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Großvater 02 - und die Schmuggler

Großvater 02 - und die Schmuggler

Titel: Großvater 02 - und die Schmuggler
Autoren: Per Olov Enquist
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von drei Kindern und einem weißhaarigen alten Mann, die alle mit anscheinend unsäglicher Verblüffung die Szene verfolgt hatten.
    Ein riesiger schwarzer Bär hatte in nur wenigen Minuten einen schwarz glänzenden Hubschrauber, der Millionen gekostet hatte, vollständig unbrauchbar gemacht.
    Der Hubschrauber stand in idiotisch schiefer Haltung und ohne eins seiner Rotorblätter da. Davor stand ein Bär, der nicht einmal stolz zu sein schien auf das, was er angerichtet hatte. Der auch nicht aussah, als wollte er sich entschuldigen, sondern der nur dastand, ein bisschen platt und verblüfft und glücklich darüber, dass er es geschafft hatte, die schwarze Kröte des Todes zu zerstören.
    Der Mann mit dem Totenkopfgesicht schien als Erster die Konsequenzen einzusehen: Der Hubschrauber war kaputt! Er brüllte auf wie ein verwundetes Tier, drehte sich um und schrie etwas. Vielleicht war es ein Befehl, dieses wilde Tier, das ihre schöne, tödliche schwarze Hubschrauberkröte vollständig manövrierunfähig gemacht hatte, mit einer gezielten Salve aus einer Kalaschnikow zu bestrafen und zu vernichten. Ja, man hörte ein mehrfach wiederkehrendes Wort in einem Strom gutturaler Flüche, der sich aus seinem Mund ergoss: »Gde moi kalaschnikow, tschort wosmil!« Die vier Männer blickten um sich, wütend und verwirrt.
    Sie hatten ja anscheinend nur eine Kalaschnikow, die jetzt den feindlichen und in jeder Weise widerwärtigen Bären vernichten sollte, der sie so verhöhnt hatte – aber wo war sie? Kurz herrschte Verwirrung, dann sahen die Kinder, dass der Anführer der Männer sie offenbar entdeckt hatte. Sie lag auf dem Boden dicht beim Höhleneingang; er lief hin und bückte sich.
    Doch plötzlich geschah etwas Eigentümliches.
    Er schien zurückzuprallen, setzte sich rücklings auf den Boden, und ein Augenblick totaler Stille entstand. Da sahen sie, was ihn erschreckt hatte: eine schwarze Schlange.
    Der Mann hatte die Hand ausgestreckt, um die Waffe zu greifen, aber da war die schwarze Schlange aufgetaucht, die unter der Waffe gelegen hatte. Sie zischte wild mit offenem Maul und glitt langsam auf den am Boden sitzenden Mann zu.
    Und plötzlich wussten sie Bescheid.
    »Das ist meine Schlange!«, hörten sie Gabriel schreien. Er schrie wie ein Vogel, mit dünner, trotziger Stimme: »Das ist meine Schlange! Das ist Pethrus!« Und sie sahen alle, wie Gabriel hinlief, an der schwarzen Schlange vorbei, wie er sich die Kalaschnikow schnappte, unter der die Schlange sich versteckt hatte, und lief.
    Der Totenkopfmann erhob sich vom Boden.
    Er behielt die Ringelnatter im Auge, die jedoch plötzlich kehrtmachte und sich weich und blitzschnell in Richtung der südwestlichen Wand schlängelte, zur Kante des Felsplateaus.
    Dort verschwand sie im Geröll.
    Es gab erneut einige Sekunden absoluter Stille. Dann hörte man plötzlich eine zarte Stimme von einer Stelle ungefähr zehn Meter vom Eingang der dritten Höhle entfernt. Von einem Kind, das dort auf dem schmalen Felsenpfad stand, der in südwestlicher Richtung von der dritten zur zweiten Höhle führte. Da stand Gabriel.
    »Hände hoch!« , schrie er mit dünner, zitternder Stimme.
    Und auf einmal wurde ihnen allen klar, dass Gabriel, sieben Jahre, im Besitz der Waffe war.
    3. Hinterher konnte keiner richtig beschreiben oder auch nur erklären, in welcher Reihenfolge und warum alles geschah; aber es war wohl Marcus, der die Initiative ergriff.
    Er lief wie ein Verrückter auf Gabriel zu, und nach einigen Sekunden Zögern folgte ihm Großvater, aber komisch vorgebeugt, beinahe krampfhaft hin und her schaukelnd. Als Letzte Mina. Gabriel richtete die Maschinenpistole jetzt in die Luft, schien einen Moment zu zögern und drückte dann ab.
    Ein Schuss. Gabriel ging in die Knie, behielt aber den Kolben in der Hand.
    »Rein da! Rein in die Höhle!« , schrie der Großvater, dem die Hände noch auf den Rücken gebunden waren. Seine Füße waren trotz allem nicht gefesselt, sondern frei, aber er stolperte auf sonderbare Weise, humpelte mit vorgebeugtem Kopf und beinahe gekrümmt, als glaubte er, sich ducken zu müssen, falls Gabriel irrtümlich eine tödliche Salve auf sie abfeuern sollte. Die anderen liefen wie die Verrückten zur zweiten Höhle. Großvater schien sich jetzt an seinen Militärdienst zu erinnern und brüllte: »Deckungsfeuer einstellen! Nicht mehr schießen!«
    Aber irgendetwas stimmte nicht mit Großvater. Er war weiß im Gesicht. Er konnte nur schwer laufen. Kaum gehen.
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