Flying Moon (German Edition)
drin.«
»Nein, unsere Wäsche. Du weißt schon, dass man Wäsche waschen kann und sich nicht jedes Mal was Neues kauft?«
»Sehr witzig, Moon. Echt ...«
»Was?«
»Was? Ich bin hier, weil die angerufen haben.«
»Die?«
Er sah für einen Moment zur Decke und atmete tief aus. Lion sah mich fragend an, ich zuckte mit den Achseln. Hatte es mit Johann zu tun? Weil ich seine SMS nicht alle beantwortet hatte? Die Bedienung kam und stellte die Biergläser auf die Waschmaschine.
Karl holte tief Luft. »Wir haben es geschafft!«
Der Schleudergang setzte ein, die Gläser begannen zu hüpfen und Lion und ich griffen synchron zu. Helden des Alltags!
»Wir auch«, sagte Lion.
Karl sah irritiert von mir zu Lion und wieder zu mir. Es war vielleicht nicht so einfach, unsere Waschtag-Stimmung zu verstehen.
»Begreifst du nicht? Wir sind drin!«
Lion steckte den Finger in den Bierschaum und leckte ihn ab.
»Wo drin?«
Karl stöhnte. »Moon! Die haben mich angerufen, weil du deine Telefonnummer nicht hinterlassen hast. Die haben uns besetzt. Ich spiele Theo, du Ida!«
Lion stellte erst einen, dann den anderen Fuß ab und drehte sich dann langsam zu Karl um. » › Ich spiele Theo, du Ida?‹ Wovon redest du eigentlich?«
»Da gab es doch dieses Casting an unserer Schule ...«, sagte ich verlegen.
Lion starrte mich überrascht an. »Da hast du mitgemacht, Moon?!«
Karl nickte stolz. Woher sollte er wissen, dass bei uns auf Aktivitäten, die mit Film zusammenhingen, praktisch die Todesstrafe stand.
»Ja, aber es war nur Karl zuliebe, verstehst du«, sagte ich schnell.
»Tja, und was für ein Pech, jetzt musst du in einem Film mitspielen«, bemerkte Karl sarkastisch. »Weißt du eigentlich, was das für ein Glück ist? Was andere dafür getan hätten?«
»Mit dem Regisseur geschlafen?«
»Wie bitte?«, rief Lion.
»Ja, klar. Erinnerst du dich nicht? Ich musste sogar noch ins Recall, aber dich haben sie offenbar sofort besetzt.«
»Okay, Karl, aber wer weiß schon, was für ein Film das ist.«
»Ein Porno?«, fragte Lion und grinste.
Karl klapste Lion auf den Hinterkopf und sah mich ernst an.
« Ich weiß es.« Er zerrte einen Stapel Papier aus seinem Eastpack-Rucksack. »Ich habe nämlich das Drehbuch.«
»Na, Prost«, sagte Lion genervt, nahm einen großen Schluck Bier und schnappte sich das Buch.
»Ja«, sagte ich abwehrend. »Das ist super. Und es ist auf jeden Fall schön für dich!«
Karl sah mich vollkommen verständnislos an.
»Hey, Moon, ich renne hier durch die halbe Stadt, um dir diese irre Neuigkeit zu verkünden und du ...«
»MOON!« brüllte Lion und sprang auf.
Ich ließ vor Schreck fast mein Glas fallen.
»Look!«
Lion sprach sehr selten Englisch. Eigentlich nie. Aufgeregt hielt er mir das Drehbuch hin. Und da stand es. Heimweh. Ein Drehbuch von Paul Parker.
Wir stopften die nasse Wäsche in den Rucksack und gingen zusammen mit Karl nach Hause. Lion war wie elektrisiert. Heimweh . Das war auf einmal nicht nur irgendein Filmprojekt, sondern, nun ja, eine Familienangelegenheit von höchster Priorität. Karl grinste zufrieden. Er hatte eine Weile gebraucht, um zu verstehen, warum ich das Projekt erst überhaupt nicht und dann unbedingt machen wollte. Machen musste.
»Dein Vater! Cool, wieso wusstest du nicht ...«
»Karl«, unterbrach ich ihn, »ich erkläre dir alles später genauer, aber jetzt musst du mir nur eins versprechen.«
Er sah mich erwartungsvoll an. »Ja?«
»Sophia darf es wissen, aber sonst niemand. Okay?«
»Von mir aus.«
»Du darfst niemand, KEINEM, verstehst du, sagen, dass es mein Vater ist.«
Er blieb stehen. »Okay. Und was ist mit Johann?«
Ich trug den Pullover von Johann zu einem weißen T-Shirt und einer Jeans. Ich hatte ihn noch nicht einmal gewaschen, weil ich den sanften Geruch seines teuren Parfums nicht zerstören wollte. Karl hatte es bemerkte, aber höflicherweise nichts dazu gesagt.
»Wie, mit Johann?«
»Na ja.« Er grinste. »Er ist ziemlich erleichtert, dass wir keine Liebesszene miteinander haben, aber, na ja, ich habe das Buch gelesen ... diesen Jack wirst du andauernd küssen.«
Karl begleitete uns nach Hause, doch vor der Haustür verabschiedeten wir uns. Ich hatte ihn halbherzig auf einen Kaffee eingeladen, aber er verstand schon. Ich wollte allein sein und so schnell wie möglich das Drehbuch lesen. Als wir oben waren, musste Lion allein die Wäsche aufhängen, ich zog mich in mein Zimmer zurück, legte eine Platte auf, setzte mich auf
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