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Erben des Blutes: Verborgene Träume (German Edition)

Erben des Blutes: Verborgene Träume (German Edition)

Titel: Erben des Blutes: Verborgene Träume (German Edition)
Autoren: Kendra Leigh Castle
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Jaden fauchte, duckte sich weg und wartete auf seine Chance. Er wusste aus Erfahrung, dass Werwölfe mehr mit roher Gewalt als mit Verstand kämpften. Gegen einen Vampir zogen sie fast immer den Kürzeren.
    Das war auch diesmal nicht anders.
    Mark holte aus und schlug zu. Wieder duckte Jaden sich weg, fuhr nun seinerseits die Krallen aus und riss dem Werwolf die empfindliche Haut am Bauch auf. Die dünnen Blutrinnsale, die sein Hemd dunkel färbten, schienen Jadens Gegner erst richtig in Rage zu versetzen. Blindlings stürzte er sich auf ihn und fand sich im nächsten Moment mit dem Gesicht nach unten auf dem Asphalt wieder. Jaden konnte sich das Lachen nicht verkneifen, aber selbst für seine Ohren klang es hohl und unangenehm.
    »Tja … Da geht heute wohl einer allein nach Hause.«
    Mit blutigem Gesicht rappelte sich der Werwolf auf und knurrte seinen Peiniger wütend an.
    »Verpiss dich, Blutsauger. Das hier ist eine Sache unter Werwölfen.«
    »Ach wirklich?«, erwiderte Jaden. »Ich hatte eher den Eindruck, da führt sich einer auf wie der typische Widerling.« Rasch warf er Lyra einen Blick aus den Augenwinkeln zu. Sie hatte sich in eine sitzende Position hochgerappelt und hielt sich den Kopf. Jaden hatte keine Ahnung, wie schwer sie verletzt war. Typisch Wolf, eine Frau gewinnen zu wollen, indem man ihr wehtat. Höchste Zeit, diesen Drecksack davonzujagen und Lyra zu verarzten.
    Dass sein Herz bei diesem Gedanken ins Stolpern geriet, versuchte er möglichst auszublenden.
    »Hau ab«, sagte er leise, aber drohend. »Oder ich bringe dich um.«
    Mark schnaubte. »So ein schmächtiger kleiner Blutsauger wie du? Ich glaube kaum –«
    Unsanft wurde er mitten im Satz von zwei Tritten unterbrochen. Der eine traf ihn in den Magen, der andere am Kopf. Letzterer sorgte dafür, dass er wie ein Sack zu Boden sank und nur noch ein leises Stöhnen von sich gab. Diesmal kam er nicht wieder auf die Beine.
    Jaden starrte einen Moment auf ihn hinunter. Am liebsten hätte er ihm sicherheitshalber noch einen weiteren Tritt verpasst. Aber der blöde Kerl würde sich auch so schon ziemlich lausig fühlen, wenn er am Morgen mit dem Gesicht nach unten auf dem Parkplatz erwachte. So befriedigend es auch wäre, ihn umzubringen – letztlich wäre es nur Zeitverschwendung.
    Außerdem würde Jaden sich trotz seines verwirrenden Interesses an Lyra nicht zu etwas hinreißen lassen, das die Lilim in einen Kampf mit irgendeinem dahergelaufenen Werwolfrudel verwickelte.
    Immerhin hatte er erreicht, dass sie jetzt quasi allein waren. Jaden ging neben Lyra in die Hocke, und als ihm ihr verführerischer Geruch in die Nase drang, lief ihm das Wasser im Mund zusammen. Wie Äpfel, dachte er. Süße Äpfel, wie man sie für Kuchen hernimmt, gemischt mit etwas Erdigem. Seltsamerweise hatte er weder das Bedürfnis, davonzulaufen, noch zu fauchen und zu spucken. Nur gut, dass er ihr letztes Mal nicht so nahe gekommen war. Sonst hätte er vielleicht etwas wirklich Dummes getan.
    Wobei das, was er soeben getan hatte, auch nicht gerade unter die Rubrik »klug« fiel.
    »Lyra?«, sagte er fragend und versuchte, seine Stimme möglichst beruhigend klingen zu lassen. Er war sich nicht sicher, ob ihm das so gut gelang … Schadensbegrenzung hatte er schon lange nicht mehr praktiziert. Normalerweise war er eher derjenige, der den Schaden
anrichtete
. »Alles in Ordnung? Brauchst du einen Arzt?« Wölfe heilten sich selbst, das wusste er, aber es brauchte seine Zeit, und das konnte bei einer größeren Wunde gefährlich sein.
    Sie gab keine Antwort, rührte sich auch nach wie vor nicht, und Jadens Sorge wuchs. Das Bedürfnis, sie zu berühren, wurde übermächtig. Vorsichtig streckte er die Hand nach ihr aus, hielt aber mitten in der Bewegung inne, als sie plötzlich den Kopf hob und ihn ansah. Was immer er zu sehen erwartet hatte – Angst, Verwirrung, vielleicht sogar ein wenig Dankbarkeit –, nichts davon zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab, aus dem ihm wutblitzende Augen wie Feuer in der Dunkelheit entgegenfunkelten.
    »Wag es ja nicht, mich anzufassen, Katze«, sagte sie. »Ich kann selbst auf mich aufpassen.«

2
    Und sie hatte geglaubt, schlimmer könne es in dieser Nacht nicht mehr kommen.
    Lyra starrte ihren Möchtegernretter genervt an. Es war komisch anzusehen, wie überrascht er darüber war, dass sie nicht mit den Wimpern klimperte und ihm atemlos dankte. Genau das erwarteten diese Vamps doch immer: rückhaltlose Bewunderung. Und dank ihres
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