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Gideon Crew 02 - Countdown - Jede Sekunde zählt

Titel: Gideon Crew 02 - Countdown - Jede Sekunde zählt
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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das Hemd wieder anzog, hörte er im Hintergrund weitere Sätze aus einem Megaphon, unterbrochen von hysterischen, unverständlichen Antworten.
    Fordyce warf einen Blick auf seine Armbanduhr und zuckte zusammen. »Irgendwelche neuen Entwicklungen?«, fragte er den Polizisten.
    »Das Verhalten des Mannes wird schlimmer. Der Leiter glaubt, dass wir bald in die Endphase übergehen müssen.«
    »Verdammt.« Fordyce schüttelte den Kopf und wandte sich wieder zu Gideon um. »Noch etwas: Sie werden nach einem Drehbuch vorgehen.«
    »Einem Drehbuch?«
    »Unsere Psychologen haben es geschrieben. Wir geben Ihnen jede Frage durch den Ohrhörer durch. Sie stellen die Frage, warten einen Moment, nachdem er geantwortet hat, und bekommen dann von uns die Antwort.«
    »Das können Sie doch auch selber. Dazu brauchen Sie mich doch nicht.«
    »Sie haben’s erfasst. Wir benutzen Sie nur als Sprachrohr.«
    »Wieso dann der Vortrag über Geiselnahme-Verhandlungen?«
    »Damit Sie verstehen, was vor sich geht und warum. Und wenn das Gespräch persönlich wird, könnte es sein, dass Sie ein wenig improvisieren müssen. Aber nehmen Sie den Mund nicht zu voll, und machen Sie keine Versprechungen. Sichern Sie sich sein Wohlwollen, erinnern Sie ihn an Ihre Freundschaft, versichern Sie ihm, dass alles gut wird, dass seine Sorgen ernst genommen werden. Bleiben Sie ruhig. Und streiten Sie um Himmels willen nicht mit ihm über seine Wahnvorstellungen.«
    »Ergibt Sinn.«
    Fordyce musterte ihn lange, wie prüfend; seine Feindseligkeit ließ ein wenig nach. »Wir machen so etwas schon ziemlich lange.« Kurze Pause. »Sind Sie bereit?«
    Gideon nickte.
    »Los geht’s.«

3
    F ordyce ging Gideon voran durch eine letzte Reihe von Sperren zur vordersten Linie aus Betonbarrieren, gepanzerten Fahrzeugen und Plexiglas-Schutzschilden. Die schusssichere Weste fühlte sich ungewohnt und unförmig an. Jetzt konnte er das Megaphon klar und deutlich verstehen.
    »Reed«, ließ sich die Megaphon-Stimme vernehmen, ruhig und onkelhaft, »ein alter Freund von Ihnen ist hier und möchte mit Ihnen reden. Sein Name ist Gideon Crew. Möchten Sie mit ihm sprechen?«
    »Quatsch!«, ertönte die Antwort – es war ein kaum zu verstehender Schrei. »Ich will mit niemandem reden!«
    Eine rauhe Stimme erklang in Gideons Ohrhörer. »Dr. Crew, hören Sie mich?«
    »Ich höre.«
    »Ich bin Jed Hammersmith. Ich sitze in einem der Vans, entschuldigen Sie, dass wir uns nicht persönlich begrüßen können. Ich werde Sie anleiten. Hören Sie genau zu. Wichtigste Regel: Sie dürfen mir nicht antworten, wenn ich mit Ihnen über den Ohrhörer spreche. Wenn Sie da draußen sind, darf man natürlich nicht sehen, dass Sie mit jemandem kommunizieren. Sie reden nur mit dem Geiselnehmer. Haben Sie mich verstanden?«
    »Ja.«
    »Ihr lügt! Ihr alle! Hört auf mit dem Theater!«
    Gideon schrak zusammen. Es erschien ihm nahezu ausgeschlossen, dass es sich um den Chalker handelte, den er kannte. Und dennoch war das seine Stimme, verzerrt von Angst und Wahnsinn.
    »Wir wollen Ihnen helfen«, ertönte es aus dem Megaphon. »Sagen Sie uns, was Sie wollen …«
    »Ihr wisst genau, was ich will! Stoppt die Entführung. Hört auf mit den Experimenten!«
    »Ich werde Ihnen die Fragen vorsprechen«, sagte Hammersmiths ruhige Stimme in Gideons Ohr. »Wir müssen jetzt schnell handeln; die Sache läuft nicht gut.«
    »Das sehe ich.«
    »Ich schwöre bei Gott, dass ich ihm das Hirn wegpuste, wenn ihr nicht aufhört, mich zu verarschen!«
    Aus dem Haus drangen ein unartikulierter Schrei und die flehende Stimme einer Frau. Und davon überdeckt das hohe Wehklagen eines Kindes. Es traf Gideon bis ins Mark. Die Erinnerungen aus seiner eigenen Kindheit – sein Vater, der in einer Türöffnung stand, er selbst, wie er über einen grünen Rasen auf ihn zulief – kehrten stärker denn je zurück. Er bemühte sich verzweifelt, die Bilder zu verdrängen, doch jeder Ton aus dem Megaphon bewirkte nur, dass sie wieder zurückkamen.
    »Du steckst doch mit denen unter einer Decke, du Miststück!«, schrie Chalker in die Richtung von jemandem, der neben ihm stand. »Du bist nicht mal seine Frau, du bist bloß eine Agentin! Das hier ist alles Quatsch, alles. Aber ich spiele da nicht mit! Ich lasse mir das nicht mehr gefallen!«
    Die Megaphon-Stimme antwortete geradezu übernatürlich ruhig, so als spräche sie mit einem Kind. »Ihr Freund Gideon Crew möchte sich mit Ihnen unterhalten. Er kommt jetzt
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