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Herztod: Thriller (German Edition)

Herztod: Thriller (German Edition)

Titel: Herztod: Thriller (German Edition)
Autoren: Katharina Peters
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alteingesessenen Fahrradladen in Bergedorf, den sie von Meisner senior übernommen hatten, der mit ihnen unter einem Dach lebte. Carolines Großvater, dessen 90. Geburtstag an jenem Freitag gefeiert wurde oder, besser gesagt, gefeiert werden sollte, war besonders aufgebracht gewesen, als seine Enkelin nicht erschien, wie in der Akte vermerkt war. Hannah klappte den Ordner zu, trank ihren Kaffee aus und machte sich mit Kotti an der Seite auf den Weg. Nach Auskunft ihres Smartphone-Navis befand sich das Geschäft in gut vierhundert Metern Entfernung. Also ließ sie den Wagen stehen.
    Vor dem Schaufenster des Bikerladens, in dem lebhafter Andrang herrschte, befand sich eine gemütliche Sitzgruppe aus tiefblau gestrichenen Holzbänken und Korbsesseln. In einem von ihnen thronte ein alter Mann mit Mütze und Pfeife und sah ihr entgegen. Auf seinem giftgrünen T-Shirt prangte das Logo des Geschäftes.
    »Womit können wir dienen – wollen Sie ein Rad entleihen, benötigt Ihres eine fachmännische Reparatur, oder möchtenSie sich umschauen, um ein neues zu kaufen?«, fragte der Alte, und sein breites Hamburgisch schwallte Hannah selbstbewusst entgegen.
    »Nichts von alldem.« Sie lächelte. »Sind Sie Herr Meisner?«
    »Ja, der alte Meisner, Rudi.« Er schob seine Mütze in den Nacken. »Kennen wir uns?« Tiefblaue Augen musterten sie.
    »Nein, noch nicht. Darf ich mich kurz zu Ihnen setzen?«
    »Klar. Braucht der Hund was zu trinken?«
    »Danke der Nachfrage. Im Moment nicht.«
    Hannah nahm ihm gegenüber Platz und stellte sich vor. Die Miene des Alten verdüsterte sich sofort, aber er unterbrach sie nicht, während sie ihre Rolle als Sonderermittlerin so kurz wie möglich erörterte. Er zog an seiner Pfeife und hob das Kinn. »Es ist was passiert, oder? Natürlich ist was passiert. Ich meine, die schicken doch niemanden los ohne handfesten Verdacht.«
    »In diesem Fall schon, Herr Meisner«, betonte Hannah. »Ich weiß nicht mehr als Sie. Ich möchte dem Geschehen im Rahmen meiner Aufgabe beim Bundeskriminalamt auf den Grund gehen, gerade weil nichts auf ein Verbrechen hinweist, aber das Verschwinden Ihrer Enkelin dennoch höchst beunruhigend ist.«
    Meisner nickte sofort. »Das können Sie wohl laut sagen.« Seine Unterlippe zitterte, und er wandte rasch den Kopf zur Seite.
    »Halten Sie es für ausgeschlossen, dass Caroline spontan beschloss, ein paar Tage zu verreisen und nicht erreichbar zu sein?«
    »Natürlich! So ein Blödsinn! Warum sollte sie das tun, noch dazu an meinem Geburtstag? Der sollte groß gefeiert werden …« Er beugte sich vor. »Übrigens, alle wollten das, nur ich nicht. Ist doch völlig egal, ob man neunzig, siebzig, hundert wird. Ich habe gar keinen Wert auf das ganze Theater gelegt, aber …« Er winkte ab. »Caroline war auch dafür. Sie hatte Urlaub und half bei den Vorbereitungen mit, und sie hat sich gefreut, dass die ganze Familie zusammenkommt, Nachbarn,Freunde …« Er zog die Nase kraus. »Und dann bleibt sie einfach weg? Nee, das passt doch nicht zusammen.«
    Hannah teilte seine Meinung. Sie schwiegen einen Moment, während Kunden den Laden verließen und Rudi Meisner grüßte, als würde er jeden einzelnen persönlich kennen, was sehr wahrscheinlich der Fall war.
    »Kann man sagen, dass Sie ein gutes, ein vertrauensvolles Verhältnis zu Ihrer Enkelin haben?«, hob Hannah wieder an.
    »Ja.«
    »Sie kennen sie gut?«
    »Besser als ihre Eltern und ihre Schwester.«
    »Ja? Warum?«
    »Das war immer so«, bekräftigte Rudi Meisner. »Sie war schon als Kind eigenwillig, verschlossen, ließ sich nichts sagen. Bei mir war sie anders. Ich lass mir nicht auf dem Kopf rumtanzen, und gerade die Lütten spüren das.« Er legte seine Pfeife auf den Tisch und starrte eine Weile in die Ferne. »Und ich lasse mir nichts vormachen, von niemandem.«
    »Wissen Sie von einem Freund, einer Beziehung?«
    Meisner wischte sich über die Nase. »Ich bin nicht sicher. Sie hat nichts erzählt, aber … Sie redet nicht über solche Themen, und ich bin ja auch ein alter Zausel.« Er verzog den Mund zu einem Schmunzeln, wurde dann jedoch sofort wieder ernst. »Jedenfalls gibt es niemanden, den sie in letzter Zeit mitgebracht hat, wenn sie uns besuchte.«
    »Wie lange ist es her, dass sie mal jemanden mitbrachte?«, fragte Hannah.
    Meisner nahm die Pfeife wieder in die Hand. »Länger als ein Jahr, glaub ich. Sie hat es nicht so mit der Liebe, sagte sie mal.«
    »Wie meinte sie das? Spielen andere Dinge eine
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