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Frauen fragen Feuerstein

Frauen fragen Feuerstein

Titel: Frauen fragen Feuerstein
Autoren: Herbert Feuerstein
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leichter Rotverschiebung...aber davon ist heute nicht die Rede, wir feiern ja das Gründerjubiläum für Nordrhein und Westfalen, mit einer Gesamtauflage von 2,96 Millionen, meine Damen und Herren, eine Zahl, bei der sogar Margarete Schreinemakers 14 ) glänzende Augen kriegt.
    Nun mögen kritische Zungen flüstern: Keine Kunst, diese Auflage, sie ergibt sich schließlich aus der Gesamtauflage aller Blätter, denen Prisma beiliegt, vom Bonner Generalanzünder bis zum Süderländer Volksfeind, Na schön...aber es ist ja nicht die Auflage, es ist die Leserzahl, auf die es ankommt, die Zahl der Leute, die Prisma nicht mit dem Farbprospekt von Aldi verwechselt haben, sondern liebevoll aus dem Wochenend-Zeitungspaket klauben und auf den Fernsehtisch legen. Sechs Millionen Leserinnen und Leser sind das laut Marktforschung...dafür würde Margarete inzwischen die Organe ihres Mannes 15 ) verkaufen, ich schwör’s Ihnen! Und sechs Millionen Leser bedeutet: mindestens zwei Leser pro Heft...und da habe ich mich natürlich gefragt: Wie finden die das raus? Denn eine Zeitschrift, die nicht am Kiosk verkauft wird, scheint ja auch nicht in den üblichen Marktanalysen auf. Wie stellt man also die tatsächliche Leserzahl fest?
    Der Trick ist ebenso einfach wie genial: Nach der APS- Quote, eine Abkürzung, die für »Altpapier-Sortierung« steht. An ausgewählten Recycling-Stationen des Grünen-Punkt-Systems notieren neutrale Beobachter, wann auf dem Sortierband das aktuelle Prisma vorbeirollt, Kommt es schon am Montag, also zusammen mit dem Farbprospekt von Aldi, wird eine Null vermerkt. Kommt es aber erst zum Wochenende, wird es herausgefischt und auf Fingerabdrücke untersucht — das Ergebnis verrät die Zahl der Personen, die es befingert haben — , und diese Zahl wiederum lässt sich mühelos auf die Gesamtsumme der Leser hochrechnen, ähnlich präzis und genauso verlässlich, wie die Einschaltquoten im Fernsehen ermittelt werden.
    Da kommt es natürlich schon mal vor, dass eine Ausgabe erst viele Wochen später auf dem Sortierband anrollt — das waren dann Leute, die das Kreuzworträtsel überfordert hat und die noch nicht gemerkt haben, dass sie für die Lösung das Blatt einfach umdrehen müssten; statistisch ist diese Gruppe aber unerheblich, da sie auch zu doof ist, die Anzeigen zu lesen.
    Die Fingerabdrücke von sechs Millionen Menschen muss man natürlich mit mehr locken als nur mit einem lieblichen Titelblatt. Allem voran natürlich mit einem übersichtlichen Fernsehprogramm, jetzt sogar mit ShowView , dieser wunderbaren Zahlenreihe, die allen jenen, die von den Strichcodes seinerzeit in den Wahnsinn getrieben wurden, neuen Lebensmut gibt...vorausgesetzt, sie scheitern nicht an der Aussprache von » ShowView «, nicht das Einfachste für die Westfälische Zunge älteren Kalibers...»Show« geht ja noch, das gab’s schon bei Peter Frankenfeld, Aber dann? Show-WIEF...klingt ein bisschen nach Mief, passt also ganz gut zum Fernsehprogramm, also eigentlich gar kein so schlechtes Wort.
    Was mich beeindruckt — und wonach ich mich auch richte — , sind die redaktionellen Tipps, welche Programme man anschauen soll. Und da ist Prisma weder plump noch populistisch, sondern wirklich beseelt vom Geist der Volksbildung. »Die Zauberkraft des Ingwer«, lese ich als Empfehlung für den Nachmittag, oder »Europäisches Leben in der Bronzezeit« für den späten Abend. Mein Lieblingstipp bisher in diesem Jahr: »Die Hengstparade von St. Moritzburg«. Schade, dass ich’s verpasst habe...was das bloß war? Ein Gastspiel der California Dream Boys? Oder das Rezept für eine neue Pferdesalami?
    Trotzdem eine winzige Kritik an dieser Stelle: Liebe Redaktion! Bitte keine Tipps mehr für zeitgleiche Sendungen, das führt zu Verwirrung und Familiendramen. Für 22.00 Uhr zum Beispiel gab es neulich die Empfehlung, »Liebessehnsucht und Bindungsangst« in WDR 3 anzuschauen, und gleichzeitig »Verbrechen, die Geschichte machen« in SAT 1, obwohl es dasselbe Thema war, denn jetzt mal ganz offen: Sind es nicht immer wieder Liebessehnsucht und Bindungsangst, die zu genau jenen Verbrechen führen, die Geschichte machen? Deshalb mein Vorschlag: Empfehlt doch, statt »Liebessehnsucht und Bindungsangst« samt »Verbrechen, die Geschichte machen«, lieber gleich »Vera am Mittag«...da ist beides drin.
    Umso mehr schätze ich die Ratgeber-Kolumnen. »Wellness« zum Beispiel, wo man endlich lernt, richtig zu baden — »nicht zu heiß in die Wanne«
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