Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gabriel Lambert

Gabriel Lambert

Titel: Gabriel Lambert
Autoren: Alexandre Dumas
Vom Netzwerk:
von mir gefaßten Entschluß auszuführen, mich zu töten, da mir das Leben im Bagno unerträglich geworden ist.
    Ich schreibe diesen Brief, damit Rossignol auf keine Weise Schaden daraus ersteht.
    Gabriel Lambert‹
    Gabriel billigte diesen Text, schrieb den Brief und steckte ihn in die Tasche.
    Und wirklich an demselben Tag, als die Mittagsstunde geschlagen hatte, fragte mich Gabriel, der seit dem Morgen kein Wort mehr gesprochen hatte, ob ich einen geeigneten Ort kenne, seinen Plan auszuführen. Ich sah wohl, daß er schwankte und daß es wieder nichts werden würde, wenn ich ihm nicht half.
    ›Ich habe, was Sie brauchen‹, sagte ich, indem ich ihm ein Zeichen mit dem Kopf machte. ›Sind Sie indessen noch nicht fest entschlossen, so verschieben Sie es auf einen anderen Tag.‹
    ›Nein‹, erwiderte er mit einer gewaltigen Anstrengung gegen sich selbst, ›nein, ich habe gesagt, heute werde es geschehen, und es geschieht auch.‹
    ›Es ist wahr‹, versetzte ich mit nachlässigem Ton, ›hat man seinen Entschluß gefaßt, ist es besser, wenn man ihn auch sogleich voll-bringt.‹
    ›Zeig mir die Stelle‹, sprach Gabriel.
    Wir begaben uns auf den Weg; er ließ sich schleppen, doch ich stellte mich, als bemerkte ich das nicht.
    Je mehr wir uns dem Ort näherten, den er so gut kannte wie ich, desto mehr machte er den Schleppfuß. Ich tat, als sähe ich nichts, und ging weiter.
    ›Ja, hier ist es‹, murmelte er, als wir dort waren.
    Ein Beweis, daß er den Platz so gut wie ich als sehr geeignet für sein Vorhaben erkannt hatte.
    Neben einem der großen Bretterstapel, die Sie kennen, stand ein herrlicher Maulbeerbaum. Ich konnte mich stellen, als schliefe ich im Schatten dieses Stapels, und er konnte sich während dieser Zeit hängen.
    ›Nun‹, sagte ich, ›was halten Sie von dieser Stelle?‹
    Er war bleich wie der Tod.
    ›Ah!‹ rief ich. ›Ich sehe wohl, daß es heute noch nicht geschehen wird.‹
    ›Du täuschst dich‹, entgegnete er, ›mein Entschluß ist gefaßt; es fehlt mir nur ein Strick.‹
    ›Wie‹, versetzte ich, ›Sie kennen den Ort nicht?‹
    ›Welchen Ort?‹
    ›Den Ort, wo Sie den Strick verborgen haben, den Sie eines Tages in die Tasche schoben, als wir durch die Seilerei kamen.‹
    ›In der Tat‹, erwiderte er stammelnd, ›ich glaube, ich habe ihn hier aufbewahrt.‹
    ›Dort‹, sagte ich und deutete auf die Stelle des Bretterstapels, wo ich ihn vierzehn Tage vorher den fraglichen Gegenstand hatte ver-stecken sehen.
    Er bückte sich und schob seine Hand in eine der Öff nungen.
    ›In der anderen‹, sprach ich, ›in der anderen.‹
    Er suchte wirklich in der anderen und zog einen hübschen, drei Klafter langen Strick heraus.
    ›Verdammt‹, rief ich, ›da läuft einem das Wasser im Munde zusammen.‹
    ›Was soll ich nun tun?‹ fragte er.
    ›Bitten Sie mich sogleich, Ihnen die Sache abzunehmen, und es wird in aller Kürze geschehen sein.‹
    ›Nun gut‹, versetzte er, ›du würdest mir ein Vergnügen bereiten.‹
    ›Ich würde Ihnen ein Vergnügen bereiten?‹
    ›Ja.‹
    ›Sie bitten mich darum?‹
    ›Ich bitte dich darum.‹
    ›Einem Kameraden kann ich nichts abschlagen.‹
    Ich machte eine hübsche Schlinge, befestigte den Strick an einem der stärksten und höchsten Äste und stellte ganz nahe an dem Maulbeerbaum ein Holzscheit aufrecht, das er nur mit dem Fuß umzustoßen brauchte, um zwei Schuh leeren Raum zwischen sich und der Erde zu bekommen.
    Das war gewiß mehr, als ein ehrlicher Mann brauchte, um richtig zu hängen.
    Während dieser ganzen Zeit schaute er mir zu.
    Er war nicht mehr bleich. Er war aschgrau.
    Als ich mit meinen Vorbereitungen fertig war, sprach ich: ›Das große Werk ist vorbereitet; mit ein bißchen Entschlossenheit wird es in einer Sekunde beendet sein.‹
    ›Das ist leicht zu sagen‹, murmelte er.
    ›Übrigens wissen Sie wohl, daß ich Sie nicht antreibe‹, bemerkte ich. ›Im Gegenteil, ich habe getan, was ich konnte, um Sie abzu-halten.‹
    ›Ja, aber ich will es‹, erwiderte er, während er entschlossen auf das Scheit stieg.
    ›Warten Sie doch, bis ich mich hingelegt habe.‹
    ›Leg dich hin.‹
    Ich tat es.
    ›Gott befohlen, Rossignol‹, sagte er.
    Und er steckte seinen Kopf durch die Schlinge.
    ›Nehmen Sie doch Ihre Halsbinde ab‹, sagte ich.
    ›Es ist wahr‹, murmelte er.
    Und er zog seine Halsbinde ab.
    ›Gott befohlen, Rossignol‹, wiederholte er.
    ›Gott befohlen, Herr Lambert; Mut, Mut! Ich schließe die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher