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Gier

Gier

Titel: Gier
Autoren: Garry Disher
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dahinter lag. Er erinnerte sich an einen Flur, der das ganze Haus längs bis zur Vordertür durchschnitt, zu jeder Seite lagen Zimmer.
    Er verlagerte sein Gewicht, um die nächste Bewegung vorzubereiten, streifte etwas Weiches und erstarrte sofort. Einen Augenblick später atmete er erleichtert aus. Er war eine Garderobe mit Mänteln.
    Er öffnete die Tür zum Flur. Ein schwaches Klicken und Knarren konnte er nicht verhindern. Einmal im Korridor, hielt er sich dicht an der Wand, denn hier war die Gefahr geringer, daß der Boden knarrte, und bewegte sich zur ersten Tür, die sich auch öffnen ließ. Nun fiel etwas mehr Licht in den Flur. Die obere Hälfte der vorderen Eingangstür bestand aus zwei farbigen Glasscheiben. Darauf waren zwei Hähne eingearbeitet, rot, weiß und goldfarben, die einander im Straßenlicht anschauten. Am Boden befand sich Mashers Katzenklappe.
    Die nächste Tür im Flur stand offen. Anna hatte ihm dieses Zimmer nicht gezeigt, aber Wyatt schloß aus dem Geruch und einem ratternden Summen, daß es sich um die Küche handelte. Er überprüfte das schnell, wußte aber, daß Sugarfoot sich nicht in einem Raum mit soviel Geräuschen verschanzen würde. Er schlich sich zur nächsten Tür. Auch diese stand offen. Nachdem Sugarfoot das Haus betreten hatte, hatte er wahrscheinlich zuerst alle Türen geöffnet, um sich ungehindert bewegen zu können.
    Wyatt blieb auf der Türschwelle stehen. Die Tür führte in ein kleines Schlafzimmer – das Gästeschlafzimmer. Es machte den Eindruck, als wäre es nicht oft benutzt worden. Die Luft roch abgestanden. Ein Bett und ein massiver Kleiderschrank beherrschten das Zimmer, aber was Wyatts Interesse weckte, war die Tatsache, daß es durchsucht worden war. Die Matratze lag schräg auf dem Bettrahmen aus Metall, und darüber waren Schubladen ausgeleert worden. Er wartete, konzentrierte sich darauf, Sugarfoot zu erwischen, falls der in einer Zimmerecke auftauchen sollte. Er war sich darüber bewußt, daß er das Licht im Rücken hatte, daß Sugarfoot nur zielen und schießen mußte. Aber er konnte es sich nicht leisten, dieses Zimmer auszulassen, bevor er mit den anderen fortfuhr. Er mußte sie alle durchsuchen.
    Er ließ sich auf den Boden nieder und kroch in den Raum. Sein Körper rieb schwach über den staubigen Teppich. Als er drin war, schaute er zuerst nach links, dann nach rechts unter das Bett. Nun war er Teil der Dunkelheit und seine Augen hatten sich an sie gewöhnt.
    Sugarfoot war nicht in diesem Zimmer.
    Wyatt stand auf und bewegte sich leise zurück zur Tür. Er postierte sich so, daß er den Korridor überblicken konnte. Die gegenüberliegende Türschwelle befand sich etwas versetzt.
    Er hechtete durch den Flur und rollte kopfüber ins Zimmer, wo er an der Rückenlehne eines Sessels landete. Nichts. Er war in Annas Wohnzimmer, gleich neben dem Teppich, auf dem sie sich geliebt hatten. Er konnte ihr Parfum riechen, aber ihr Sofa lag auf dem Rücken und die Sessel waren umgeworfen worden. Man hatte sich an dem Fernseher und der Videoanlage zu schaffen gemacht. Die digitale Uhr blinkte, stehengeblieben um 19.43 Uhr. Schnell durchsuchte er den Raum. Niemand.
    So blieben zwei vordere Zimmer übrig, ihr Schlaf- und das Eßzimmer. Wyatt schlich bis zum Ende des Korridors, mit dem Rücken zur Wand. Er bewegte sich und wandte sein Gesicht zur Front des Hauses, als er ein Geräusch hörte, das ihm das Leben rettete. Masher steckte den Kopf durch die Katzenklappe. Wyatt drückte sich vor Schreck wieder gegen die Wand, hinter sich hörte er Schüsse und fühlte einen brennenden Schmerz.
    Es waren drei Schüsse, schallgedämpft, sie klangen wie trockener Husten. Er taumelte durch die Schlafzimmertür und fiel vor die Füße des niedrigen Doppelbettes.
    Er war hervorragend hereingelegt worden. Sugarfoot mußte sich in der dunklen Veranda verborgen haben, darauf gewartet haben, daß er an ihm vorbei in den Hauptteil des Hauses schlich, wo er deutlicher zusehen war, eine perfekte Zielscheibe gegen das Licht, das durch die Glasscheibe der Haustür fiel. Und Sugarfoot hatte es auf den Oberkörper abgesehen, hatte seine Schüsse in die Mitte plaziert, wo er mit größerer Sicherheit traf.
    Wyatt rollte kopfüber und kam auf die Füße. Er stand dicht neben der Kante des Türrahmens, so daß er einen Teil des Flurs überblicken konnte. Sugarfoot würde nicht länger da sein, aber Wyatt feuerte fünf schnelle Schüsse mit der schallgedämpften Browning. Er hörte, wie
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