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Eiswein (German Edition)

Eiswein (German Edition)

Titel: Eiswein (German Edition)
Autoren: Carmen Mayer
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Kollege?«
    Braunagel verzog das Gesicht. »Na ja.«
    Ralf Kluge tippte sich kurz mit zwei Fingern an die Schläfe und verabschiedete sich.
    Kommissar Braunagel warf einen letzten Blick auf die Tote und ging zum Wagen zurück.
    »Nicht geschickt genug«, wiederholte er die Worte des Kollegen, während er den Motor startete. »Ich weiß nicht, wer du bist, Frau, aber ich werde das genauso herausfinden, wie ich herausfinden werde, wer dir etwas aus dem Kopf schlagen wollte und warum. Falls die Zeller mit ihrer Vermutung recht haben sollte.«

Samstagnachmittag
    Hauptkommissar Walter Braunagel saß an seinem Schreibtisch im zweiten Stock der Kriminalpolizeiinspektion Würzburg-Zellerau und suchte online den aktuellen Datenbestand nach einer Vermisstenanzeige ab, die eventuell Aufschluss über die Identität der Toten geben konnte. Er war im vergangenen Frühjahr vierzig geworden, und arbeitete seit sieben Jahren in der Abteilung für Tötungsdelikte, wie die Mordkommission im Amtsdeutsch heißt. Sein dunkelbraunes, kurzes Haar stand ein wenig wirr um seinen Kopf, die dunklen Ringe um seine grauen Augen wetteiferten mit dem Schatten seines Dreitagebarts, während er konzentriert einige Dateien durchsuchte. Als er nichts Brauchbares fand, rief er im Institut für Rechtsmedizin der Uniklinik Würzburg an, ob die Obduktion der Leiche etwas Neues ergeben hatte.
    »Ist irgendwas Verwendbares fertig?«, wollte er wissen, nachdem er sich hinreichend darüber ausgelassen hatte, wie beeindruckt er immer wieder von der schnellen Arbeit der Rechtsmediziner war. Besonders jetzt am Wochenende.
    »Ihnen ist demnach klar, dass heute Samstag ist?«, fragte Wolfgang Schröter mit einem müden Ausdruck in der Stimme zurück.
    Braunagel nickte ergeben. Seine Ausführungen waren also doch nicht so gut angekommen.
    »Sie wissen es also«, hörte er die Stimme des Mediziners an seinem Ohr. »Ihr Nicken ist bis hierher durchgedrungen.«
    »Immerhin.«
    »Nun gut, zumindest so viel ist sicher: Wir haben keine Kampfspuren an ihrem Körper entdecken können«, bestätigte Wolfgang Schröter die Aussage von Ralf Kluge.
    »Heißt?«
    »Heißt, dass sie ohne jegliche Gegenwehr mit einem ziemlich heftigen Schlag von hinten auf den Kopf getroffen wurde, der sie außer Gefecht gesetzt haben dürfte. Ob der Schlag tödlich war oder die schweren Gesichtsverletzungen, wird sich herausstellen. So weit bin ich noch nicht.«
    Braunagel machte sich Notizen.
    »Gibt es nichts, womit ich zumindest einen Ansatz für unsere Ermittlungen hätte?«
    »Doch, ein bisschen was hab ich für Sie. Nicht sehr viel, aber vielleicht hilft es Ihnen trotzdem: Der Schlag auf den Kopf wurde vermutlich mit was Hölzernem ausgeführt. Proben sind bereits im Labor.«
    »Die Spurensicherung hat nichts gefunden, was passen könnte.« Braunagel klemmte sich das Telefon zwischen Schulter und Ohr und blätterte in den Unterlagen, die er von den Kollegen der Spurensicherung bekommen hatte.
    »Der Täter kann das Zeug nach der Tat ja mitgenommen haben. Holz ist im Wald genügend vorhanden, und so ein Prügel ist unauffällig zu entsorgen«, ließ ihn Wolfgang Schröter seine Überlegungen wissen.
    »Schön, dass Sie sich meine Gedanken machen.«
    »Gerne«, lachte der Mediziner am anderen Ende der Leitung.
    Braunagel suchte seine Notizen nach Fragen ab, die er zu stellen vergessen haben könnte. »Vergewaltigung?«, schob er schließlich nach.
    »Nein. Es gibt keinen Hinweis auf Geschlechtsverkehr, ob erzwungen oder freiwillig«, antwortete der Mediziner. »Wir untersuchen die Tote trotzdem noch nach Spuren von Spermiziden, falls ein Kondom benutzt wurde.«
    »Und was ist mit dem Gesicht? Wurde es vor oder nach ihrem Tod so zugerichtet und womit?«
    »Das kann ich noch nicht sagen«, beschied ihn Schröter. »Wir sind dran, Braunagel. Sie kriegen Bescheid, sobald wir was Aufschlussreiches gefunden haben.«
    »Danke.«
    »Ach, doch, da ist etwas, das Sie auch noch interessieren wird: Der Mord geschah den Totenflecken zufolge mit Sicherheit am Leichenfundort. Es gibt auch keine Spuren am Körper, die darauf schließen lassen, dass sie dort hingetragen oder -geschleift wurde. Sie muss nackt rumgelaufen sein. Ihre Turnschuhe sind Allerweltstreter, die sie wohl erst gekauft hat. Mit denen ist garantiert nicht viel anzufangen.«
    »Sie meinen, die Frau lief nur in Turnschuhen rum, ohne Klamotten?« Braunagel zog erstaunt die Augenbrauen hoch. »Sie wurde zwar nackt gefunden, aber ich bin
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