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Ich geh jetzt in dein Karma rein

Ich geh jetzt in dein Karma rein

Titel: Ich geh jetzt in dein Karma rein
Autoren: Bianca Wagner
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dumm verkaufen, dann sind Sie verdammt schief gewickelt. Seien Sie froh, dass Sie noch einen anderen Job haben, denn den bei uns und unserer Astro-Line haben Sie seit genau dieser Sekunde nicht mehr!«
    Herr Schmidt schmiss den Hörer auf, und ich ließ seine letzten Worte einige Sekunden auf mich wirken. Dann lief ich zu meinem Computer, um mich in meinem Berater-Account einzuloggen. Mein Herz klopfte, während ich meinen Namen und das Passwort eingab. Und dann geschah … nichts.
    Ich tippte noch einmal meinen Namen und das Passwort ein, vielleicht hatte ich mich in meiner Aufregung verschrieben. Wieder nichts. Ich klickte auf die Suchanfrage und gab meinen Beraternamen ein. Kein Ergebnis.
    Langsam sickerte in meinem Gehirn die Erkenntnis durch, dass ich nicht mehr auf diesem Astro-Portal existierte. Herr Schmidt hatte mich mit einem einzigen Knopfdruck gelöscht, als hätte es mich nie gegeben.
    Ich blieb noch eine Weile vor dem Computer sitzen und ließ das Gespräch gerade eben und die letzten fünf Jahre Revue passieren. Ich dachte zurück an all die verrückten Gespräche. An liebe und nervige Kunden und ihre Geschichten. Ich wurde sentimental. Ich dankte dem Universum, so viele Menschen auf einem Teil ihres Wegs begleitet haben zu dürfen, mit ihnen gelacht und geweint und dadurch so viel über das Leben gelernt zu haben.
    Dann schnappte ich mir den Hörer und wählte die Rufnummer meiner guten Freundin Walli.
    Ich: »Hallo Walli, hier ist Bianca. Ich habe Feierabend. Hast du Lust, shoppen zu gehen?«

♈ ☿ Nachwort ♊ ♋
12. Juni 2012
    Nur noch fünf Tage bis zur endgültigen Manuskriptabgabe.
    Das Telefon klingelte. Ich hob ab. Am anderen Ende meldete sich eine Freundin von mir, der ich das Buch als Testleserin gegeben hatte.
    »Ich habe das Buch jetzt durchgelesen.«
    »Und? Wie fandest du es?«
    »Total lustig! Ich habe die ganze Zeit laut ›Gibt’s doch nicht!‹ gerufen. Warum hast du mir das alles nicht schon viel früher erzählt? Hätte ich nie gedacht, dass man solche Sachen erlebt, wenn man als Kartenleger arbeitet.«
    »Das und noch viel mehr. Vielleicht schreibe ich ja sogar ein zweites Buch.«
    »Klar, aber bevor du das machst, schreib lieber mal ein Nachwort. Das fehlt irgendwie.«
    »Wie? Nachwort?«
    »Na, so was wie ein Resümee deiner Zeit als Kartenlegerin aus der heutigen Perspektive. Irgendwie so was. Ein paar persönliche Worte an die Leser eben.«
    »Ach, so was meinst du. Okay, das kann ich machen. Dann lass uns mal auflegen, ich muss ja jetzt was schreiben.«
    Nun sitze ich vor meinem Laptop und überlege, was noch zu sagen bleibt. Vielleicht fange ich damit an, dass ich es bis heute weder bereut habe, einen Kartenlegekurs belegt noch ein paar Jahre auf einer Astro-Line gearbeitet zu haben.
    Falls Sie sich über Schilderungen meiner zum größten Teil sehr irren Kundengespräche gewundert haben und sich nun fragen, ob denn wirklich alle Anrufer derart durchgeknallt waren, so kann ich Sie beruhigen: Ich versichere Ihnen, dass es auch viele nette und sympathische Kunden gab, mit denen ich völlig normale Beratungsgespräche geführt habe und die sich stets sehr freundlich am Telefon verhalten haben. Doch wäre es für Sie vermutlich äußerst langweilig und uninteressant gewesen, über solche Gespräche zu lesen. Ich wollte Sie mit »das Beste aus Absurdistan« unterhalten, und dazu gehören natürlich skurrile und nicht alltägliche Geschichten, außergewöhnliche Situationen, die mir in Erinnerung geblieben sind und es wohl auch immer bleiben werden.
    Was ich Ihnen garantieren kann: Ich habe meine Arbeit als Kartenlegerin bis zum Schluss wirklich gerne gemacht, trotz der teilweise merkwürdigen Anrufer, der gewöhnungsbedürftigen Kollegen und der fragwürdigen Astro-Line-Politik.
    Nach meinem »unfreiwilligen«, aber offensichtlich überfälligen Rauswurf beim Eso-Portal habe ich meine Karten übrigens in die hinterste Ecke meiner Wohnung gepackt und nicht mehr angerührt. Erst als ich mit der Arbeit an dem Buch begonnen habe, habe ich sie wieder hervorgeholt und für mich ein Kartenbild gelegt, um zu testen, ob ich es denn überhaupt noch kann. Nun ja, zum Glück scheint es sich beim Kartenlegen ähnlich zu verhalten wie beim Fahrradfahren: Das verlernt man nie. Jedenfalls hat es funktioniert, und die Dinge, die ich aus den Karten herauslesen konnte, haben auf meine vergangene und gegenwärtige Situation gepasst. Was mich zu der bei Ihnen vermutlich auf der Seele brennenden
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