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Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Titel: Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd
Autoren: Andrea Gunschera
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blieb so abrupt stehen, dass Violet gegen ihn stieß. Sie ließ das Telefon sinken. „Was ist?“
    Sie sammelten sich im Schatten eines heruntergekommenen Hotels. Aus den Lüftungsgittern stieg muffige Luft, eine Mischung aus Wäscherei und altem Gemüse. Etwa dreihundert Yards vor ihnen, kurz vor der Kreuzung Central Avenue, blockierten quergestellte Polizeiwagen die Spur. Eine Ambulanz mit aufgerissenen Türen stand daneben, Blaulicht fleckte den Asphalt.
    „Können wir die umgehen?“, fragte Keith.
    „Nicht ohne großen Umweg.“ Alan richtete sein Schwertgehenk so, dass der Mantel die Waffe vollständig verbarg.
    Gabriel verzog einen Mundwinkel und wog die Scheide in seiner Hand. Seine Jacke verbarg den Dolch und die Pistole, aber die armlange Klinge war unmöglich, zu verstecken.
    „Bleibt hinter mir“, befahl Alan. „Wir müssen es drauf ankommen lassen.“
    Violet schob die Beretta ins Schulterhalfter und zog den Reißverschluss ihres Kapuzenshirts zu. Gabriel berührte sie am Arm. Sie tauschte einen Blick mit ihm, ein verkniffenes Lächeln. Wir kriegen das hin.
    „Sie sind so stark“, murmelte sie. Dieser monströse Hund, den selbst ein halbes Magazin aus ihrer Pistole kaum aufzuhalten vermocht hatte. Diese Art von Monstern hatte nichts mehr zu tun mit den mitleiderregenden Laborkreaturen, die sie in den Tunnels unter der VORTEC Klinik gefunden hatten.
    „Wieso sind sie so stark? Etherlight hatte doch kaum ein paar Wochen.“
    „Es ist das Blut.“ Gabriel wich einem umgestürzten Mülleimer aus. „Das echte Blut. Die Mutation fällt viel stärker aus als mit dem künstlichen Ersatz. Unser Blut ist stark genug, um gebrochene Knochen und zerfetzte Organe in Stunden neu zu bilden — warum sollte es bei der Mutation anders sein?“ Er seufzte. „Mein Vater ist ein Erstgeborener. Ein reiner Nephilim. Das heißt, das Blut in meinen Adern ist nur durch zwei Generationen verwässert. Wahrscheinlich haben sie nur ein paar Tropfen gebraucht, um den Mutationsprozess bei diesen Kreaturen in Gang zu setzen.“
    Keine guten Nachrichten. Aber was hatte sie erwartet?
    Inzwischen waren sie nahe genug, um Details zu erkennen. Hinter den Polizeiwagen stauten sich die Autos auf der Central Avenue. Nach weiteren fünfzig Yards sah sie menschliche Leiber am Boden liegen. Schreie zerrissen die Nacht. Viele Autotüren standen offen, als hättendie Insassen der Fahrzeuge in unaussprechlicher Panik die Flucht ergriffen. Ein schrecklicher Fehler.
    Der Boden rings um die Ambulanz bewegte sich. Zuerst glaubte sie an eine Sinnestäuschung. Doch da waren Wellen, die durch den dunklen Grund liefen, eine Unruhe wie Wirbel in einem Trichter voller Sand.
    „Violet, zurück!“, brüllte Gabriel.
    Kein einziger Policeofficer war zu sehen. Ihre Fingerspitzen fühlten sich eisig an, als sie die Pistole zog. Tief über den Häusern schwebte ein Hubschrauber, nur zwei oder drei Blocks entfernt. Der Suchstrahl taumelte und zuckte. Und dann ballte sich der schwarze Teppich vor ihnen zu einem Klumpen und schoss direkt auf sie zu. Licht fing sich in unzähligen Augenpaaren, Bosheit und Blutgier glitzerte darin. Ein Albtraum materialisierte sich, so entsetzlich, dass sie zuerst nicht begreifen konnte, was sie da sah.
    Gütiger Himmel!
    Sie schrie und feuerte, während zwei oder drei der Biester gleichzeitig auf ihren Schultern landeten, auf ihrer Brust und ihr das T-Shirt zerfetzten. Es waren Katzen. Zwanzig oder dreißig, ein großes Rudel. Oder das, was aus ihnen geworden war. Monstrositäten mit nackter, ledriger Haut voller Beulen, das Fell zu Büscheln verklebt oder gänzlich ausgefallen. Ein Albtraum aus überlangen Krallen und viel mehr Kraft, als so einem kleinen Leib innewohnen durfte.
    Sekunden später schien ihr Körper nur noch aus Schmerzen zu bestehen. Die Mistviecher schlugen ihr tiefe Kratzer, die bluteten und brannten wie die Hölle. Sie feuerte, bis ihr Magazin leer war. Anders als bei den Hunden richteten ihre Kugeln wenigstens Schaden an. Jeder Schuss ein Treffer.
    Doch es waren viele. Zuletzt wehrte sie sich mit bloßen Händen, packte die Biester und schleuderte sie von sich. Gabriel, Keith und Alan hielten blutige Ernte. Eine Zeit lang schien es dennoch, als würden sie von der puren Masse der Tiere überrannt werden. Für jedes Biest, das sie erschlugen, tauchten drei neue auf.
    Die vielen kleinen Wunden kosteten Kraft. Irgendwann brach Violet in die Knie, spürte, wie sich die nadelspitzen Fänge einer Kreatur in
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