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Gluehend

Gluehend

Titel: Gluehend
Autoren: Emma Green
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äußerst schwer, wenn nicht sogar unmöglich ist, Marcus zu widersprechen. Ich bin zwar schüchtern und brauche einige Zeit, um mich auf jemanden einzulassen, doch ich bin überrascht, wie wohl ich mich mit ihm fühle. Durch diesen kunterbunten Typen wird mein Job bei Agence Models Prestige wohl alles andere als langweilig! Als ich den köstlichen Kaffee trinke, den er für mich zubereitet hat, stößt mich mein Kollege mit dem Ellenbogen an.
    Was? Wie? Oh, Lemmy kommt auf uns zu …
    Hortense, sie heißt Hortense.
    „Frau Baumann, ich sehe, dass Sie nicht gerade in Arbeit versinken …“
    „Guten Morgen, Madame Lemercier, ich …“
    „Es ist meine Schuld, Hortense, ich habe darauf bestanden, dass Amandine eine Kaffeepause macht. Soll ich Ihnen einen Espresso machen?“
    Danke, mein Retter …
    „Sie wissen ganz genau, dass ich keinen Kaffee trinke, Monsieur Diarra. Ich leide unter Herzrasen.“
    „Sie sind zu gestresst, Hortense, Sie sollten Yoga machen!“
    Oder mal wieder eine Nummer schieben … Wie lang ist es wohl her? Zehn Jahre?
    „Vielen Dank für Ihre Ratschläge, doch ich benötige sie nicht. Ich möchte mit Frau Baumann sprechen – unter vier Augen“, antwortet sie, wobei ihre Lippen noch stärker zusammengekniffen sind als sonst.
    Marcus sieht mich fragend an, um abzuchecken, ob ich das ohne ihn überleben kann. Ich lächle ihn an und nicke mit dem Kopf, dann geht er und lässt mich mit der starrsinnigen Assistentin alleine.
    „Sie sind nicht die Erste, die es versucht, wissen Sie. Wenn Sie meine Stelle wollen, brauchen Sie sich keine Illusionen zu machen, so einfach können Sie mich nicht verdrängen …“
    Eine Zwangsjacke, bitte schnell!
    „Ich bin nicht sicher, ob ich Sie richtig verstehe …“
    „Spielen Sie nicht die Clevere, ich weiß genau, was Sie sind: eine Opportunistin wie alle anderen. Monsieur de Beauregard hat seit Ihrem Treffen gestern nur von Ihnen gesprochen. Ihre kleine Show scheint ihre Wirkung nicht verfehlt zu haben. Mit den Hüften zu wackeln und ihm schöne Augen zu machen, wird Sie hier nicht weiterbringen. Wir beide haben offensichtlich weder die gleichen Ziele noch die gleichen Werte.“
    „Sie sind ja vollkommen paranoid! Ich habe es auf gar nichts angelegt. Ihre Stelle interessiert mich nicht und Sie wissen überhaupt nichts über mich, also hören Sie bitte auf, mich zu beleidigen.“
    „Ich werde Sie im Auge behalten. Ich weiß über alles hier Bescheid, beim kleinsten Fauxpas sind Sie raus hier. Je früher, desto besser …“, antwortet sie, macht auf dem Absatz kehrt und geht stocksteif davon.
    Hortense Lemercier, meine neue beste Freundin …

    Den restlichen Vormittag über habe ich Marcus geholfen, der damit beschäftigt ist, die nächste Pressekonferenz der Agentur vorzubereiten. Wir mussten die Medien kontaktieren, letzte Details mit dem Catering, den Licht- und Tontechnikern besprechen, allen Interessierten den druckfrischen Prospekt von Models Prestige senden, mit allen zuständigen Verantwortlichen überprüfen, dass die geplante Modenschau von A bis Z perfekt durchorganisiert ist. Ich hänge am Telefon und versuche, professionell zu klingen, während Marcus Freude daran hat, mir Grimassen zu schneiden, um mich aus dem Konzept zu bringen, und sich über meine Moderatorenstimme lustig zu machen. Ich weise ihn freundlich darauf hin, dass seine dröhnende, laute Stimme um nichts besser ist, und er platzt fast vor Lachen.
    Eins zu eins.
    Kurz vor 13 Uhr treffe ich Marion in einer Pizzeria auf den Champs-Élysées. Als sie mich kommen sieht, pfeift meine beste Freundin anerkennend.
    „Du hast den Beruf gewechselt, stimmt's? Amandine Baumann, der neue Stern am Topmodel-Himmel …“
    „Haha, der war gut! Ein strenger Haarknoten, ein hautenges Kleid und hohe Absätze: Das ist der Schlüssel zum Erfolg!“
    „Und? Du hast mir noch gar nicht von deinem ersten Arbeitstag erzählt.
Ich habe gestern Abend darauf gewartet, dass du anrufst.“
    „Gabriel ist endlich wieder aufgetaucht und natürlich ganz unerwartet bei mir aufgekreuzt, wie immer …“
    „Verstehe. Du hattest was Besseres zu tun, als mit mir über deinen Tag zu sprechen, das kann ich mir schon vorstellen“, lacht sie zwinkernd.
    „Das stellst du dir richtig vor“, antworte ich und zeige ihr die Zunge, als wäre ich ein kleines Mädchen.
    „Und, wie ist die Arbeit so?“
    „Im Moment geht es. Mein Kollege Marcus ist super, was sich gut trifft, denn ich muss eng mit ihm
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