeit«, sagte sie, über die doppelte Verneinung verärgert.
»Habe ich doch gesagt!« Dann zögerte er verlegen.
»Oh... Sie meinen die Art, wie
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