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In deinen schlimmsten Träumen: Roman (German Edition)

In deinen schlimmsten Träumen: Roman (German Edition)

Titel: In deinen schlimmsten Träumen: Roman (German Edition)
Autoren: Kathryn Fox
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aus der Wunde gedrückt wird«, log Anya. »Wenn ich weiter Druck ausübe, wird seine Atmung sich verlangsamen, und er wird wahrscheinlich das Bewusstsein verlieren. So spart sein Körper Sauerstoff.« Sie konnte nur hoffen, dass Desiree keine Ahnung von Erster Hilfe hatte. »Es ist ernst. Sie müssen den Notarzt rufen. In meiner Tasche da drüben ist ein Handy.« Sie deutete zur Küche.
    »Mach ja keinen Scheiß«, warnte Desiree sie und ging rückwärts auf die Handtasche zu. Anya wusste, dass sie beobachtet wurde. Ihre Hände verharrten bewegungslos, aber mit den Knien versuchte sie, so viel wie nur irgend möglich von der schimmernden Flüssigkeit wegzuwischen. Selbst Desiree musste erkennen, dass er zu viel Blut verloren hatte, um zu überleben.
    »Es funktioniert nicht!« Sie kam zu ihr und drückte Anya das Messer zwischen die Schulterblätter.
    Anya fuhr zusammen, denn nun fiel es ihr wieder ein. Sie hatte den Akku leer werden lassen und nicht wieder aufgeladen. »Und das Festnetz?«, drängte sie.
    »Die Leitung ist tot«, erklärte Desiree emotionslos. »Du wirst ihn retten müssen.« Sie verstärkte den Druck auf das Messer und ritzte Anyas Haut.
    »Vergiss nicht, wenn er stirbt, tust du’s auch.«

52
    Martin drehte das Radio leiser und sah noch einmal auf die Uhr. Mist! Warum musste seine Ex ihm derart auf die Nerven gehen? Sie wusste doch, dass er Ben brachte. Wenigstens heute hätte sie ein bisschen früher mit ihrer ach so tollen Arbeit aufhören und ihnen entgegenkommen können. Er wollte mit Nita seine neue Position feiern. Schließlich wurde er nicht jeden Tag zum Leiter einer Produktlinie ernannt.
    Auf Anyas Handy meldete sich niemand, am Festnetz dasselbe. Er musste zugeben, das sah ihr gar nicht ähnlich. Er blickte links und rechts die Straße entlang. Nichts von ihr zu sehen. Wo, zum Teufel, steckte sie? Im Nachbarhaus spähte jemand durch die Vorhänge.
    Mit dem elektrischen Fensterheber ließ er auf der Seite seines Sohnes das Fenster herunter, dann stieg er aus. »Ich bin ganz in der Nähe, wo du mich sehen kannst. Ich sag nur schnell der Nachbarin guten Tag.«
    »Du meinst Frau Spitzeltratsch?« Ben spielte ungerührt weiter sein Computerspiel.
    Martin hoffte nur, dass die alte Dame nicht beleidigt wäre, wenn Ben das Wort eines Tages herausrutschte.
    Er knöpfte sich die Jacke zu und stemmte mit eingezogenen Schultern das Gartentor auf. Die alte Wichtigtuerin ließ es mit voller Absicht ungeölt, damit sie es immer quietschen hörte.
    Im Schein der Verandabeleuchtung klopfte er an die Haustür und sah sich nach seinem Sohn um. Ben war mit einem Mal neugierig geworden, er winkte und beobachtete die Szene.
    Die Tür ging ein paar Zentimeter weit auf, als wüsste die Alte nicht, wer da stand.
    »Guten Tag, ich bin der Exmann von Anya nebenan. Ich wollte nur nachfragen, ob Sie sie heute Nachmittag oder Abend gesehen haben.«
    Die Nachbarin zog die Tür weiter auf und krallte die knotigen, arthritischen Finger in ihre Strickjacke.
    »Ich will ja keine Gerüchte verbreiten«, sagte sie und spähte zu seinem Auto hinüber. »Haben Sie den kleinen Mann da drin?«
    »Er wird das Wochenende bei seiner Mutter verbringen, aber die ist leider nicht da. Obwohl ihr Wagen vor dem Haus steht.«
    »Man sollte doch meinen können, dass sie damit warten kann, bis ihr Sohn wieder weg ist.«
    »Verzeihung?«, wunderte sich Martin. »Warten womit?«
    Sie beugte sich vor und zwinkerte übertrieben. Zum ersten Mal sah Martin ihre vergilbten Zähne aus der Nähe.
    »Mit ihrem Herrenbesuch. Mit dem Besuch von diesem Menschen, der da reingegangen ist.«
    Bei diesem Gedanken war Martin gar nicht wohl. Er hatte sich nie vorgestellt, dass seine Exfrau etwas mit einem anderen Mann haben könnte, auch wenn er sehr wohl mit anderen Frauen zusammen gewesen war. Es hatte immer so ausgesehen, als sei Anya mit ihrem Beruf verheiratet. Außer damals, als Brody, dieser schmierige Anwalt, um sie herumscharwenzelte.
    Aus Gereiztheit wurde Sorge. Das ergab keinen Sinn. So etwas würde Anya Ben und ihm nicht antun. Was er bei ihr mit am meisten schätzte, war, dass sie die seelischen Bedürfnisse ihres Sohnes bedingungslos über die eigenen stellte. Er bekam ein ungutes Gefühl, so als ob etwas nicht stimmte.
    »Sind Sie wirklich sicher , dass sie zu Hause ist?«
    »Wie ich schon sagte, ich tratsche nicht gern«, behauptete sie und schloss die Tür.
    Er klopfte noch einmal. Und wartete darauf, dass sie zurückkäme. Sie konnte
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