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Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Titel: Hornblower 02 - Leutnant Hornblower
Autoren: C. S. Forester
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vor ihrem massigen Bug schäumte zuweilen eine Gischtwolke hoch und zauberte das flüchtige Bild eines Regenbogens in die Luft.
    Die Riggen pfiffen und heulten in hellen, klaren Tönen, ihr Diskant und Tenor vermischte sich mit dem Bariton und Baß des knarrenden, ächzenden Rumpfes zu einer wahren Symphonie des Meeres. Im Blau des Himmels schwammen einzelne, leuchtendweiße Wolken, hoch über ihnen strahlte verjüngend und belebend die freundliche Sonne und spiegelte sich mit tausend tanzenden Lichtern im königlichen Blau des Ozeans.
    In dieser herrlichen Umrahmung erschien auch das Schiff selbst als ein Werk von vollendeter Schönheit, aber seine mächtigen Flanken und die drohenden Reihen der Geschütze gaben dem Bild, das es bot, darüber hinaus noch eine besondere Note: Die Renown war nicht nur schön, sie war außerdem geradezu ein Inbegriff von Macht und Kampfkraft, sie war eine Königin in jenen blauen Weiten, die sie stolz und einsam durchmaß. Gerade die Einsamkeit um sie her sprach die deutlichste Sprache. Die feindlichen Flotten drängten sich in ihren Häfen, blockiert von wachsamen Geschwadern, deren Admirale darauf brannten, sie vor ihre Geschütze zu bekommen.
    So konnte die Renown in aller Freiheit die Meere durchsegeln, sicher, daß sie nichts zu fürchten hatte. Kein heimlicher Blockadebrecher kam ihr an Kampfkraft gleich, nirgendwo auf den sieben Meeren gab es noch ein feindliches Geschwader, das sie zum Kampf stellen konnte. Sie durfte sogar der Küsten des Feindes spotten, denn dessen Schiffe waren hilflos eingesperrt, dagegen konnte sie die eigene geballte Macht an jedem Punkt der Erde in einem vernichtenden Schlag zum Einsatz bringen.
    Man durfte annehmen, daß sie die Lords der Admiralität auch diesmal über den Ozean gesandt hatten, um einen solchen Schlag zu führen.
    An Oberdeck war die Mannschaft des Schiffes in langen Gliedern angetreten, das waren die Männer, denen die nie endende Aufgabe oblag, dieses mächtige Wunderwerk ständig in höchster Form zu halten, die immer neuen Schäden zu beheben, die ihm Wind und Wetter zufügten und die auch bloße Abnutzung im Lauf der Zeit hervorrief. Schneeweiße Decks, blitzende Farbe, kunstvoll aufgeschossenes Tauwerk und sauber gelaschte Spieren, das alles gab Zeugnis von der gewissenhaften Sorgfalt, mit der sie ihre Arbeit taten. Und wenn eines Tages der Augenblick für die Renown gekommen war, ihrer Herrschaft über die Meere mit eisernen Argumenten Nachdruck zu verleihen, dann standen die gleichen Männer an den Geschützen. Die Renown besaß eine unerhörte Kampfkraft, gewiß, aber sie konnte diese Kampfkraft letzten Endes doch nur dank der Tapferkeit und Tüchtigkeit der Menschen entfalten, die sie bedienten. Und wie die Renown selbst, so waren auch diese Menschen nur kleine Rädchen im Getriebe des Riesenapparates Royal Navy, und die meisten von ihnen waren im Lauf der Jahre so innig mit der altehrwürdigen Disziplin und Routine ihres Dienstes verwachsen, daß sie sich damit zufriedengaben, Rädchen zu sein, die Decks zu waschen, ihr Schiff zu takeln, ihre Geschütze zu richten oder mit dem Entermesser in der Faust eine feindliche Bordwand zu stürmen. Sie machten sich wenig daraus, ob der Bug nach Norden oder nach Süden zeigte, ob ihre Kugel einem Franzosen, einem Spanier oder einem Holländer galt. Auch heute wußte nur der Kommandant um den Auftrag, mit dem die Renown von den Lords der Admiralität - ahrscheinlich im Einvernehmen mit dem Kabinett - auf die Reise geschickt worden war. Das Ziel war Westindien, soweit war man allgemein im Bilde - aber wohin das Schiff in jenem großen Seegebiet bestimmt war und welche Aufgabe es dort zu erfüllen hatte, das war bis jetzt nur einem einzigen von den siebenhundertvierzig Männern bekannt, die die Decks der Renown bevölkerten.
    An diesem Sonntagmorgen war jeder verfügbare Mann der Besatzung auf dem Oberdeck angetreten, nicht nur die beiden Wachen wie sonst, sondern auch alle sogenannten Freiwächter, die nicht zur Wache eingeteilt waren - die Hellegatsgäste, die ihre Arbeit so tief unter Deck taten, daß sie zum Teil buchstäblich von einem Sonntag zum anderen die Sonne nicht sahen, der Küfer und seine Maate, der Büchsenmacher und seine Maate, Segelmacher, Köche und Stewards. Sie alle steckten in ihren besten Uniformen, die Offiziere standen im Dreispitz und mit umgeschnalltem Säbel am rechten Flügel ihrer Divisionen, nur der Wachhabende Offizier, der Deckoffizier der Wache, die
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