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Im Bann des Omphalos

Im Bann des Omphalos

Titel: Im Bann des Omphalos
Autoren: E. C. Tubb
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Er griff nach einer kleinen Flasche auf einem Tischchen und schenkte zwei Gläser ein.
    »Wenn Sie es möchten. Prost!« Sie nippte an ihrem Weinbrand. »Nehmen Sie die Stellung an?«
    »Vielleicht.«
    »Weshalb zögern Sie. Hat er Ihnen nicht genug Geld geboten?«
    »Ich setze mein Leben aufs Spiel. Wieviel, glauben Sie, ist es wert?«
    »Möchten Sie, daß ich ihn überrede, das Angebot zu erhöhen?« Sie musterte ihn eine Weile nachdenklich, ehe sie hinzufügte: »Ich werde es tun, wenn Sie wollen, aber ich glaube, das ist es nicht. Ihre Betonung des Geldes ist reine Fassade. Sie tun es nur, um Ihre vielleicht zu dünne Haut zu schützen. Vielleicht vertrauten Sie einmal, als Sie jünger waren, jemandem zu sehr und wurden enttäuscht. Meinem Bruder ging es so. Es schmerzte ihn zutiefst, und dann wurde er hart, das heißt, er täuschte es vor.«
    »Erzählen Sie mir von ihm.«
    »Von meinem Bruder?« Sie blickte in das Glas und drehte es ein wenig, ehe sie es leerte.
    »Ist er tot?«
    »Es gibt ihn nicht mehr. Spielt es eine Rolle?«
    »Allerdings. Besonders, wenn er auf einem der verschwundenen Schiffe gewesen war. Auf dem letzten, vielleicht? Das mit dem Telepathen an Bord?«
    »Verdammt!« sagte sie, aber es klang nicht sehr überzeugend. »Sie wissen zu viel. Und Sie lesen in den Menschen wie in einem Buch. Wie konnten Sie es ahnen?«
    »Sie erwähnten, daß persönliches Interesse Sie an Ihre Stellung bei dem Ekal band. Elgesh liegt fernab von Kotan, also kann das Problem seiner Welt nicht Ihres sein. Sie brennen darauf, daß das Omphalos untersucht wird, und sie tranken auf einen, den es nicht mehr gibt, wie Sie sagten. Sie sind jung, also konnte auch er nicht sehr alt gewesen sein, deshalb dürfte er sich auf dem letzten Schiff befunden haben.« Er schenkte nach. »Darum verließen Sie Ihren Heimatplaneten – nicht, um sich einen Ehemann zu erjagen, sondern um Ihren Bruder zu finden. Sie sollten Ihre Zeit nicht vergeuden.«
    »Es ist meine Zeit!«
    »Und Ihr Leben«, pflichtete er ihr bei. »Trinken wir darauf. Möge es lange und glücklich sein.« Fast sanft fügte er hinzu: »Lassen wir die Toten ihre Toten begraben.«
    Der Rat eines Mannes mit Erfahrung, dachte sie, während sie ihn heimlich musterte. Sie hatte sich getäuscht über seine innere Verletzlichkeit. An ihm war nichts von Schwäche oder Weichheit. Er konnte, wenn er wollte, gütig und sanft sein, aber das war alles. Er war von Grund auf ein harter skrupelloser Mensch, der nichts in seinem Weg duldete.
    Mit plötzlichem Scharfblick sagte sie: »Sie haben das alles eingefädelt. Sie wollten den Ekal kennenlernen, sein Vertrauen gewinnen und rechneten damit, daß er Ihnen einen Job anbieten würde. Wußten Sie, was er vorhatte?«
    »Er hat ein Schiff im Raumhafen und eine Mannschaft, die allzu gerne redet.«
    »Zufall«, murmelte sie. »Deshalb tranken Sie darauf. Sie hielten Ausschau nach einem Mann wie dem Ekal, und er suchte einen Mann wie Sie. Sie werden ihm also helfen.«
    »Natürlich.«
    »Das hätten Sie mir gleich sagen können, als ich Sie fragte. Verdammt, Mark! Wollten Sie etwas aus mir herausbringen oder sich nur rächen? Aber es spielt keine Rolle mehr. Sie haben mir alles gesagt, was ich wissen wollte. Fast alles.«
    »Shara, Sie sind bezaubernd schön.«
    »Danke, Mark. Ich habe lange darauf gewartet, das von Ihnen zu hören.«
     

 
4.
     
    Aus der Ferne war das Omphalos ein Siegel, etwas näher ein Rätsel, und noch näher glich es einem endlosen Ozean mit bewegten Wellen, die drohten, das kleine Schiff jeden Augenblick zu überbranden. Und die Farben blendeten. Carodyne hob seine Schutzbrille und rieb die brennenden Augen, als ihn der Antrieb von der leuchtenden Gefahr forttrug. Schweiß lief ihm über Stirn und Rücken, und seine Muskeln zitterten von der zu langen Anspannung. Es schmerzte von der Anstrengung am ganzen Körper. Aus dem Empfänger drang Chaloms Stimme scharf und aufreizend.
    »Noch einmal, Mark. Diesmal ein wenig näher, wenn Sie es schaffen.« Als Mark sich nicht meldete, rief er: »Mark? Hören Sie mich?«
    »Ich höre Sie, aber mir reicht es für heute.«
    »Mark, ich muß die Messungen überprüfen. Bei Ihrem letzten Flug spielten die Instrumente alle verrückt.« Wieder schwieg Carodyne. Fast flehend rief Chalom diesmal: »Mark, es ist ungemein wichtig. Wenn ich nicht noch einmal alles überprüfen kann, nutzen mir die ganzen bisherigen Messungen nichts. Ich glaube, ich habe etwas entdeckt, aber ich
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