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Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Titel: Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd
Autoren: Andrea Gunschera
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sie ihn doch noch aufs Kreuz gelegt.
Von wegen, sieben Leben wie eine Katze
. Fast hatte er ihr am Ende geglaubt.
    Diese Pupillen über ihr saßen in einem alabastergleichen Gesicht, die Haut durchscheinend, doch nicht transparent. Als ströme Licht von ihr aus. Eine unbeschreibliche Farbenpracht lag in den Augen. Leuchtendes Blau, Meeresgrün, goldene Funken und die Ränder purpurn. Die Farben schienen sich zu verändern, noch während sie darüber nachdachte.
    Die Haut war weiß, aber auch wieder nicht. Farben wirbelten in diesem Weiß, ein Spektrum von Tönen. Reflexartig streckte sie eine Hand aus, um diese Haut zu berühren und stellte überrascht fest, dass sie den Arm bewegen konnte, den sie zuvor nicht einmal gespürt hatte. Fasziniert betrachtete sie ihre Finger, als sie dieses Gesicht berührten. Ein Teil der Leuchtkraft schien in ihre Fingerspitzen zu sickern, sodass sie nun ihrerseits schimmerten. Wow.
    Die Gestalt lehnte sich so weit zurück, dass Violet erkennen konnte, dass es ein Mann war, der über ihr kniete. Sie leckte sich über die Lippen und schmeckte Salz und eine Spur Süße. Merkwürdig.
    Ein Lachen klang auf, doch sie konnte die Quelle nicht ausmachen. Perlend, süß, berührte es ihre Seele. Sie starrte hoch zu dem Mann.
    Wo bin ich
, wollte sie fragen.
    Die Worte blieben ein Gedanke ohne Ton. Ihre Stimme gehorchte ihr nicht.
    Keine Sorge
, sagte der Mann.
Deine Kehle ist wund
    Seine Lippen bewegten sich nicht. Er sprach in ihrem Kopf und das war nun endgültig der Beweis, dass sie es nicht geschafft hatte. Von einem scheiß Tau erschlagen. Das war ein so unrühmliches Ende, dass sie ...
    Nein. Du lebst
.
    Misstrauisch kniff sie die Augen zusammen. Sie erfasste mehr von seiner Gestalt. Und dann dämmerte es ihr. Der Schock trieb ihr die Tränen in die Augen. Wieder einmal.
    Asâêl.
    Er lachte schon wieder. Es klang freundlich. Amüsiert, doch ohne Spott.
    Sie verdanken dir ihr Leben
.
    Das Lachen versiegte.
    Ich bin dir zu Dank verpflichtet, weil du mich davor bewahrt hast, sie zu töten. Ich hätte die Schuld nicht tragen können, mein eigenes Blut auszulöschen
.
    Das Drahtnetz, das seine Flügel gefangen hielt, hatte ihn in Raserei versetzt. Nur von dem Gedanken besessen, sich aus dieser Falle zu befreien, unterschied er nicht mehr zwischen Freund und Feind, vergaß sogar, warum er gekommen war.
    „Danke“, sagte eine vertraute Stimme. „Dass du sie zurückgeholt hast.“
    Violet erhaschte einen Blick auf Gabriel, als der Engel zur Seite trat. Erleichterung breitete sich in ihr aus, durchdrungen von einem so intensiven Glücksgefühl, dass sich ihre Nackenhärchen aufrichteten. Die unbändige Freude, einer aussichtslos erscheinenden Situation lebend entkommen zu sein. Sein Gesicht zu sehen. Zu sehen, dass er lebte, blutüberströmt, dreckig und den Körper voller Wunden. Doch er lebte. Das war alles, was zählte.
    Wieder leckte sie sich über die Lippen. Der verstörende Geschmack war noch da. Sie fuhr mit einem Finger über ihren Mund und betrachtete ihre Fingerkuppe. Blut klebte daran.
    „War ich tot?“, krächzte sie. Nun kehrte ihre Stimme doch zurück.
    Nicht tot
, wisperte der Engel.
Nur auf der Schwelle des Todes. Ich kann niemanden zurückholen, der sie endgültig überschritten hat
.
    „Du hast mir dein Blut eingeflößt.“
    Er lächelte.
    Sie stützte sich auf die Ellbogen. Das Gefühl in ihren Gliedern kehrte zurück.
    „Komm her“, bat sie Gabriel.
    Er ließ sich neben ihr in die Knie sinken. Seine Hand in ihrem Haar war wie ein leichter Wind. Er stank nach Dreck und Tod und sah aus, als habe er tagelang auf mittelalterlichen Schlachtfeldern gefochten, doch in diesem Moment erschien er ihr so schön und begehrenswert, dass es ihr das Herz brechen wollte. Und sie war die glücklichste Frau der Welt, weil er seinen Blick auf sie richtete.
    „Ich liebe dich, du Bastard.“ Sie versuchte ein halbes Lachen. „Nur, damit du es weißt. Willst du dich immer noch vor mir in der verdammten Wüste verstecken?“
    Er lächelte schief. „Ich hatte gehofft, du würdest vielleicht mitkommen.“
    „Dann sag es, verdammt.“
    „Habe ich doch.“
    „Nicht das. Das andere.“
    Sein Lächeln verschwand. „Ich liebe dich. Hast du etwa daran gezweifelt?“
    Dann lasst nicht zu, dass eure Liebe sich jemals gegen euch wendet
.
    Verblüfft starrte sie Asâêl an, der ihr den Rücken zugewandt hatte.
    „Hilf mir hoch.“
    Ihre Beine zitterten, doch mit Gabriels Hilfe gelang es ihr,
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