Feind aus der Vergangenheit
vor dem Kerl
im Fiat — diesem Flühm?“
„Gaby!“ Helga war einer
Ohnmacht nahe. Jeden Moment würden die Knie versagen.
„Keine Sorge!“ lachte Gaby.
„Tim hat in k.o. geschlagen. Klößchen und Karl sind gerade dabei, ihn zu
fesseln. Halten Sie Funkverbindung mit Flühm? Dem hat Tim nämlich so ein
komisches Gerät weggenommen.“
Sekundenlang mußte sich Helga
am Tresen festhalten. Dann wandte sie sich Krause zu.
„Ich brauchte das Geld nicht
mehr. Bitte legen Sie’s auf unser Konto zurück.“
Krause hob die Brauen. „Sehr
wohl, gnädige Frau. Aufs Konto zurück. Selbstverständlich.“
*
Trensl fühlte sich unbehaglich.
Seit einer halben Stunde war er allein in der riesigen Kaminhalle der
Meier-Micksner-Villa. Eine ungewohnte Situation für ihn. Hoffentlich kam Flühm
bald zurück. Casseur und das Hausmädchen Matilde befanden sich unten im
Heizungskeller. Eingesperrt.
Trensl schlurfte auf und ab.
Mit einer Grimasse erwiderte er den Blick von Urgroßvater Meier-Micksner, dem
Firmengründer. Ärgerlich blickte der aus seinem Gemälde herab.
Diese vielen Türen. Hier, dort,
überall, fast wie in einem Schloß. Ständig hatte er Türen hinter sich, wo er
auch stand. Das verunsicherte ihn. Er hatte das Gefühl, plötzlich wäre jemand
hinter ihm. Wie jetzt!
Ruckartig drehte er sich um.
„Schönen Gruß von Flühm“, sagte
Tim. „Ihm geht’s schlecht.“
Sprach’s und langte hin mit der
linken Faust, hinter der bekanntlich viel Karate-Training steht.
Mit diesem Schlag endete
Trensls Laufbahn als Neroist und Staatsfeind endgültig.
*
Matilde heulte und mußte von
Helga getröstet werden. Dieter Meier-Micksner konnte vor Rührung kaum reden und
umarmte Tim, den Retter, schon zum fünften Mal. Claudia war aus der Schule
gekommen und umarmte Tim ebenfalls, was Stirnrunzeln hervorrief bei Gaby.
Der Polizeiarzt und zwei
Sanitäter hatten Trensl hinausgebracht.
Kommissar Glockner ließ sich
von Casseur berichten, auf welche Weise die beiden Terroristen den Überfall
ausgeführt hatten. Klößchen mußte Schokolade futtern wegen der allgemeinen
Aufregung, und Gaby hatte plötzlich einen Einfall. Zusammen mit Claudia lief
sie die Treppe hinauf zu deren Zimmer.
Casseurs Gesicht war vom
Schreck noch gezeichnet.
Ein bißchen verzerrt sieht er
aus, dachte Tim. Und er grinst völlig irre.
„Unglaublich, diese Brutalität,
Frau Meier-Micksner eine Höllenmaschine umzubinden“, sagte Casseur mit
Nachdruck. „Ich würde es nicht für möglich halten, wäre ich nicht Zeuge mit
eigenen Augen und Ohren. Leider konnte ich nichts tun. Zwei Pistolen waren auf
mich gerichtet.“
Die Mädchen kamen die Treppe
herab. Claudia hielt ihren Kassetten-Recorder in den Händen und blickte fragend
zu Tim.
„Wir wollen uns doch anhören“,
sagte Gaby, „was auf der Kassette ist.“
Tim wühlte in der Hosentasche
und holte den Tonträger hervor. „Davon, Herr Glockner, habe ich Ihnen noch
nichts gesagt. Flühm hatte die Kassette bei sich. Im Brustbeutel. Eine
Leerkassette, wie man sie überall kaufen kann. Zum Teil scheint sie bespielt zu
sein. Vielleicht ist es nur eine Radio-Sendung, die Flühm aufgenommen hat. Aber
es könnte auch was anderes sein — was Staatsfeindliches, die Neroisten
betreffend.“
„Bin gespannt.“
Claudia legte die Kassette ein.
Sie mußte zurückgespult werden. Dann drückte das Mädchen auf Start, und alle
lauschten.
„Trensl ist bei dir — nehme ich
an?“ ertönte eine Männerstimme.
„Er sitzt neben mir“, wurde
erwidert.
„Mit Ruhm hat er sich nicht
bekleckert — so wenig wie Paluschke“, sagte der erste. „Aber lassen wir das.
Das Nächstliegende ist wichtig: Geld. Es gibt eine Möglichkeit, im
Handumdrehen...“
So ging es weiter. Das Band
lief. Die beiden Stimmen redeten. Unter den Anwesenden breitete sich eisige
Stille aus. Alle Bewegungen erstarrten.
„Das reicht“, sagte Glockner
nach einer Weile. „Kannst ausschalten, Claudia.“ Er sah Casseur an. „Sie werden
nicht leugnen, daß Sie der Anrufer sind. Also Nero. Bei dem anderen handelt es
sich natürlich um Flühm.“
Casseurs Gesicht schien zu
einer Gipsfigur zu gehören. Es war weiß und zur Maske gefroren.
Aber dann erwachte der Kerl aus
seiner Erstarrung. Mit einem Riesensatz wollte er an Tim vorbei und hinaus.
Der TKKG-Häuptling hätte nur
das Bein ausstrecken müssen, und Casseur, alias Nero, wäre bäuchlings gelandet.
Aber so sanft wollte Tim nicht umgehen mit diesem
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