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Elenium-Triologie

Elenium-Triologie

Titel: Elenium-Triologie
Autoren: David Eddings
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tiefer.
    Er saß in trübsinniger Unzufriedenheit am Kamin in den königlichen Gemächern und hatte ein halbes Auge auf seine spielende vierjährige Tochter, die Prinzessin Danae. Seine Gemahlin, in Begleitung von Mirtai und Talen, hatte irgend etwas in der Stadt zu erledigen, und so waren Sperber und die kleine Prinzessin allein.
    Danae war ein ernstes Kind mit glänzend schwarzem Haar, großen, nachtschwarzen Augen und einem Mund wie eine Rosenknospe. Trotz ihrer Ernsthaftigkeit war sie zärtlich und überschüttete ihre Eltern häufig urplötzlich mit Küssen. Momentan war sie vor dem Kamin ganz und gar in ihr Ballspiel vertieft.
    Es war der Kamin, der alles offenbarte und Sperbers Leben für immer veränderte. Danae verschätzte sich, und ihr Ball landete im Feuer. Ohne zu überlegen rannte sie zum Kamin, und ehe ihr Vater sie aufzuhalten vermochte, langte sie in die Flammen und holte ihren Ball heraus. Sperber sprang mit einem verzweifelten Schrei auf und eilte zu ihr. Er riß sie in die Arme und untersuchte ihre Hand.
    »Was hast du denn, Vater?« fragte sie ihn ganz ruhig. Prinzessin Danae war ein frühreifes Kind. Mit ihren vier Jahren redete sie fast schon wie eine Erwachsene.
    »Deine Hand! Du hast dich verbrannt! Du solltest wirklich gescheiter sein, als ins Feuer zu greifen!«
    »Ich habe mich nicht verbrannt«, widersprach sie und bewegte die Finger. »Siehst du?«
    »Geh nicht wieder ans Feuer«, mahnte er sie.
    »Nein, Vater.« Sie wand sich in seinen Armen, bis er sie absetzte, dann nahm sie ihren Ball und spielte in einer sicheren Ecke weiter.
    Beunruhigt setzte Sperber sich wieder in seinen Sessel. Es ist möglich, daß man die Hand ins Feuer hält, ohne sich zu verbrennen, wenn man sie sofort wieder herauszieht. Aber Danae hatte ihre Hand nicht so schnell bewegt. Sperber betrachtete sein Kind eingehender. Er war in den vergangenen Monaten sehr beschäftigt gewesen; deshalb hatte er nur wenig Zeit für sie gehabt. Danae befand sich in einem Alter, in dem gewisse Veränderungen rasch vonstatten gehen, und diese Veränderungen waren offenbar direkt vor seinen unaufmerksamen Blicken erfolgt. Doch nun, da er Danae näher betrachtete, legte sich plötzlich eine eisige Hand um sein Herz. Fassungslos sah er es zum ersten Mal.
    Er und seiner Gemahlin waren Elenier.
    Ihre Tochter nicht.
    Lange Zeit starrte Sperber seine styrische Tochter an; dann griff er nach der einzig möglichen Erklärung. » Aphrael? « fragte er benommen. Danae ähnelte Flöte nur wenig, doch eine andere Erklärung hatte Sperber nicht.
    »Ja, Sperber?« Ihre Stimme hörte sich ganz und gar nicht überrascht an.
    »Was hast du mit meiner Tochter gemacht?« entfuhr es ihm, und er richtete sich in seiner ängstlichen Sorge halb auf.
    »Mach dich nicht lächerlich, Sperber«, entgegnete sie ruhig.
    »Ich bin deine Tochter.«
    »Das ist unmöglich! Wie…«
    »Du weißt, daß ich es bin, Vater. Du warst doch dabei, als ich geboren wurde. Hast du etwa gedacht, ich wäre ein Wechselbalg? Ein Kuckuck, der dir ins Nest gesetzt wurde? Das ist elenischer Aberglaube. So etwas tun wir nie.«
    Er gewann halbwegs seine Beherrschung wieder. »Hast du vor, es mir zu erklären?« fragte er so ruhig er konnte, »oder erwartest du, daß ich es errate?«
    »Beruhige dich, Vater. Du wolltest doch Kinder, oder nicht?«
    »Nun…«
    »Mutter ist eine Königin. Sie muß einen Thronfolger zur Welt bringen, nicht wahr?«
    »Gewiß, nur…«
    »Das hätte sie aber nicht gekonnt, weißt du.«
    »Was?«
    »Das Gift, das Annias ihr gab, hat sie unfruchtbar gemacht. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie schwierig es war, das zu überwinden. Warum, glaubst du, war Sephrenia so aufgeregt, als sie erfuhr, daß Mutter guter Hoffnung war? Natürlich kannte sie die Nebenwirkungen des Gifts, und sie war sehr zornig auf mich, weil ich mich einmischte – hauptsächlich deshalb, weil Mutter Elenierin ist, nehme ich an. Sephrenia kann manchmal recht engstirnig sein. Oh, setz dich doch endlich wieder, Sperber.«
    Sperber ließ sich in seinen Sessel zurückfallen. Seine Gedanken wirbelten. »Aber warum?« fragte er heftig.
    »Weil ich dich und Mutter liebe. Sie war dazu bestimmt, kinderlos zu sein, also mußte ich ihre Bestimmung ein klein wenig ändern.«
    »Und hast du meine ebenfalls geändert?«
    »Wie könnte ich das? Du bist Anakha, hast du das vergessen? Niemand kennt deine Bestimmung. Du warst immer ein Problem für uns. Viele waren der Meinung, daß wir dich
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