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Fluch der Unsterblichkeit

Fluch der Unsterblichkeit

Titel: Fluch der Unsterblichkeit
Autoren: Roger Zelazny
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aufzulesen, was bei den Abenteuern abfällt.«
    »Es würde nicht zu Ihrem Haar passen, meine Liebe.«
    »Zu Ihrem auch nicht, mein Kind.«
    »Das läßt sich ändern. Nicht ganz so leicht wie bei Ihnen, natürlich …«
    »Drüben, jenseits der Straße«, sagte ich mit lauter Stimme, »liegt eine zerstörte byzantinische Kirche, die ich in etwa zwei Jahren zur Restaurierung vorgesehen habe. Sie liegt an dem traditionsreichen Platz der Hochzeit des Peleus mit der Najade Thetis. Vielleicht kennen Sie die Geschichte dieses Festes? Alle waren eingeladen, außer der Göttin der Zwietracht, aber sie kam trotzdem und brachte einen goldenen Apfel mit, auf dem geschrieben stand: ›Der Schönsten!‹ Prinz Paris entschied, daß der Apfel Aphrodite gebühre, und das Schicksal Trojas war besiegelt. Als Paris zuletzt gesehen wurde, wirkte er keineswegs überglücklich. Ach, immer diese Entscheidungen! Wie ich so oft sage, dieses Land quillt über von Mythen.«
    »Wie lange werden wir hierbleiben?« fragte Ellen.
    »Ich würde gern noch ein paar Tage in Makrynitsa bleiben«, sagte ich, »dann geht es weiter nach Norden. Sagen wir, noch etwa eine Woche Griechenland und dann nach Rom.«
    »Nein«, sagte Myshtigo, der auf einem Felsen saß und in seinen Apparat diktierte, während er über die See starrte. »Nein. Die Tour ist zu Ende. Dies hier ist die letzte Station.«
    »Wieso?«
    »Der Sinn meiner Reise ist erfüllt, ich werde jetzt heimkehren.«
    »Und was wird aus Ihrem Buch?«
    »Ich habe meine Geschichte.«
    »Was für eine Geschichte?«
    »Ich werde Ihnen ein signiertes Exemplar schicken, wenn es fertig ist. Meine Zeit ist kostbar, und ich habe jetzt alles Material beisammen, das ich haben wollte. Ich habe heute früh den Port angerufen, und man wird mir heute abend einen Gleiter schicken. Sie können natürlich gern weiterfahren und tun oder lassen, was Sie wollen. Aber für mich ist die Sache abgeschlossen.«
    »Ist irgendwas nicht in Ordnung?«
    »Nein, alles ist in Ordnung, aber für mich ist es Zeit zu gehen. Ich habe noch viel zu tun.«
    Er stand auf und streckte sich.
    »Ich muß mich auch ein bißchen um das Packen kümmern, darum werde ich jetzt zurückgehen. Ihr Land hier ist wirklich wunderschön, Conrad, trotz allem. – Wir sehen uns bei Tisch.«
    Er wendete sich um und eilte den Hügel hinab.
    Ich ging ein paar Schritte hinter ihm her und blickte ihm nach.
    »Ich frage mich, was ihn dazu veranlaßt?« dachte ich laut. Neben mir ein Schritt.
    »Er stirbt«, sagte George leise.
     
    Mein Sohn Jason, der mehrere Tage vor uns eingetroffen war, war dahingegangen. Nachbarn berichteten uns von seinem Aufbruch zum Hades am Abend zuvor. Der Patriarch war auf dem Rücken eines feueräugigen Höllenhundes davongetragen worden, der die Tür seiner Wohnung zertrümmert und ihn durch die Nacht hinweggeschleppt hatte. Alle meine Verwandten wollten, daß ich zu ihnen zum Abendessen komme. Dos Santos lag immer noch im Bett; George hatte seine Wunden behandelt und es nicht für nötig erachtet, ihn ins Krankenhaus nach Athen bringen zu lassen.
    Es ist immer wieder schön, nach Hause zurückzukommen. Ich ging zum Dorfplatz hinunter und verbrachte den Nachmittag im Gespräch mit meiner Nachkommenschaft. Würde ich ihnen von Taler erzählen, von Haiti und Athen? Ja, ich war bereit, und ich erzählte ihnen davon. Würden sie mir von den letzten zwanzig Jahren in Makrynitsa erzählen? Gleichfalls ja.
    Ich brachte dann ein paar Blumen zum Friedhof, blieb eine Weile, dann ging ich zu Jasons Haus und reparierte die Tür mit dem Werkzeug, das ich im Schuppen fand. Danach entdeckte ich eine Flasche Wein und trank sie ganz aus.
     
    Ich fühlte mich immer noch deprimiert.
    Ich wußte nicht, was vor sich ging.
    George jedoch kannte sich mit Krankheiten aus, und er sagte, der Weganer zeige unverkennbare Symptome einer neurologischen Störung des endogenen Typs. Unheilbar. Und unweigerlich tödlich.
    Und man konnte nicht einmal Hasan dafür verantwortlich machen. »Die Ursachen sind unbekannt«, lautete Georges Diagnose.
    Also änderte sich alles.
    George hatte von Myshtigos Krankheit schon seit der Party gewußt. – Was hatte ihn auf die Spur gebracht?
    – Phil hatte ihn gebeten, den Weganer auf Anzeichen einer tödlichen Krankheit hin zu beobachten.
    – Warum?
    – Nun, Phil hatte nicht gesagt, warum, und jetzt konnte ich ihn wirklich nicht mehr fragen.
    Ich machte mir ernsthaft Gedanken.
    Myshtigo hatte entweder seine Aufgabe beendet,
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