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Herbst - Ausklang (German Edition)

Herbst - Ausklang (German Edition)

Titel: Herbst - Ausklang (German Edition)
Autoren: David Moody
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ausgeschaltet, die Kopfhörer abgenommen und Shirley Brinksford schluchzend mitten auf dem Hof vorgefunden hatte.
    Shirley war eine unmotivierte Touristin gewesen. Sie war gerade mit ihrem unerträglich langweiligen Mann Raymond auf den Parkplatz gerollt, um einen weiteren ermüdenden Tag mit Besichtigungen örtlicher Relikte anzutreten. Shirley hatte schon länger nach einem Ausweg aus der Beziehung gesucht, allerdings nicht so. Schlagartig zu sterben und den Wagen in einen Graben zu lenken, war das Aufregendste gewesen, das Raymond in fast 30 Jahren Ehe getan hatte.
    Über Jerry sprach niemand viel – die ursprünglich vierte Person in der Burg. Jerry hatte an einer schrecklichen Muskelschwundkrankheit gelitten und war kurz nach dem Ausbruch der Seuche gesichtet worden, wie er vor der Burg die Straße entlangfuhr. Den elektrischen Rollstuhl hatte er mit der rechten Hand gelenkt, die sich als der einzige Körperteil erwies, über den er noch Kontrolle hatte. Niemand hatte gewagt, es den anderen gegenüber auszusprechen, aber insgeheim hatten sie alle gewünscht, Jerry nie gefunden zu haben, denn es war von vornherein überdeutlich gewesen, dass sie nichts für ihn tun konnten. Er musste rund um die Uhr betreut werden und brauchte physische und medizinische Behandlungen. Kieran und die anderen konnten nicht einmal ihre eigenen Bedürfnisse erfüllen, geschweige denn jene Jerrys. Sie taten, was sie konnten – versuchten, ihn zu füttern, mit ihm zu kommunizieren, ihn sauber und warm zu halten, für seine Sicherheit zu sorgen ... aber es erwies sich als hoffnungslos. Sie alle empfanden es als Erleichterung, als er im Schlaf starb.
    Die Entscheidung, ob er in der Burg bleiben sollte oder nicht, war Jackson leicht gefallen. Zu seiner Überraschung stellte er fest, dass er durch die plötzliche Verantwortung dafür, die kleine Gruppe zu koordinieren und ihre Festung so stark, sicher und gemütlich wie möglich zu gestalten, regelrecht aufblühte.
    Hinauszugehen und Vorräte zu beschaffen, hatte ein vorrangiges Anliegen dargestellt. Als Jackson zu ihnen gestoßen war, hatten sie kaum gehabt, was sie zum Überleben brauchten. Sie hatten lediglich über einige Lebensmittel verfügt, den Pritschenwagen, in dem Kieran angekommen war, Raymond Brinksfords Auto und den aufgemotzten, aber klapprigen Ford Fiesta von Melanies vermutlich totem Freund. Ihre gesamten Verteidigungsmöglichkeiten hatten sich auf Kierans Gewehr, das er in einem nahen Haus entdeckt hatte, und eine halbe Schachtel Munition beschränkt.
    Die Sicherheit der Burg zu verlassen, war notwendig, und sie taten, was sie konnten, um die Risiken zu verringern. Kieran, Jackson und Mel nahmen das nächstgelegene Dorf ins Visier, pflügten sich den Weg hinaus durch das Burgtor und über die Brücke in Kierans Pick-up und kehrten einige Stunden später mit voller Ladung und zwei weiteren Fahrzeugen zurück. Wenngleich es immer reichlich Gefahren barg, sich zwischen die Toten zu begeben, konnten sie es sich dank der Stärke ihrer Burgzuflucht leisten, beim Kommen und Gehen so viel Lärm zu veranstalten, wie sie wollten, weil sie wussten, dass nur ein Bruchteil der Leichen sie erreichen konnte.
    »Wir gehen raus«, hatte Jackson gesagt. »Wir holen uns, was wir brauchen, dann kommen wir zurück. So einfach ist das.«
    Und eine Zeit lang war es das auch.
    Ungeachtet der Unterschiede in Alter und Herkunft arbeiteten Kieran und Jackson gut zusammen, und ihre gemeinsamen Expeditionen in die Welt der Toten wurden gewagter, geschürt von ihrer beider Wunsch, zu überleben. Sie beschafften Bagger von nahen Baustellen, die nie fertiggestellt werden würden, und benutzten sie, um die Holzbrücke relativ frei von Kadavern zu halten. Aus einem Ferienlager am Fluss, das sie vom Torhaus aus erspäht hatten, schleppten sie sechs große Wohnwagen zur Burg. Diese verwendeten sie als zusätzliche Unterkünfte, weil sie wärmer und erheblich gemütlicher als alle sonstigen Teile der Festung waren, einschließlich der Fertigteilbauten. Und bald wurden diese Unterkünfte auch benötigt, denn die Aktivitäten im Umfeld der Burg erregten nicht nur die Aufmerksamkeit so gut wie jedes wandelnden Toten im Umkreis von mehreren Kilometern, sondern auch die von einigen anderen Überlebendengruppen, die sich in der Nähe versteckt hatten. Menschen fingen an, durch die Schatten zu schleichen, um zu Cheetham Castle zu gelangen, wenngleich in bescheidener Zahl. Manche kämpften sich durch die Ränge der
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