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Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Titel: Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)
Autoren: M. A. Pierce
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wurde. Erschwert wurde das Ganze noch durch Schwärme winziger Kolibris, die, nicht größer als Glühwürmchen, um Blüten und Flasche schwirrten und manchmal zu dritt oder viert den Blütenkelch leertranken, ehe Aeriel den Nektar in die Flasche füllen konnte. Während sie sich mit der einen Hand der Vögel erwehrte, hielt die andere vollkommen ruhig die Blüte.
    Aeriel warf den ersten entleerten Blütenkelch in den geflochtenen Korb neben sich und griff langsam nach einem zweiten,
dann nach dem nächsten und übernächsten. Ihre Bewegungen wurden immer mechanischer: Ihr Rücken fing an zu schmerzen, und ihre Beine wurden steif. Sie kümmerte sich jedoch nicht darum, verscheuchte die lästigen Nektarvögel und sammelte unverdrossen weiter.
    Bei Sonnenuntergang sollte im Dorf eine Hochzeit stattfinden, da in Avaric die Abenddämmerung traditionsgemäß die Zeit der Eheschließungen war. Es war Eoduins Pflicht, als älteste Kusine der Braut, den Kelch mit dem Trichterblütennektar zu reichen und die Girlanden aus Hochzeitsblumen zu winden. Diese Blüten konnten jedoch erst wenige Stunden vor der Zeremonie gepflückt werden, da die kostbare Flüssigkeit schnell verdarb und die empfindlichen Blüten ebenso schnell verwelkten.
    Während Aeriel den kostbaren Inhalt einer Trompetenblüte in ihre Flasche aus Ziegenleder tropfen ließ, schien ihr, als sei das Gesumm der winzigen Kolibris lauter und schriller geworden. Sie warf die leere Blüte in den Korb und schenkte dem Geräusch keine Beachtung, weil sie sich voll und ganz auf das Pflücken der nächsten Blüte konzentrieren wollte. Sie stellte sich die Vorbereitungen im Dorf vor: das Schmücken der Straßen mit weißen Fähnchen, das Bad der Braut … Und dann hörte sie plötzlich nicht mehr das wütende Sirren der Nektarvögel, sondern etwas anderes: eine Stimme. Eoduin ruft mich, dachte sie, als sie gerade eine Blüte vom Stängel zupfte. Doch die Stimme veränderte sich mit einem Mal, sie wurde lauter und eindringlicher. Aeriel führte die Dornenblüte an die Flaschenöffnung, und plötzlich begriff sie: Es waren Schreie.
    Aeriel ließ die Blüte fallen; sie fühlte den Nektarspritzer heiß
wie eine Träne auf ihrer Haut; nein, wie flüssiges Wachs verbrannte er ihre Hand. Sie blickte den Hang hinauf zu Eoduin. Der Korb mit den Hochzeitsblüten lag umgestürzt zu ihren Füßen. Stumm stand ihre junge Herrin da und starrte zum Himmel empor.
    Und dann erblickte Aeriel riesige Flügel, Flügel, die sich immer näher und tiefer herabsenkten. Schwarz und schrecklich. Aeriel verspürte nur einen schwachen Lufthauch an ihrer Wange, trotz der mächtigen Schwingen, mit denen das Wesen wie wild die dünne Atmosphäre peitschte.
    Die Flügel waren so schwarz wie der nächtliche Himmel, schwärzer noch als Eoduins Haar. Denn stumpf war dieses Schwarz und ohne Glanz. Es reflektierte das Licht nicht, sondern trank es. Es waren Flügel aus dem Schattenreich.
    Während Aeriel diesen Sturmwind niederschwebender Dunkelheit anstarrte, glaubte sie, in der Mitte die Gestalt eines Mannes zu erkennen, in einem hellen Gewand und von ebenmäßig schönem Körperbau. Doch die Flügel durchschnitten mit solcher Schnelligkeit die dünne Luft, dass sie sein Gesicht nicht sehen konnte.
    Das geflügelte Wesen erreichte den Berggipfel und schwebte herab, so sanft, dass seine Füße kaum den Fels berührten. Vor ihm stand jetzt Eoduin und schrie vor Angst und Schrecken laut auf. Obgleich Aeriel nur zwanzig Schritt entfernt kniete, schien es, als wären sie Meilen voneinander entfernt. Plötzlich streckte das Wesen befehlend die Arme nach ihrer Herrin aus, Eoduin jedoch wich vor ihm zurück. Der Engel der Nacht kam unaufhaltsam näher. Aeriel sah nur das leichte Schimmern seines hellen
Gewandes inmitten der schwarzen Masse noch immer schlagender Schwingen.
    Voller Entsetzen drehte sich Eoduin um und versuchte, den Abhang hinunterzulaufen, direkt auf Aeriel zu. Doch schon nach wenigen Schritten war der Vampir über ihr und hatte sie gepackt. Aeriel hörte Eoduins schrillen Hilfeschrei. Der heftige Angriff des Ikarus und Eoduins Körpergewicht ließen beide nach vorne stürzen. Dann teilten die Schwingen mit mächtigen Schlägen die Luft. Aeriel sprang auf die Füße, aber viel zu schnell. Steif geworden vom langen Kauern, versagten ihr die Knie. Und so nah, dass sie ihn berühren konnte, rauschte der Vampir über ihren Kopf hinweg.
    Die Welt drehte sich vor ihren Augen, und noch im Fallen warf sie
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