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Eisenherz - Förg, N: Eisenherz

Eisenherz - Förg, N: Eisenherz

Titel: Eisenherz - Förg, N: Eisenherz
Autoren: Nicola Förg
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Tisch locken kann?
    Als Heide an die Planke trat, bemerkte Fanni, wie schwer sie atmete.
    »Einer von den Grünzeug-Gendarmen hat beim Max angerufen«, hechelte Heide. »Er hat behauptet, dass die Anna …« Sie brach mitten im Satz ab.
    Sepp wies mit dem Daumen über seine Schulter.
    Heide blickte zu dem Felsblock, wo Sprudel neben Annabel Wache hielt. Der Ranger telefonierte noch immer.
    Fanni fragte sich, wen er wohl jetzt von dem Unglück verständigte. Max den Hüttenwirt hatte er offensichtlich schon informiert.
    Heide bekreuzigte sich.
    »Ja«, nickte Sepp, »tot ist sie. Kannst es ihm ausrichten, dem Max. Oder kommt er selber noch heraufgehumpelt auf seinen Krücken?«
    Heide schüttelte den Kopf. »Er schafft doch kaum die Strecke zwischen Tresen und Stammtisch.«
    Inzwischen bewegte sich eine Menschenkarawane von der Hütte zum Gipfelplateau.
    Fanni starrte die Leute an.
    Woher wissen sie es?, fragte sie sich, und im selben Augenblick fiel ihr die Antwort ein: Max der Hüttenwirt sprengt die Nachricht wie ein Marktschreier aus.
    Immer mehr Gaffer drängten heran – sie konnten unmöglich zuvor alle in der Hütte gesessen haben. Die in der ersten Reihe wurden ans Geländer gedrückt.
    Fanni zog sich unter eine Fichte am Ende der Planke zurück.
    Der Nationalparkranger unterbrach sein Telefongespräch, rief: »Zurücktreten!« und fuchtelte mit den Armen, als wollte er Fliegen verscheuchen.
    Die Gaffer drängelten weiter.
    Sprudel verließ seinen Posten bei Annabel, trat an die Planke und wandte sich an die Bergwachtmänner. »Wir sollten die Neugierigen fernhalten. Es könnten wichtige Spuren verwischt werden.«
    »Ah was«, entgegnete Rudi, »bist du ein Kriminaler, weil du dich so gut auskennst?«
    »Ein ehemaliger«, antwortete Sprudel knapp. »Aber muss man denn ein Kriminalbeamter sein, um zu wissen, wie wichtig Spuren am Tatort sind?«
    »Tatort«, plusterte sich Rudi auf. »Vom Stein ist sie runtergefallen, die Annabel, und hat sich das Genick gebrochen dabei. Da muss ich kein Kriminalbeamter sein, damit ich das weiß.«
    »Komm, Rudi«, mischte sich Sepp ein, »wir halten die Leute lieber auf Abstand. Das kann doch nicht schaden, wenn sich die Kripo ein unverfälschtes Bild von der Sache machen kann.«
    Unverfälschtes Bild, dachte Fanni, diesen Ausdruck hätte ich dem Kerl da, der jeden duzt, gar nicht zugetraut.
    Sie setzte sich auf die Holzbank, die genau dort, wo das Geländer an einem Felswändchen endete, unter der Fichte stand.
    Die Schaulustigen hatten sich inzwischen ein Stück von der Planke entfernt und umringten nun die Bergwachtmänner.
    Fanni vernahm Rudis Stimme: »Zwanzig ist die Annabel, grade mal zwanzig.«
    »Gar nicht wahr«, widersprach Bergwacht-Sepp. »Zweiundzwanzig ist sie. Das weiß ich, weil sie mit meiner Gisela eingeschult worden ist.«
    Dem konnte Rudi nichts entgegensetzen. Fanni sah ihm von Weitem an, dass er an dieser Niederlage zu kauen hatte. Er schwieg einen Moment verstimmt, doch plötzlich schien ihm etwas Wichtiges einzufallen.
    »Wo ist denn der Severin?«
    »Ja, wo wird er denn schon sein?«, antwortete Sepp. »Daheim, vor seinem Computer. Was anderes kennt der doch nicht am Wochenende.«
    »Der Severin hat aber die Annabel heut früh in seinem Auto hergebracht«, sagte Bergwacht-Rudi, »das hab ich selber gesehen.«
    Bergwacht-Sepp schaute ihn skeptisch an. »Seit wann darf denn der auf der gesperrten Forststraße vom Waldhaus zur Hütte fahren?«, fragte er.
    »Er hat den Max dabeigehabt«, antwortete Rudi, und das schien alles zu erklären.
    Fanni musste eine Weile darüber nachgrübeln, bis auch ihr aufging, was Rudi meinte. Max der Hüttenwirt ging an Krücken, das hatte sie ja soeben selbst mitbekommen. Und deshalb besaß er gewiss eine Sondergenehmigung, die ihm erlaubte, jederzeit in einem Wagen vom Zwiesler Waldhaus zur Falkenstein-Schutzhütte zu fahren.
    Fanni wurde durch lautes Schnaufen zu ihrer Linken vom Gespräch der Bergwachtmänner abgelenkt. Ein älterer Herr in Bundhosen, Lodenjanker und Trachtenhut hetzte den Pfad herauf. Er trug einen abgeschabten Rucksack aus der Vorkriegszeit.
    Luis Trenker!
    Eher eine Parodie auf ihn, dachte Fanni.
    Der Ankömmling war klein und rundlich und sah mehr nach gemütlichem Opa als nach Bergkraxler aus. Seine Brille war vom Atemdunst angelaufen. Als er das Plateau erreichte, nahm er sie ab und schwenkte sie an einem ihrer Drahtbügel hin und her, damit sie wieder klar wurde.
    Während er mit kurzsichtigen
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