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Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus

Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus

Titel: Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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Nebenbuhlers veranlaßte.

2. Erste Nachricht von dem Südmeere. Zug nach dem Goldtempel. Entdeckung der Südsee. Rückkehr nach Santa Maria.
    Vasco Nuñez, welcher übrigens sehr wohl wußte, daß reiche Goldsendungen nach Spanien jede Ungerechtigkeit und Schandthat zudeckten,
     war vor allem eifrig bemüht den Reichthum des Landes zu erforschen und auszubeuten. Auf einem seiner zu diesem Zwecke unternommenen
     Streifzüge in der Umgegend kam er auch zu dem Caziken Comagre, der ihn freundlich aufnahm und ihm ein Geschenk von viertausend
     Unzen Gold machte. Als bei der Vertheilung desselben an Ort und Stelle unter den Spaniern ein heftiger Streit entstand, trat
     der älteste Sohn des Caziken, staunend daß ein so schnödes Metall Ursache des Haders werden könne, hervor, schlug mit der
     Faust auf die Wage, daß das Gold auf dem Boden umherflog und rief unwillig: »Wie könnt ihr, Männer, dieses elende Gold so
     hoch achten, da ihr doch dieschönsten Kunstwerke in grobe Klumpen umschmelzet? Ist übrigens euer Heißhunger nach diesem Metalle so groß, wagt ihr nur
     deßwegen eine so weite und gefährliche Reise und stört ihr aus keiner andern Ursache glückliche Völker aus ihrer Ruhe auf,
     so will ich euch ein Land zeigen, das so reich an Gold ist, daß es eure Habgierde sicher befriedigen wird. Wollt ihr aber
     dieses Land erobern, so muß eure Anzahl bei weitem größer seyn, denn es wohnen daselbst tapfere Leute, die ihr Besitzthum
     mit ihrem letzten Blutstropfen vertheidigen werden. Besonders wird euch der mächtige Tumanama, der Beherrscher der sechs Tagreisen
     von hier gelegenen Berge, wo man das Gold findet, hartnäckigen Widerstand leisten, und ehe ihr zu diesem gelangt, müßt ihr
     durch das Gebiet der grausamen Cariben, deren liebste Speise Menschenfleisch ist. Habt ihr dann diese Berge dort (wobei er
     mit dem Finger nach Süden hin deutete) überschritten, so werdet ihr an ein großes Meer kommen und auf demselben viele Schiffe,
     die nicht viel kleiner als die eurigen und mit Ruder und Segel versehen sind, erblicken.«
    Die Rede des jungen Caziken machte auf Vasco Nuñez einen ungewöhnlichen Eindruck; die Aussicht auf einen unerschöpflichen
     Goldvorrath beschäftigte in diesem Augenblicke seinen Geist wirklich weniger, als die überraschende Hindeutung auf ein großes
     Meer. Er schloß mit Recht, dieses könne kein anderes Meer seyn, als das so lange von Colombo vergebens gesuchte. Der Gedanke,
     eine Entdeckung zu machen, die diesem großen Manne nicht gelungen war, und dadurch alle seine begangenen Fehler in Vergessenheit
     zu begraben, ließ ihm jetzt keine Ruhe mehr und er setzte, um zur Erreichung seines Zieles nähere Erkundigungen einzuziehen,
     seine Streifereien in die Umgegend der Colonie fort. – Zuerst fiel er (im Jahr 1512) in das nahe liegende Gebiet des Caziken
     Dabayda ein, unter dessen Schätzen sich auch ein ganz mit Gold angefüllter Tempel befinden sollte. Dieser Zug war aber mit
     unendlichen Beschwerden verbunden, und die ganze Expedition war einigemal dem Untergange nahe. Sümpfe und Seen dehnten sich
     allenthalben, so weit der Blick reichte, aus, und beinahe die ganze Gegend stand fast fortwährend so tief unter Wasser, daß
     die Wohnungen der Eingeborenen aus den dicksten Bäumen eingerichtet und fast ganz unter dem Laube versteckt waren. Zu jedem
     Hause führten zwei Leitern, die eine bis zur Hälfte des Baumes, dieandere von da bis zur Hausthüre. Sie waren aus Rohr gefertigt und so leicht, daß sie des Abends ohne Mühe auf den Baum gezogen
     werden konnten. Die Einwohner waren also des Nachts gegen die Angriffe der Tiger und anderer reißenden Thiere, deren es in
     diesem Lande eine Menge gab, vollkommen sicher. Die Vorräthe an Lebensmitteln waren ebenfalls in diesen Häusern aufgespeichert,
     das Getränk aber am Fuße des Baumes in irdenen Gefäßen. – Der Cazike Dabayda, welcher sich in seinem Palaste auf einem Baume
     befand, ließ bei der Annäherung der Spanier die Leitern aufziehen und erwiederte, als diese ihn aufforderten furchtlos herabzukommen,
     er habe den Fremdlingen weder ein Leid zugefügt noch Geschäfte mit ihnen abzumachen, sie möchten ihn also in Ruhe lassen.
     Als man aber Anstalten traf den Baum umzuhauen und er die Splitter davonfliegen sah, zog er es doch vor mit seinem Weibe und
     seinen beiden Söhnen herabzusteigen. Man verlangte Gold von ihm, erhielt aber die Antwort, daß er an dieser Stelle keines
     habe, weil er dessen zu
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