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Hin u Weg - Verliebe Dich Ins Leben

Hin u Weg - Verliebe Dich Ins Leben

Titel: Hin u Weg - Verliebe Dich Ins Leben
Autoren: Christoph Quarch
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Monade“, wie der Philosoph Leibniz einst meinte. Nein, wir sind Teile in einem Geflecht von Verbundenheit, das nur darauf wartet, von uns zum Glühen gebracht zu werden, und dessen Glühen sogar den Tod überdauert. Wenn ich an dich denke, habe ich keinen Zweifel daran. Einfach nur, indem wir uns in die Liebe fallen lassen … Und dann?
    Dann entsteht aus der Verbundenheit Verbindlichkeit. Ist der Draht nur erst zum Glühen gebracht, dann ist er nicht nur verbindend, sondern auch verbindlich. Nicht Treueschwüre oder Ehegelübte haben uns zusammengeschweißt, als wir in der Liebe waren, sondern diese Verbindlichkeit, die aus Verbundenheit entsteht. Sie war kraftvoller und unbeirrbarer, als es jedes moralische Gebot oder jeder Vertrag je sein könnte. Denn sie war nicht gemacht und nicht gewollt, sondern geschenkt und gegeben. Sie war ganz einfach da, und dadurch, dass wir uns in die Liebe hatten fallen lassen, wurden wir uns ihrer bewusst.
    Dieses Bewusstsein, dieses Gefühl des Verbundenseins mit allem, war wohl auch der Grund dafür, dass wir, wie alle Verliebten, hilfsbereit waren; dass wir es nicht mitansehen konnten, dass es anderen nicht so gut ging wie uns. Auch der Bettler in der Fußgängerzone war uns verbindlich, ebenso ein Erdbebenopfer in China. Tatsächlich ist es eine vielfach bestätigte Erfahrung, dass frisch Verliebte ein Auge für die Welt um sie herum haben – und dass sie sich durchaus nicht auf ihre Insel der Seligen zurückziehen, sondern auch ihre Mitmenschen an ihrer Liebe teilhaben lassen.
    Nun stelle ich mir vor, dass dies immer so wäre, nicht nur in der frischen, jugendlichen Verliebtheit wie bei uns beiden damals. Was wäre, wenn ich mich ins Leben verliebte und mich dem Leben im Ganzen, jedem und allem verbunden wüsste? Warum sollte das nicht möglich sein, wo ich mich doch auch dir, die nicht mehr da ist, immer noch im Herzen verbunden weiß? Was wäre das für ein erfülltes Leben. Stell dir vor, es ginge nicht nur mir und dir so, sondern auch anderen Menschen. Gesetze und Gebote bräuchte es dann nicht mehr, denn die Menschen wären einander so verbindlich, dass keiner dem anderen schaden wollte. Der Himmel auf Erden wäre das. Nur, davon ist die Welt weit entfernt. Aber du und ich, wir beide können vielleicht doch ein Stück davon wirklich werden lassen – wenn es uns gelingt, immer neu in die Liebe zu fallen, dauerhaft in der Liebe zu sein und uns darin mit allem und jedem verbunden zu wissen.

Vereint und Getrennt
She said she usually cried at least once
each day not because she was sad, but
because the world was so beautiful &
life was so short
.
Brian Andreas
     
    Erinnerst du dich? Jedes Mal, wenn du in die Liebe gefallen warst, konntest du deinen Liebsten nicht oft genug sehen. Du wolltest bei deinem Liebsten sein. Du wolltest bei mir sein, und ich wollte bei dir sein. Jedes Auseinandergehen schien uns eine Zumutung. Die Zeit floss zäh und träge, wenn wir getrennt waren – und sie schien aufgehoben, solange wir uns sahen. Ja, es hatte nicht nur zwischen uns gefunkt, es schien uns auch unvorstellbar, dass es eines Tages nicht mehr so sein könnte. Jede noch so kleine Trennung voneinander bereitete uns Kummer – Liebeskummer.
    Wir wollten zusammen sein, wann immer und wo immer es ging. Oh, am liebsten wären wir miteinander verschmolzen; und tatsächlich drängten sich unsere Körper aneinander und begehrten nach Vereinigung und Verschmelzung. Wir hielten Händchen, spazierten Arm in Arm, küssten uns und hatten Sex. Vereinigung – das war das Thema; eins sein, so sehr es nur geht; nah sein, so nah es nur geht; verschmelzen, so weit es nur geht. Und wenn diese Sehnsucht auch nur ansatzweise erfüllt war – mmh, ging es uns gut, und wir lachten und freuten uns aneinander.
    Ich glaube, das war nicht nur bei uns so. Die Sache ist eindeutig: Wer in der Liebe ist, will Vereinigung mit dem oder der Geliebten.
    Aber so brennend die Sehnsucht nach Vereinigung, so unstillbar ist sie auch. Sie hört nie auf – und es gibt keine Erlösung. Zumindest nicht für mich; zumindest nicht in diesem Leben, in dem ich in Raum und Zeitmit einem Körper durch die Gegend laufe, der sich nicht so einfach mit einem anderen Körper verschmelzen lässt. Die Literaten haben ihre Konsequenz daraus gezogen: Myriaden Verliebter lassen sie vom Tode träumen, ihn sogar suchen, um endlich dort ans ersehnte und erträumte Ziel zu finden: Vereinigung, Verschmelzung, Ende der unseligen Trennung. Von
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