Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Emma will’s wissen

Emma will’s wissen

Titel: Emma will’s wissen
Autoren: Maja von Vogel
Vom Netzwerk:
wahnsinnig darauf, auf das neue Baby aufzupassen. Keine Ahnung, was sie daran so toll fand.
    »Willst du nicht auch mitmachen?«, fragte Mona.
    Ich tippte mir gegen die Stirn. »Spinnst du? Auf keinen Fall.« Ein Babysitterkurs war so ziemlich das Letzte, worauf ich Lust hatte.
    »So, wir können«, sagte Mama.
    Als wir schon fast auf dem Flur waren, rief die Sprechstundenhilfe: »Sie haben Ihr Ultraschallbild vergessen, Frau Laurenz!«
    Na toll! Noch ein Foto, das Mama überall herumzeigen konnte. Als wenn wir nicht schon genug davon hätten.
    Im Fahrstuhl zeigte Mama uns das neue Ultraschallbild. »Die Kleine sieht schon richtig kess aus, oder?«, fragte sie stolz.
    Ich kniff die Augen zusammen, aber ich sah nur Schatten und merkwürdige Formen, die ineinanderliefen. Ein Baby konnte ich beim besten Willen nicht entdecken.

[zurück]
    4 . Kapitel
    Wer klaut schon Kaffee?
    » S ie haben ja gar nichts gegessen!« Ich stand vor Herrn Martens Kühlschrank. Fast alles, was Lea und ich vor zwei Wochen eingekauft hatten, lag noch da. Herr Marten hatte kaum etwas angerührt. Ein saurer Geruch schlug mir entgegen. Wahrscheinlich die Milch. Ich hielt mir die Nase zu und warf den vollen Milchkarton in den Mülleimer. Genauso wie die Salami und den Schmierkäse. Beides war vor einer Woche abgelaufen. Dann räumte ich die neuen Lebensmittel ein, die ich gerade im Dorfladen besorgt hatte: Wurst, Käse, Milch, Joghurt und ein Stück Butter.
    »Wenn man alt ist, hat man nicht mehr so großen Appetit.« Herr Marten saß am Küchentisch und sah mir zu. Er trug wieder sein weißes Hemd. Es hatte einen Soßenfleck am Kragen. »Außerdem bekomme ich doch jetzt Essen auf Rädern. Das ist immer sehr reichlich. Heute gab es Schweinebraten mit Rotkohl und Salzkartoffeln.«
    »Aha.« Ich holte ein paar Äpfel aus dem Einkaufskorb und wollte sie in die Obstschale legen. Dort gammelten drei Bananen vor sich hin. Sie waren schon ganz braun und rochen süßlich. Ich warf sie ebenfalls weg. Jetzt war der Mülleimer voll. Ich beschloss, ihn später noch auszuleeren, bevor ich nach Hause ging. Oma sagt immer, man darf kein Essen wegwerfen, solange anderswo Menschen verhungern. Aber diese Bananen konnte niemand mehr essen. Da war nichts zu machen.
    »Meine Hilda hat den Schweinebraten immer mit Lorbeerblättern und Karotten gemacht«, erzählte Herr Marten. »Das hat vielleicht geschmeckt!«
    »Meine Oma macht auch einen leckeren Schweinebraten«, sagte ich.
    Herr Marten hatte heute einen guten Tag. Er hatte mich gleich erkannt und nicht wieder Pummelchen gesagt.
    »Leider kommt jetzt nicht mehr der nette junge Mann, der sonst immer das Essen gebracht hat.« Herr Marten machte ein bekümmertes Gesicht. »Stattdessen schicken sie eine Frau. Ich weiß wirklich nicht, wie sie so jemanden einstellen können.«
    »Warum?«, fragte ich. »Ist sie unfreundlich zu Ihnen?« Ich hatte alle Einkäufe eingeräumt und setzte mich Herrn Marten gegenüber an den Küchentisch.
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, im Gegenteil. Sie ist immer sehr freundlich. Aber sie klaut wie ein Rabe.«
    »Was?« Ich riss die Augen auf.
    Herr Marten beugte sich über den Tisch und flüsterte: »Sie geht jedes Mal an den Küchenschrank, wenn sie mein Essen bringt.«
    Ich runzelte die Stirn. »An den Küchenschrank? Warum denn?«
    »Sie will natürlich an die Kaffeebüchse«, antwortete er, als wäre das völlig selbstverständlich.
    Meine Hände wurden kalt. Ich hätte sie gern aufgewärmt, zum Beispiel an einer Tasse heißem Kakao. Aber Herr Marten hatte heute keinen gekocht. Vielleicht war der Kakao alle. Oder Herr Marten hatte es vergessen. Vielleicht wurde er tatsächlich langsam verrückt.
    »Sie denkt, ich merke es nicht. Sie denkt, ich bin alt und senil. Aber da hat sie sich getäuscht!« Herr Marten lachte. Seine Haare standen wirr vom Kopf ab. Jetzt sah er wirklich etwas verrückt aus. »Ich habe sie heimlich beobachtet. Sie hat gedacht, ich schaue nicht hin, dabei hab ich alles ganz genau gesehen. Sie war an meiner Kaffeedose. Diese Frau ist eine gemeine Diebin, jawohl! Ich werde mich beschweren! So jemand muss doch gefeuert werden, oder?«
    Ich schluckte. »Na ja, klar … eigentlich schon …«
    »Siehst du!« Herr Marten nickte zufrieden. »Das denke ich auch. Ich muss bei der Firma anrufen und dem Chef Bescheid sagen. Wenn ich nur wüsste, wo ich den Zettel mit der Telefonnummer hingelegt habe …« Er kniff nachdenklich die Augen zusammen.
    Ich hatte keine Ahnung,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher