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Geschichte Hessens

Geschichte Hessens

Titel: Geschichte Hessens
Autoren: Frank-Lothar Kroll
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Hauptkontrahenten seines fränkischen Vorgängers Konrad, zum deutschen König. Für dessen Sohn und Nachfolger Otto I. (936–973) wiederum («der Große») wurdeHessen das wichtigste Verbindungsglied zum Machtbereich des sächsischen Kaiserhauses an Mittel- und Oberrhein.
2. Auf dem Weg zur Landesherrschaft
    Reichsland der Staufer
. Die territoriale Gemengelage Hessens im 12. und 13. Jahrhundert blieb unübersichtlich. Auf die Sachsenkönige folgten die salischen und staufischen Herrscher. Vor allem die Staufer waren darum bemüht, ihre Macht durch Vermehrung des Reichsguts zu sichern, im Süden des Landes, besonders im Rhein-Main-Gebiet und in der Wetterau, Städte für sich zu gewinnen und dort eigene Territorien aufzubauen, sogenannte «Reichsländer». Frankfurt am Main war schon damals einer der wichtigsten Handels- und Wirtschaftsmittelpunkte des Reiches. Die dort seit 1150 nachweisbare Herbstmesse (erste Buchmesse: 1480) wurde 1240 durch Kaiser Friedrich II. privilegiert, seither standen die Frankfurter Messen und deren Besucher unter kaiserlichem Schutz. Die so begünstigte Stadt wurde zu einem der treuesten Verbündeten der Staufer. Auch politisch gewann Frankfurt damals eine Schlüsselstellung im südwestlichen Hessen. Es wurde (erstmals 1147) Ort der deutschen Königswahl (seit 1356 in der «Goldenen Bulle» rechtlich fixiert), später (seit 1562) zugleich Krönungsort. Doch nicht nur Frankfurt, sondern auch andere Reichsstädte wie Gelnhausen, Wetzlar oder Friedberg dienten als Stützpunkte und Fundamente staufischer Königsmacht. Die Wetterau wurde zum königlichen Reichsland schlechthin.
     
    Juden in Hessen
. Dort, vornehmlich entlang der großen Handelswege, waren seit dem Hohen Mittelalter auch die ersten jüdischen Gemeinden in Hessen nachweisbar. Es war für die hessischen Verhältnisse charakteristisch, daß Juden hier nicht nur, wie andernorts, in den großen Städten lebten, etwa in Worms oder in Friedberg, in Wetzlar, Fulda oder in Frankfurt am Main. Hessen hatte darüber hinaus einen traditionell hohen Anteil an jüdischer Landbevölkerung, den höchsten aller deutschen Territorien überhaupt. Sie wohnte im Vogelsberggebiet ebenso wie inder Wetterau, im Odenwald und im Fuldaer Raum, wo sich Hinweise auf ländliche Judengemeinden bereits im 13. Jahrhundert fanden. Rechtlich standen die hessischen Juden im Mittelalter unter der Obhut der römisch-deutschen Könige und Kaiser, die ihnen gegen hohe Steuerzahlungen Schutz gewährten. Dadurch konnte freilich nicht verhindert werden, daß die jüdischen Einwohner der größeren Städte Hessens, in denen ihnen abgegrenzte Stadtteile («Ghettos», in Frankfurt seit 1462) zugewiesen wurden, immer wieder Opfer antisemitischer Ausschreitungen geworden sind – etwa 1096 während des Ersten Kreuzzugs, oder anläßlich der großen Pestepidemie 1348/49, oder – Jahrhunderte später – während des «Fettmilch-Aufstands» 1614, in dessen Gefolge die Frankfurter Juden für die Unzufriedenheit der Zünfte mit den Stadtvätern die Zeche zahlen mußten und vom Mob der Stadt unter Führung des Bäckers Vincenz Fettmilch massakriert wurden. Diese Gewalttat wurde allerdings umgehend von einem kaiserlichen Gericht gesühnt.
     
    Territoriale Herrschaftsbildungen
. Die staufische Städte- und Territorialpolitik in Südhessen stieß seit der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts auf zunehmend mächtiger werdende Widersacher. Einer wachsenden Zahl adliger Geschlechter gelang es immer häufiger, ihre gräflichen Befugnisse durch Hinzugewinn der Markt-, Zoll- und Münzrechte zu erweitern und aus den ihnen zugewiesenen Machtbereichen eigene Herrschaftsgebilde zu formen. Die Grafschaften verloren ihren Amtscharakter und wurden erblich. Auf diese Weise vermochten die Grafen von Nassau und von Katzenelnbogen, von Ziegenhain und von Diez ansehnliche Territorialherrschaften aufzubauen. Die Herren von Hanau, von Eppstein und von Büdingen taten es ihnen in bescheidenerem Umfang gleich. Im frühen 13. Jahrhundert entstand dabei auch jenes staatliche Gebilde, das sich als einziges aus diesem Umfeld über einen Zeitraum von 800 Jahren bis ins frühe 20. Jahrhundert hinein zu erhalten vermochte: die Grafschaft Waldeck (Fürstentum seit 1712).
    Für die weitere Entwicklung der Region waren indes nicht diese eher kleineren weltlichen Territorialgewalten ausschlaggebend,sondern zwei andere Herrschaftsbildungen, deren Besitzungen damals weit über Hessen hinausreichten: das
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