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Gespensterjäger in der Gruselburg

Gespensterjäger in der Gruselburg

Titel: Gespensterjäger in der Gruselburg
Autoren: Cornelia Funke
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Abkürzung für Geist mit Menschlicher Gestalt«, erklärte Tom. »Dieses Ding hier meldet sofort, wenn so ein Geist sich nähert!«
    »Aha«, murmelten die Wurms und sahen den Gespensterjägern fasziniert zu.
    »Sollten unsere Vorkehrungen nichts nützen«, sagte Frau Kümmelsaft, »dann bitte ich Sie, an eins unbedingt zu denken: Beißen Sie sich auf die Zunge, sobald dieses Gespenst sich nähert. Und«, sie griff in eine der Taschen, »lutschen Sie diese Pastillen. Sie schmecken scheußlich, aber gegen Körperschlüpfer schützen sie sehr zuverlässig.«
    Gehorsam steckten die Wurms sich die Pastillen in den Mund. Tom und Frau Kümmelsaft nahmen auch je eine.
    »Üch ouch?« fragte Hugo.
    »Blödsinn«, sagte Tom. »Kein Geist schlüpft in einen andern. Das weißt du ganz genau.«
    »Herr Wurm«, sagte Frau Kümmelsaft, »Sie haben das Gespenst erkannt, nicht wahr?«
    »O ja!« rief Herr Wurm. »Heute war es das erste Mal, daß sie sich so deutlich gezeigt hat. Aber ich habe sie sofort erkannt. Sofort!« Er lief zu einer Reihe von Gemälden, die an der Wand lehnten.
    Mit zitternden Fingern drehte er eins nach dem andern um. »Da!« rief er schließlich. »Da, das ist sie!« Er hielt das Bild hoch. Aus einem schweren Goldrahmen sah ihnen eine Frau mit stechendem Blick entgegen. Sie trug ein wallendes blutrotes Kleid mit hellem Kragen. Und über ihrer Schulter hing ein toter Hase.
    Herr Wurm senkte die Stimme. »Das ist die Blutige Baronin!« hauchte er. »Sehen Sie? Da unten auf dem Rahmen steht es: 1623. Jaspara von Dusterberg zu Krötenstein. Eine böse Person. Ich weiß nicht viel mehr von ihr als den Namen und daß sie in dieser Gegend heute noch einen scheußlichen Ruf hat.«



»Schade!« seufzte Frau Kümmelsaft. »Sehr, sehr schade. Wir müssen unbedingt mehr über sie herausfinden. Vor allem, wann und wie sie gestorben ist – bei HISPEGs ist eine Vertreibung ohne diese Informationen fast unmöglich.«
    »HISPEGs sind Historische Spukerscheinungen«, erklärte Tom den verdattert dreinblickenden Wurms.
    Frau Kümmelsaft nickte. »Ja, und es gibt sie in sehr verschiedenen Gefährlichkeitsgraden. In unserem Fall haben wir es, fürchte ich, mit einem der gefährlicheren Exemplare zu tun.«
    »Fürchte ich auch«, brummte Tom. »Die Spukerei wird doch bestimmt bei Dunkelheit schlimmer, nicht wahr?«
    »O ja!« rief Frau Wurm. »Wir bekommen – icks – kaum ein Auge zu bei all – icks – dem Geschreie und Gestöhne.«
    »Aber gezeigt hat sie sich Ihnen heute zum ersten Mal?« fragte Hedwig Kümmelsaft.
    Die Wurms nickten.
    »Dann sind wir wahrscheinlich gerade noch zur rechten Zeit gekommen«, sagte Tom. »Die meisten HISPEGs werden immer stärker, wenn ihr Todestag näher rückt. Sie zeigen sich öfter und werden mit jedem Tag gefährlicher.«
    »Ach, ist das so?« Herr Wurm wurde immer blasser um die Nase.
    »Haben Sie bei Dunkelheit schon mal beobachtet, daß die Lampen flackern?« fragte Hedwig Kümmelsaft.
    »Oder daß der Herd ausfällt?« fügte Tom hinzu.
    »Allerdings.« Frau Wurm nickte heftig. »Gestern – icks -und vorgestern abend.«
    »Oh, oooh«, sagte Tom. Er und Frau Kümmelsaft wechselten einen besorgten Blick.
    »Sü früßt Strohooom«, säuselte Hugo von der Fensterbank. »Oinö öchtö Foinschmöckörün, wos?«
    Frau Kümmelsaft warf einen Blick nach draußen. »Uns bleibt nicht mehr viel Zeit bis zur Dunkelheit. Wer von Ihnen beiden weiß, wo der Sicherungskasten ist?«
    »Ich«, sagte Herr Wurm. »Wieso?«
    »Wir müssen ihr den Strom abschalten«, sagte Tom. »Sonst frißt sie sich so viel Energie an, daß nichts und niemand sie mehr verjagen kann.«
    »Genau.« Hedwig Kümmelsaft zog ein ellenlanges Verlängerungskabel aus der Tasche, das an einer Seite einen Stecker und an der anderen einen langen Metalldorn hatte. »Danach müssen wir noch in die Bibliothek. Hier gibt es doch eine Bibliothek, oder?«
    Herr Wurm nickte.
    »Da spukt es besonders oft.«
    »Natürlich«, sagte Tom. »Die Baronin will verhindern, daß man was über sie rauskriegt.« Fragend sah er Hedwig Kümmelsaft an. »Was soll ich noch mitnehmen?«
    »Außer deinem Rucksack? Hm. Wir wissen leider noch zu wenig über unsere Gegnerin.« Frau Kümmelsaft rieb sich nachdenklich die spitze Nase. »Also ich«, sie zeigte auf die lange Schnur, »ich nehme natürlich den Stromwärmewandler mit. Dann brauchen wir auf jeden Fall die Mintpaste, Salz, Lutschpastillen, den tragbaren Seismographen – den andern lassen wir
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