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HISTORICAL EXCLUSIV Band 23

HISTORICAL EXCLUSIV Band 23

Titel: HISTORICAL EXCLUSIV Band 23
Autoren: MARIE-LOUISE HALL LAURIE GRANT
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durchgekämpft, bis sie in der Mitte zusammentrafen. Beide Divisionen hatten auf ihrem Weg gnadenlos alles niedergemetzelt.
    „Das Töten Unschuldiger soll aufhören“, hatte König Henry befohlen, nachdem er an einer kopflosen Frau vorbeigekommen war, an deren Brust noch immer ein Säugling lag. „Lasst die Männer plündern und vergewaltigen, wenn es denn sein muss, aber von jetzt an soll keine Frau, kein Kind und kein Priester mehr ermordet werden.“
    Sir Adam Saker wandte sich angeekelt vom Schauplatz des Blutbads ab. Er war einer der Ersten gewesen, die durch die Mauerbreschen in die Stadt gestürmt waren, und daher war auch seine Waffe blutbefleckt, aber er hatte nur kämpfende Männer erschlagen, keine hilflosen, unschuldigen Bürger oder jene, die ihre Waffen senkten und sich ergaben in dem Glauben, dass ihre Unterwerfung angenommen werden würde.
    Irgendwann hatte er in dem dichten Rauch Harry Ingles, seinen Knappen, aus den Augen verloren, und auf der Suche nach dem jungen Mann hatte Adam unvorsichtigerweise seine Kesselhaube abgenommen, um besser sehen zu können. Er hätte fast sein Leben gelassen, als er rücklings von einem französischen Waffenknecht, der aus einer Nebengasse sprang, angegriffen wurde. Der Franzose hatte ihm einen schweren Schlag mit einer Hellebarde versetzt, bevor Adam die Oberhand gewann und ihm sein Schwert durch den Leib stieß.
    Danach hatte er seinen Weg fortgesetzt und den Marktplatz kurz nach dem Ende des Massakers erreicht.
    Weshalb hatte König Henry ein so rücksichtsloses Abschlachten von Menschen zugelassen – nein, sogar noch ermutigt? Üblicherweise schützte er Frauen, Kinder und Priester durch königlichen Erlass. Hatte der drei Wochen währende Widerstand der Bürger des normannischen Caen ihn so erzürnt und seinen Stolz gekränkt, dass er eine so grausame Vergeltung für erforderlich hielt? Und fand der König sich jetzt barmherzig, nur Vergewaltigung und Plündern zu billigen anstelle des Tötens? Sir Adam hatte das Gefühl, seinen König niemals verstehen zu können …
    Verdammt, wo war Harry? Zuletzt hatte er seinen rothaarigen Knappen mit hocherhobenem Schwert der Stadtmitte entgegenstürmen sehen. Junker Harry stürzte sich stets achtlos in die Gefahr, und es wäre ein Wunder, wenn der Junge seinen Leichtsinn lange genug überlebte, um zum Ritter geschlagen zu werden.
    „Sir Adam! Seht, was ich gefunden habe!“, schrie der nämliche Harry aus dem Eingang eines halb aus Stein und halb aus Holz gebauten Hauses in der fernen Ecke des Marktplatzes.
    Harry stand hinter einer jungen Frau, deren Arme er auf den Rücken gedreht hatte und sie so gefangen hielt. In ihren Bemühungen, sich aus Harrys Griff zu befreien, hatte sich das aufgesteckte Haar der Frau gelöst und bedeckte größtenteils ihr Gesicht, sodass Adam lediglich eine dichte Masse rötlicher Flechten sehen konnte.
    Ein weiterer junger Knappe erschien hinter Harry und wehrte die Fäuste des merkwürdigsten kleinen Mannes ab, der Adam je begegnet war.
    Als Adam sich mit langen Schritten näherte, sah er, dass der kleine Mann ein Zwerg war, gewiss nicht viel größer als vier Fuß, mit einem Kopf, der für seinen winzigen Körper viel zu groß war. Der Zwerg beschimpfte Harry in wütendem Französisch. In Hörweite angekommen, konnte Adam verstehen, was der Kleine schrie: „Nimm deine Hände von meiner Herrin, du Bastard, du englischer Hund, du Satansbraten! Ich werde dich aufschlitzen wie einen Karpfen!“
    „Halt ein mit deinen Drohungen, kleiner Mann, dann werden wir weder dir noch deiner Herrin ein Leid zufügen!“, rief Adam in Französisch.
    Der Zwerg drehte sich überrascht um, als er sich in seiner eigenen Sprache angesprochen hörte, und das verschaffte dem anderen Knappen die Gelegenheit, seine Arme zu ergreifen.
    „Sie ist eine Dame , Seigneur! Und weshalb sollten wir Euch glauben, nach alledem, was wir eben hier auf dem Platz sehen mussten!“
    „Weil Ihr das Wort eines Ritters habt“, entgegnete Adam kurz. Es war ihm gleichgültig, ob dieses seltsame Wesen ihm glaubte oder nicht. Ihm war heiß, er hatte Durst, und sein Kopf schmerzte ganz abscheulich. Etwas Feuchtes, Warmes tröpfelte an seinem Ohr herunter …
    Dann gelang es der jungen Frau, einen Arm loszureißen. Sie strich sich die kupferfarbenen Locken aus dem Gesicht und starrte zu Adam auf.
    Sie war gewiss nicht schön im klassischen Sinne, wie englische Troubadoure sie besangen, die blonde Frauen mit blauen Augen und
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