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Herz des Himmels (German Edition)

Herz des Himmels (German Edition)

Titel: Herz des Himmels (German Edition)
Autoren: Tanja Voosen
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Rose.
    „Geh zu Kaine. Ich suche Melora.“
    Rose nickte zustimmend.
    „MELORA?!“, schrie Kaithlyn. Die Lautstärke ihrer eigenen Worte schallte ihr in den Ohren. Mit einem dumpfen Geräusch, fiel etwas durch die Baumkrone über ihnen. Kaithlyn sah erschrocken nach oben. Etwas knackte. Melora fing sich gerade noch rechtzeitig ab. Ihre Hände griffen nach einem Ast und mit einer akrobatischen Leistung klammerte sie sich daran fest, schwang sich herum und landetet perfekt auf dem Waldboden. Sie schüttelte sich und zog sich ein paar Blätter aus den Haaren, die völlig verheddert waren.
    „Geht es dir gut?“, fragte Kaithlyn unsicher. Melora murmelte etwas Unverständliches, was wohl ja bedeuten sollte. Kaithlyn seufzte erleichtert.
     
    Melora war die Erste, die den Schock des Absturzes überwand. Sie gönnte sich kaum Zeit zur Erholung, sondern begann sich durch die Trümmer zu wühlen, als suche sie etwas. Das hatte sie tatsächlich, denn innerhalb kürzester Zeit schaffte sie es, ihr eigenes und das Gepäck der anderen herauszufischen.
    „Wenigstens ist das heil geblieben.“ Dann wand sie sich an Kaithlyn und Rose. „Seid ihr verletzt?“
    „Ich glaube, ich hab mir was gebrochen“, antwortete Rose zaghaft. Melora ließ sich vor ihr nieder und betastete jeden von Rose´ Finger einzeln.
    „Ah!“, stöhnte Rose auf.
    „Sieht so aus, als sei der Zeigefinger gebrochen, mal sehen…“
    Melora formte einen Hauch von eisigem Glitzerstaub über Rose´ Finger.
    „Wir kühlen es erst mal, ich schiene ihn dann später.“ Mit diesen Worten wand sie sich dann Kaine zu. „Kaine?“ Er starrte finster zu Boden. Melora unterzog in einer Musterung. Sie holte ein kleines schwarzes Päckchen aus ihrer Tasche heraus. Ein Verbandskasten , dachte Kaithlyn. Wieso habe ich nicht daran gedacht? Wie umsichtig Melora sein konnte. „Lass mich dir helfen.“
    Die beiden sahen sich feindselig an. Er fluchte leise. Sie begann zuerst die Platzwunde über seinem Auge zu reinigen, dann seine Hände, die sie anschließend mit einer Paste eincremte und verband. Zufrieden sah sie in Kaines gequältes Gesicht. „Fertig. Besser, oder?“
    Kaine sagte nichts. Als nächstes schiente Melora, mit einem kleinen Zweig und einer weiteren Mullbinde, Rose´ Finger. „Danke“, sagte Rose, froh darüber, dass die Schmerzen nachließen.
    „Das du daran gedacht hast“, murmelte Kaithlyn. Melora hob die Brauen.
    „Natürlich. Keiner von uns kann Heilzauber. Du hast sicher gedacht, dass wir hier einfach so wieder herauskommen, nicht wahr?“ Ein Hauch Sarkasmus lag in ihrer Stimme. „Ich schlage vor, wir machen hier die erste Rast, essen und trinken und überlegen dann, wie es weiter geht.“
    Kaithlyn starrte sie unbeholfen an. „Okay.“
     
    Kaithlyn wusste, warum der Wald des Schweigens in keinem der Geschichtsbücher vorkam. Es war unnatürlich. Auf eine beeindruckende Weise war alles, was sie sah schön, aber gleichsam auch sehr bedrohlich. Die Bäume wuchsen so hoch, dass ihre Baumkronen ein so dichtes Blätterwerk bildeten, das sie Sonne mühelos abschirmen konnten, so wie eine dicke Wolke es tun würde. Dämmerlicht fiel vereinzelt durchs Geäst und verlieh der Umgebung eine abendliche Atmosphäre. Ihr war bisher nicht aufgefallen, wie finster alles wirkte. Die meisten Bäume waren von Moos überwuchert, Flechten und seltsamen Kletterpflanzen, mit roten Sprenkeln und blauen Blüten, Efeu das gelblich schimmerte und einen süßlichen Geruch verströmte. Es gab Büsche, an denen Beeren in allen Farben hingen und Pflanzen, die sich kringelten, wie Locken. Aus den Tiefen des Waldes, drangen fremde Geräusche.
    Sie kam sie klein und hilflos vor, ihr Unterfangen erschien ihr unmöglich. Eingeschüchtert von der unbekannten Umgebung und ihrer Ahnungslosigkeit erkannte sie, dass Kaine Recht gehabt hatte. Selbst mit allem Mut der Welt, war nicht alles möglich. Das war es nur, was sich Menschen einredeten, die einen Funken Hoffnung brauchten und das ihr Funke dazu imstande war, den Wald zu entzünden war ungewiss. Sie konnte es nicht zugeben. Nicht vor Kaine. Nicht vor Melora. Nicht vor Rose oder Harlow. Es gab immer zwei Ansichten und wenn sie die Dinge von der anderen Seite betrachtete, hatten sie eine Chance. Sie hatten es geschafft, auf die Insel zu gelangen, waren mehr oder weniger unverletzt, besaßen Verstand und Magie – Melora immerhin – und das Ventu Evan Hayworths.
    „Was glaubt ihr, hat uns angegriffen?“, fragte Rose.
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