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Heißer Winter in Texas

Heißer Winter in Texas

Titel: Heißer Winter in Texas
Autoren: Deborah Powell
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man aber leider nicht kann. Der Staatsanwalt
    schreit nach Zusammenarbeit mit der Polizei – die nicht
    zustande kommt, weil die Polizei damit beschäftigt ist,
    in teuren Autos rumzufahren, um ihre Anteile
    abzukassieren. Diese Stadt steht sämtlichen Gaunern,
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    Huren, Zuhältern, Schwindlern, Kokainsüchtigen,
    Schwarzbrennern und Spielern offen, die hier ihr
    Süppchen kochen wollen – und Sie möchten, daß ich all
    das fallenlasse und statt dessen über einen Haufen
    Partys schreibe, auf denen ein Haufen Leute
    herumhängt, die so reich sind, daß sie sich nicht mal
    selbst in der Nase bohren müssen? Zur Hölle, die
    mieten sich lieber zwei Schleimbeutel, die das erledigen
    – selbstverständlich für jedes Nasenloch einen. Der
    Höhepunkt der Veranstaltung wird wahrscheinlich
    darin bestehen, daß ein paar Saftsäcke aus River Oaks in
    Houston mit ein paar Saftsäcken aus Oak Lawn in
    Dallas die Schlacht von Alamo nachstellen, während
    ihre geschätzten Gattinnen nach Paris fliegen, um für
    ein Kleid mehr Geld auszugeben, als die meisten
    Menschen in ihrem ganzen Leben verdienen. Das ist
    doch so, Kelly? Ist das nicht die Story, auf die Sie mich
    ansetzen wollen?«
    Die Scharlachröte seines Gesichts war zu Weiß
    verblichen. Er sah aus, als hätte ich die Farbe aus ihm
    herausgeprügelt.
    Das
    falsche
    Grinsen
    war
    verschwunden, und er hatte Angst. Wahrscheinlich war
    er deshalb so ein begnadeter Arschkriecher geworden –
    weil er sich vor unangenehmen Konfrontationen
    fürchtete.
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    »Nun kommen Sie schon, Hollis. Es hat doch keinen
    Sinn, sich so aufzuregen.« Seine Hände flatterten wie
    ein Paar Aasgeier, die ein Gürteltier sehen, das ein
    wenig zu langsam war, um heil über die Landstraße zu
    kommen. Sie umkreisten seinen Schreibtisch, um dann
    auf seine Pfeife herabzustoßen. Er stopfte sie mit
    nervösen Fingern, wobei er ringsum Tabak verstreute,
    beugte sich vor, um die Brösel vom Tisch zu pusten,
    und blies dabei den halben Papierstoß durchs Zimmer.
    Dankbar für diese Ablenkung bückte er sich, um alles
    aufzusammeln.
    »Ich mach‹ das nicht.« Meine Stimme erreichte den
    Gefrierpunkt.
    »Ich
    werde
    nicht
    über
    die
    Hundertjahrfeier berichten. Ich bin Kriminalreporterin,
    und darin bin ich gut.« Ich klappte meinen Mund zu,
    bevor ich anfing, mich zu wiederholen.
    »Sie haben keine Wahl«, murmelte er unter seinem
    Schreibtisch hervor.
    »Was soll das heißen – ich hab‹ keine Wahl? Ich hab‹
    jede Menge Möglichkeiten. Ich würde es allerdings
    vorziehen, wenn ich mich für die eine oder andere nicht
    entscheiden müßte. Holen Sie JJ her, Kelly, und wir
    klären diese Geschichte ein für alle Mal.«
    »Es sind JJs Anordnungen, Hollis. Er will, daß Sie es
    machen. Schluß. Ende der Diskussion.« Seine Stimme
    wurde schrill.
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    »Dann kündige ich«, sagte ich. Mein Magen war ein
    Knoten, und meine Kehle fühlte sich an wie ein
    zugeschnappter Riegel.
    Sein Kopf flog hoch und schlug gegen die
    Schreibtischkante. Obendrein biß er sich auf die Zunge,
    Tränen schossen in seine Augen. Zum ersten Mal seit
    Beginn dieses Gesprächs fühlte ich eine gewisse
    Befriedigung.
    »Ich kann jetzt nicht klar denken«, wimmerte er
    kläglich und tastete nach seinem Taschentuch, um die
    Tränen abzuwischen, die ihm übers Gesicht liefen. »Sie
    können nicht kündigen.«
    »Ich hab‹s gerade getan, Kelly.« Ich wirbelte auf dem
    rechten Fuß herum, um den Raum zu verlassen.
    Schwerer Fehler. Ich verzog mir etwas in meinem
    rechten Knie, in dem ich ohnehin die Folgen einer alten
    Verletzung spürte. Statt stolz mit dramatischem
    Schwung aus dem Zimmer zu marschieren, schlurfte ich
    ein Bein nachziehend von dannen.
    Ich hinkte zu meinem Schreibtisch, schnappte mir
    Mantel und Handschuhe und humpelte zum Aufzug,
    ohne nach rechts oder links zu sehen. Ich stach zu heftig
    auf den Knopf ein, so daß mir der rechte Zeigefinger
    umknickte. Wenn ich so weitermachte, konnte ich mit
    dem Krankenwagen heimfahren.
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    Die Fahrstuhltür ging auf, und Bert starrte geradeaus,
    ohne die leiseste Spur von Wiedererkennen in seinen
    Augen. Er öffnete seinen zahnlosen Mund, um nach
    dem Stockwerk zu fragen, aber bevor er ein Wort
    herausbrachte, hatte ich seine Schulter mit einer Hand
    gepackt und zugedrückt wie ein Schraubstock. Ich
    spürte, wie sich mein Gesicht verzog, als der Schmerz
    meinen lädierten Finger durchfuhr. Berts Mund klappte
    auf vor Qual und Entrüstung. Er sah mir ins Gesicht.
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