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Familienpakt: Kriminalroman (German Edition)

Familienpakt: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Familienpakt: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Jan Beinßen
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davon ab. Es war ein kaum wahrnehmbares Funkeln in Bartels braunen Augen, die Keller innehalten ließ und seine inneren Alarmglocken zum Klingen brachten.

28

    »Lust auf Essen?«, fragte Jochen, der sich heute eine ausgedehnte Mittagspause gönnte und ordentlichen Appetit mitbrachte.
    Denise hatte es sich in seiner Wohnung gemütlich gemacht, trug flauschig weiße Wollsocken und ein weißes T-Shirt, das ihr bis knapp über die Knie reichte. Sie sah ihn mit kaum versteckter Begierde an: »Ich habe Lust auf dich .«
    Er sagte »Oh« und wirkte unschlüssig.
    Sie machte ihm einen Vorschlag: »Wir lassen uns eine Pizza kommen, sehen uns eine deiner Blu-rays an, und dann kannst du nachschauen, was ich unter dem T-Shirt trage.«
    Doch kaum hatte sie ausgesprochen, fiel sie über ihn her. Kreisende Becken, ihre Lippen auf seinen. Die Zeit verflog wie im Rausch.
    Als sie fertig waren, keuchte er: »Was ist jetzt mit der Pizza?«
    Denise machte nicht den Eindruck, als würde ihr die erste flotte Begrüßungsrunde gereicht haben, denn sie machte Anstalten, sich ihren neuen Lover gleich noch einmal vorzunehmen.
    Doch das Telefon funkte ihr dazwischen und verschaffte Jochen eine willkommene Verschnaufpause. »Keller?«, meldete er sich und warf seiner Flamme eine Kusshand zu.
    »Ich bin’s, deine Mutter.«
    »Doris?« Jochen gab Denise ein Zeichen, sich noch ein wenig zu gedulden. »Was gibt es denn? Ist selten, dass du mich einfach so anrufst.«
    »Außer am Wochenende, was?«, gab sie schalkhaft zurück. »Du hast ja recht. Man telefoniert viel zu selten miteinander.«
    »Ja, aber nur um zu plaudern hast du dich ganz bestimmt nicht gemeldet.«
    »Nein, es geht um deinen Vater. Ich mache mir Sorgen.«
    »Sorgen um Konrad?« Jochen runzelte die Stirn. Denise rutschte näher an ihn heran, um mithören zu können. »Ist er denn nicht zu Hause bei dir?«
    »Nein, du weißt doch: Er ist ein Streuner, schlimmer noch als unsere Hauskatze.«
    »Jetzt übertreibst du.«
    »Zugegeben. Aber nachdem er mich beim Frühstück versetzt hat, versprach er mir, zum Mittagessen daheim zu sein.«
    Jochen sah auf die Uhr. »Zu einem späten Mittagessen könnte er es schaffen.«
    Doris ging über diese Bemerkung hinweg. »Er wollte noch einmal ins Klinikum fahren, sich jemanden vornehmen. Keine große Sache, wie es sich anhörte.«
    »Aber nun hast du doch ein mulmiges Gefühl?«, mutmaßte Jochen.
    »Ja.« Doris sog die Luft ein, atmete hörbar wieder aus. »Ich habe versucht, ihn auf seinem Handy zu erreichen. Aber er geht nicht dran.«
    Jochen lachte erleichtert auf. »Wenn das alles ist! Liebe Frau Mama, solltest du vergessen haben, dass in Krankenhäusern Handys abgeschaltet werden müssen, da sie sonst die empfindlichen medizinischen Geräte stören?«, versuchte er sie zu beruhigen, obwohl er wusste, dass dieses Verbot nur für Intensivstationen galt.
    »Ich mache mir trotzdem Sorgen.«
    »Gib Konrad etwas Zeit«, appellierte Jochen an seine Mutter. »Versuch in einer halben Stunde noch einmal, ihn anzurufen, dann nimmt er bestimmt ab. Oder er ist bis dahin längst bei dir. Vielleicht bringt er sogar Blumen mit.«
    »Ha, wie süß!« Doris lachte nun auch. »Du hältst ja große Stücke auf deinen Vater.«
    »Ziemlich große«, meinte Jochen und verabschiedete sich. Gerade rechtzeitig, um sich der nächsten Herausforderung durch seine junge Freundin zu stellen.

    »Kommst du mit in die Kantine?«, wurde Jasmin Stahl von einem in etwa gleichaltrigen, aber rangniedrigen Kollegen angesprochen, kaum dass sie die Garage des Fuhrparks verlassen und das Präsidiumsgebäude betreten hatte. Mit gekünsteltem Lächeln lehnte sie ab. Sie hatte es eilig, in ihr Büro zu gelangen, die Tür hinter sich zu schließen und darüber nachzudenken, wie sie sämtliche männliche Patienten des Südklinikums der letzten sechs Monate in einem Verzeichnis unterbringen konnte, das sich schnell und beliebig nach bestimmten Kriterien durchforsten ließ. Dabei waren die sechs Monate ebenso frei gewählt wie die Kriterien. Denn all ihre Versuche, eine Systematik in ihre Ermittlungsarbeit zu bringen, scheiterten an der Dürre der zugrunde liegenden Informationen.
    Wenn sie sich selbst gegenüber ehrlich sein wollte, musste sie zugeben, dass sie im Nebel stocherte. Aber Jasmin Stahl wollte es nicht zugeben! Sie war nicht bereit dazu, sich einzugestehen, dass der Täter sie längst abgehängt hatte, ihr durch die Maschen geschlüpft war, ihr hoffnungslos überlegen zu
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