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Fuer immer zwischen Schatten und Licht

Fuer immer zwischen Schatten und Licht

Titel: Fuer immer zwischen Schatten und Licht
Autoren: Kira Gembri
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es keinen Weg mehr zurück?“
    „Die Chance, wieder ein Wächter zu sein“, ergänzte Sam, „und dieselbe Achtung zu erhalten wie vor unserer Verbannung … das ist dann endgültig dahin?“ Ich sah einen Muskel an seinem Kiefer zucken, während er auf eine Antwort wartete.
    Die Richterin schwieg, bis das Gemurmel der Lichtwesen hinter ihr verstummte. Erst als es so still geworden war, dass ich Jinxy schlucken hören konnte, bestätigte sie: „So ist es – wenn ihr euch jetzt gegen eine Begnadigung entscheidet, werdet ihr für immer in der irdischen Welt bleiben müssen. Für immer zwischen Schatten und Licht.“
    Ihre Worte schienen von den finsteren Häuserfronten zurückgeworfen zu werden, oder vielleicht hallten sie auch nur in meinem Kopf nach. Niemand bewegte sich, während die Sekunden zu einer Ewigkeit verschmolzen. Dann, wie auf Kommando, ließ Rasmus meine Hand los, und Sam tat dasselbe mit Jinxy. Gleichzeitig schritten die beiden die Treppe hinunter, weg von uns und hinein in den Kreis der Richter. Dort fing Rasmus an, zu sprechen.

17. Kapitel
     
    Wieder einmal war die Schlange vor der Essensausgabe viel zu lang. Als wir Zentimeter für Zentimeter vorwärts rückten, legte sich der Geruch nach heißem Fett über unsere Kleidung und unser Haar. Ich hielt das orangefarbene Plastiktablett etwas schräg, um es meinem Vordermann nicht ins Kreuz zu stoßen, und musste schlucken.
    „Schon merkwürdig“, sagte Jinxy neben mir. „Nach allem, was passiert ist, stehen wir also wieder zu zweit in der Cafeteria und warten auf unser Essen. Das kommt mir jetzt irgendwie … banal vor, dir nicht?“
    „Gewöhn dich lieber daran“, erwiderte ich knapp und nahm meinen gefüllten Teller entgegen. Während ich mich von der Essensausgabe weg- und auf die Kasse zubewegte, hielt ich den Blick fest auf das Tablett gerichtet und machte nur winzige Schritte. Es fehlte gerade noch, dass ich erneut so einen Sturz hinlegte wie vor ein paar Wochen. Vor allem, weil jetzt niemand da war, der mich aus einer derartigen Peinlichkeit hätte retten können.
    Insgeheim musste ich Jinxy Recht geben: Es war inzwischen so viel passiert, dass mir die letzte Zeit vorkam wie ein Traum, der nur langsam verblasste. Das alles hier – die Schule, die Mittagspause, die Unterhaltungen mit meinen Klassenkameraden – würde nie mehr so sein wie früher. Andererseits hatte mein Leben ja schon viele Wendungen durchgemacht, seit ich auf die Galilei Highschool gewechselt war. Für einen Moment verschwamm die Umgebung vor meinen Augen, und ich sah in Gedanken mein früheres Selbst, das gerade zum ersten Mal die Cafeteria betreten hatte: eine linkische Streberin, voller Sorge, von ihrer besten Freundin auf blamable Weise verkuppelt zu werden. Zwar spukte ihr dieser dunkel gekleidete Typ mit den schmalen Augen im Kopf herum, doch solche Tagträume waren nicht ernst zu nehmen. Vielleicht würde sie sich aber mit dem schüchternen blonden Jungen anfreunden können, der einsam an einem Tisch saß und Kuchenstücke zu einem Turm aufstapelte …
    Bevor ich vollkommen in die Vergangenheit abdriftete, riss ich mich streng am Riemen. Wie unfassbar dumm war ich damals doch gewesen, und wie weit entfernt meine Erwartung von der Realität! Das alles lag nun endgültig hinter mir. Ich atmete tief durch und nahm eine aufrechtere Haltung an. Während ich mein Essen bezahlte, versuchte ich, auch den Gedanken an die jüngsten Ereignisse beiseite zu schieben. Mein Leben war anders geworden, daran bestand kein Zweifel; nun war es Zeit, dass ich mir diese Tatsache richtig bewusst machte.
    Plötzlich schoss eine Hand zwischen Jinxy und mir hindurch und legte sich über die Augen meiner Freundin.
    „Wer bin ich?“, fragte eine tiefe Stimme.
    „Engel, Dämon, Nervensäge, wer weiß das schon?“ Wir drehten uns um, und Jinxys Mund formte sich zu einem breiten Lächeln. „Hallo, Wandi!“
    „Ähm, hi“, antwortete Sam, der auf einmal so aussah, als hätte er Zahnschmerzen. „Entschuldige bitte die Verspätung, hier herrscht ja ein ganz schönes Gedränge. Und wegen dieses Spitznamens …“
    „Was soll damit sein?“, fragte Jinxy fröhlich. „Kurzform für Weltenwandler. Das ist doch süß, oder nicht?“
    „Das ist entzückend“, bestätigte Rasmus, der hinter Sam aufgetaucht war.
    Als hätte ich ihn eine halbe Ewigkeit nicht mehr gesehen anstatt bloß vier Stunden, schlug mein Herz bei seinem Anblick einen Purzelbaum. Es war erstaunlich, wie sehr er sich
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