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Immer dieser Knasterbax

Immer dieser Knasterbax

Titel: Immer dieser Knasterbax
Autoren: Werner Schrader
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den beiden Betten vorbei und durch die Tür auf die Diele hinaus. Hier
roch es nach Räucherschinken und Mettwurst. Er knipste das Licht an und sah
hoch. Jawohl, an einem schwarzen Deckenbalken baumelten einige Schinken und
meterlange Würste. An der Wand hing in Griffhöhe eine Art Heugabel, mit der man
die leckeren Lebensmittel bequem herunterangeln konnte. Knasterbax begnügte
sich mit einer Salami und einer Blutwurst, weil er nicht mehr Platz in seinen
Taschen hatte. Schließlich mußte er ja auch noch das Bauernbrot, das er in der
kleinen Speisekammer nebenan fand, darin verstauen. Die Butter steckte er
kurzerhand in den rechten Stiefel.
    Dann drehte er das Licht wieder
aus und wollte durch die große Dielentür entweichen. Aber er kam mit dem
schweren Riegel nicht zurecht. Darum entschloß er sich, auch den Rückweg durch
das bäuerliche Schlafzimmer zu nehmen. Die Bauern schliefen noch immer. Er preßte
einen Finger auf den Mund und tastete sich zum Fenster durch. Geschickt stellte
er das linke Bein über die Fensterbank ins Freie und wollte das rechte ebenso
geschickt nachziehen. Da verlor er jedoch das Gleichgewicht und stieß mit dem
Kopf an die Lüftungsklappe, so daß ihm der Hut herunterfiel.
    Davon erwachte die Bäuerin. Sie
setzte sich erschrocken auf und weckte ihren Mann. Knasterbax suchte nicht
lange nach seiner Kopfbedeckung, sondern rannte los. Es war schon ziemlich hell
geworden.
    „Geh ich wieder auf schönes
warmes Boden von Scheune“, sagte er, „ist sich bestes Platz für herzhaftes
Bauernfrühstück.“
    Während er links um die Scheune
nach hinten ging, kam Siebenschütz, der inzwischen auch aufgewacht war,
rechtsherum nach vorne. Er trug keinen Helm, den hatte er in dem losen Heu
nicht wiederfinden können. Gähnend und sich reckend schlurfte er auf das
Bauernhaus zu. Ihm knurrte der Magen, und er wollte versuchen, dort ein
Frühstück zu bekommen.
    Mittlerweile war der Bauer in
Hemd und Hose geschlüpft und sah nach, ob im Hause noch alles in Ordnung war.
Er zählte auf der Diele die Würste und Schinken und stellte sofort fest, daß
einiges fehlte. Nun kam seine Frau ihm nach. In der Hand hielt sie einen
Polizistenhelm.
    „Hier“, sagte sie, „der ist dem
Dieb vom Kopf gefallen, als er durch das Fenster entwischte.“
    „Nanu“, staunte der Bauer,
„stehlen denn heutzutage auch schon die Polizisten? Das ist ja ganz besonders
schlimm!“
    In diesem Augenblick klopfte es
laut an die Dielentür. „He, liebe Bauern“, rief jemand, „kann ich bei euch wohl
etwas zu essen haben?“
    Es war Siebenschütz, der
hungrig draußen stand.
    Der Bauer ging hin und öffnete.
Er machte Augen wie Untertassen, als er einen fix und fertig angekleideten
Schutzmann hereintreten sah, dem zu seiner Uniform nur der Helm fehlte.
    „Ich habe mir die Freiheit
genommen, in Ihrer Scheune zu übernachten“, sagte Siebenschütz. „Jetzt habe ich
großen Hunger. Haben Sie nicht Brot, Milch und ein Stück Wurst für mich?“ Da
trat die Bäuerin auf ihn zu und hielt ihm den Helm unter die Nase.
    „Gehört der Ihnen?“ fragte sie.
    „Natürlich!“ antwortete der
Schutzmann erfreut. „Nett, daß Sie ihn für mich aufgehoben haben, er muß mir in
der Nacht vom Kopf gefallen sein.“
    „Also das nenne ich aber
wirklich unverschämt!“ rief der Bauer. „Erst schleichen Sie durch unser
Schlafzimmer ins Haus und bestehlen uns, und dann kommen Sie frech durch die
Tür und betteln.“
    „Wie bitte?“ fragte
Siebenschütz erstaunt.
    Nun führten die drei ein langes
erregtes Gespräch miteinander, wobei der Schutzmann seine ganze
Überzeugungskraft aufbieten mußte, bis die Bauern ihm glaubten, daß nur
Knasterbax den Diebstahl begangen haben konnte.
    „Und woher hat er Ihren Helm?“
fragte die Frau, immer noch mißtrauisch.
    „Aufgehoben natürlich, als ich
schlief“, erklärte Siebenschütz. „Ich denke, Sie haben auf dem Heuboden
geschlafen?“
    „Hab ich auch, und zwar
ausgezeichnet.“
    „Wie soll der Räuber denn da an
den Helm gekommen sein?“ Siebenschütz wollte schon mit den Schultern zucken, da
kam ihm ein unerhörter Gedanke. Sollte das Schwein, das ihn in der Nacht durch
sein Grunzen gestört hatte, gar kein Schwein gewesen sein, sondern der Räuber
Knasterbax? Das wollte er doch gleich einmal nachprüfen! Vielleicht hatte der
Räuber in der Eile den falschen Hut erwischt, dann mußte seiner ja noch oben
liegen! Eine andere Erklärung gab es nicht.
    „Bitte folgen Sie mir!“ bat
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