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Geheimnisse einer Lady

Geheimnisse einer Lady

Titel: Geheimnisse einer Lady
Autoren: C Milan
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den Bart.
    „Zwei Jahre? Seit zwei Jahren kursiert eine Wette um deine Verführung?“
    „Wundert dich das? Du hast mich drei Monate nach unserer Hochzeit verlassen.“ Abrupt wandte Kate sich ab und machte einige tiefe Atemzüge. Er konnte ihre gestrafften Schultern auch unter dem dicken Wollstoff erkennen. Und er wartete auf einen Ausbruch. Beschimpfungen, Vorhaltungen. Irgendetwas.
    Als sie sich ihm wieder zuwandte, verrieten nur die weiß schimmernden Knöchel ihrer Finger, die sich in den Stoff krallten, etwas von ihrem inneren Aufruhr.
    Sie lächelte wieder – dieses bezaubernde Lächeln. „Und ich hielt deine Abreise für ein Hornsignal, mit dem deine Freunde die Jagd auf mich eröffneten. Du hättest damit die Jagdsaison auf Lady Kathleen Carhart nicht wirkungsvoller eröffnen können, nicht einmal mit einer Annonce in den Klatschblättern.“
    „Das lag gewiss nicht in meiner Absicht.“
    Nein. Seine Absichten waren völlig anderer Natur gewesen. Als er seine Reise nach China angetreten hatte, war er jung und dumm gewesen. Zwar alt genug, um sich für erwachsen zu halten, aber nicht klug genug, um zu erkennen, dass er weit davon entfernt war, erwachsen zu sein. Seine Jugendjahre hatte er damit verbracht, den ausschweifenden zügellosen Nichtsnutz zu spielen, der gegen seinen redlichen sittenstrengen Cousin rebellierte.
    Irgendwann hatte er dieses leere Dasein gründlich sattgehabt. Bei seiner Hochzeit war er vom Ehrgeiz beseelt, sich und der Welt zu beweisen, dass er kein leichtsinniger Grünschnabel war. Dass er jede Aufgabe meistern konnte, mochte sie noch so schwierig sein, und dass er zu einem starken verlässlichen Mann herangewachsen war.
    Und diesen Beweis hatte er erbracht.
    Eine Frau, zumal eine, die gelobt hatte, ihn zu ehren und zu lieben, stellte mit Sicherheit kein unüberwindliches Hindernis dar.
    Ned sah Kate kopfschüttelnd an. „Nein“, wiederholte er. „Mit meinem Abschied wollte ich kein Signal geben. Mein Entschluss hatte ehrlich gestanden überhaupt nichts mit dir zu tun.“
    „Oh.“ Ihre Lippen wurden schmal, sie blickte ins Leere. „Nun, gut zu wissen.“
    Sie wandte sich ab und entfernte sich. Ned hatte das dumpfe Gefühl, etwas unendlich Dummes gesagt zu haben, ohne zu wissen, warum.
    „Kate“, rief er ihr nach. Sie blieb stehen und drehte den Kopf halb über die Schulter. In ihrem Profil glaubte er einen gewissen Überdruss zu erkennen.
    Er schluckte. „Diese Wette. Hat einer sie gewonnen?“
    Sie zog die Schultern hoch, ließ sie jedoch wieder fallen, als gebe sie sich geschlagen. Dann drehte sie sich ihm zu.
    „Mr Carhart.“ Sie nannte ihn zum ersten Mal mit spitzem Nachdruck beim Namen. „Wenn ich mich recht entsinne, habe ich eheliche Treue geschworen bis ans Ende meiner Tage.“
    Er verzog das Gesicht. „Ich wollte deine Treue nicht infrage stellen.“
    „Nein.“ Sie legte die Hände an ihre Hüften und blickte ihm in die Augen. „Und ich wollte dir lediglich ins Gedächtnis rufen, dass nicht ich es war, die unser Gelöbnis gebrochen hat.“
    Damit richtete sie den Blick auf seine graue Stute, stieß einen Seufzer aus und wandte sich erneut zum Gehen. Ned drängte es, sie am Arm zu packen und zu zwingen, ihn anzusehen, wollte indes weder Verachtung noch Gleichgültigkeit in ihren Augen lesen.
    Sie warf einen letzten Blick über die Schulter, während sie sich der grasenden Stute näherte. „Willst du eine Lösung deines Rätsels hören?“, fragte sie. „Besorg dir ein zweites Boot.“
    Damit nahm sie die Zügel auf und schlang sie sich um die Hand. Bevor er etwas erwidern konnte, hatte sie sich wieder in Bewegung gesetzt und entfernte sich mit energischen Schritten.
    Champions feindselige Haltung der Stute gegenüber ließ nicht zu, dass Ned neben Kate herging, ohne einen aggressiven Angriff zu riskieren. Also sah er sich gezwungen, hinter ihr herzutrotten wie ein geprügelter Hund.
    Die englische Landschaft roch feucht nach Herbstlaub und Sonnenschein. Seine Gemahlin eilte mit weit ausholenden Schritten vor ihm her, als wolle sie seine Existenz für immer hinter sich lassen. Es war vermutlich töricht, zu glauben, die Morgenbrise trage ihm einen Hauch ihres Duftes zu – diesen halb vergessenen Duft nach feiner Seife und Flieder. Noch törichter war es, sich beim Anblick ihres Hüftschwungs zu fragen, was sich in seiner Abwesenheit sonst noch an ihr verändert haben mochte.
    Ihr Haar, soweit es unter der Dienstbodenhaube sichtbar wurde, leuchtete
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