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Eine Weihnachtsgeschichte - Illustrierte Fassung

Eine Weihnachtsgeschichte - Illustrierte Fassung

Titel: Eine Weihnachtsgeschichte - Illustrierte Fassung
Autoren: Charles Dickens
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nichts. Ich bin wie ein neugeborenes Kind. Das macht aber nichts, ist mir auch gleich, ich will so gern noch einmal ein Kind sein. Hallo! Hussa! Hallo!«
    Er wurde in seinen Jubelausbrüchen von dem Geläute der Glocken unterbrochen, die ihm so lustig zu tönen schienen, wie nie vorher. Bim bam, ding, dong, bim bam. Oh, herrlich, herrlich!
    Er lief zum Fenster, öffnete es und steckte den Kopf hinaus. Kein Nebel, keine dumpfe schwere Luft, ein klarer, heiter-glänzender, kalter Morgen, eine Frische, die das Blut wie im Tanz kreisen machte, goldenes Sonnenlicht, ein himmlischer Himmel, liebliche, klare Luft, fröhliche Glocken. Oh, herrlich, herrlich!
    »Was ist denn heute?«, rief Scrooge einem Jungen in Sonntagskleidern zu, der vermutlich in den Hof getreten war, um sich draußen umzutun.
    »Was?«, fragte der Knabe, aufs äußerste verblüfft.
    »Was haben wir heute für einen Tag, du schmuckes Kerlchen?«, fragte Scrooge.
    »Heute?«, antwortete der Knabe. »Aber es ist doch Weihnachtstag!«
    »Es ist doch Weihnachtstag«, sagte Scrooge zu sich selber. »Ich habe ihn nicht versäumt. Die Geister haben alles in einer Nacht vollbracht. Sie können alles, was sie wollen. Natürlich, natürlich. Holla, du schmuckes Kerlchen!«
    »Was gibt’s?«, antwortete der Junge.
    »Weißt du des Geflügelhändlers Laden an der zweitnächsten Straßenecke?«, fragte Scrooge.
    »Aber warum nicht«, antwortete der Junge.
    »Ein gescheiter Junge«, sagte Scrooge. »Ein merkwürdiger Junge! Weißt du nicht, ob der extra große Puterbraten, der dort hing, verkauft ist? Nicht den kleinen Puter – nein, den großen.«
    »Was, der so groß ist wie ich?«, antwortete der Junge.
    »Was für ein famoser Junge!«, sagte Scrooge. »Es ist ein Vergnügen, mit ihm zu sprechen. Ja, mein Prachtjunge.«
    »Oh, der hängt noch dort«, antwortete der Junge.
    »Wirklich!«, sagte Scrooge. »Ach, dann eil’, bitte, hin und kaufe ihn.«
    »Sie wollen sich einen Spaß mit mir machen«, rief der Junge.
    »Nein, nein«, sagte Scrooge, »es ist mein Ernst. Geh und kaufe ihn und sage, sie sollen ihn hierhersenden, damit ich ihnen die Adresse geben kann, wohin sie ihn tragen sollen. Komm mit dem Träger hierher und ich gebe dir einen Schilling. Kommst du aber in weniger als fünf Minuten zurück, dann sollst du sogar eine halbe Krone erhalten.«
    Der Bursche schoß dahin wie der Blitz.
    »Ich will ihn Bob Cratchit schicken«, flüsterte Scrooge, sich die Hände reibend und fast vor Lachen berstend. »Er soll nicht wissen, wer ihn geschickt. Der Puter ist zweimal so groß wie Tiny Tim. Joe Miller 2 hat niemals einen so guten Witz gemacht, wie es dieser ist.«
    Als er die Adresse aufsetzte, zitterte seine Hand; aber er schrieb, so gut es gehen wollte, und ging die Treppe hinab, um die Haustür zu öffnen und den Puter zu erwarten. Als er dastand, fiel sein Auge auf den Türklopfer.
    »Ich werde ihn lieb haben, solange ich lebe«, rief Scrooge ihn streichelnd. »Früher habe ich ihn kaum angeschaut. Was für ein braves Gesicht er hat! Er ist ein wundervoller Türklopfer! – Da ist der Puter. Hallo, hussa! Wie geht’s? Fröhliche Weihnachten!«
    Das war ein Puter! Er hätte lebend nicht auf seinen Füßen stehen können. Sie wären – knacks – zerbrochen wie Siegellackstangen.
    »Was, das ist ja kaum möglich, den nach Camden-Town zu tragen«, sagte Scrooge. »Ihr müßt einen Wagen nehmen.«
    Das Lachen, mit dem er dies sagte, und das Lachen, mit dem er den Puter bezahlte, und das Lachen, mit dem er den Wagen bezahlte, und das Lachen, mit dem er dem Jungen den Botenlohn schenkte, wurden nur von dem Lachen übertroffen, mit dem er sich schließlich atemlos in seinen Stuhl niedersetzte und lachte, bis ihm die Tränen von den Backen kollerten.
    Das Rasieren war heute keine leichte Sache: denn seine Hand zitterte immer noch sehr; und Rasieren verlangt große Aufmerksamkeit, selbst wenn man nicht gerade dabei tanzt. Aber wenn er sich die Nasenspitze weggeschnitten hätte, würde er ein Stückchen Heftpflaster darauf geklebt haben und zufrieden gewesen sein.
    Er zog seinen besten Anzug an und trat endlich auf die Straße. Die Leute strömten jetzt gerade aus ihren Häusern, wie er es gesehen hatte, als er den Geist der diesjährigen Weihnacht begleitete. Er ging mit auf dem Rücken zusammengeschlagenen Händen durch die Straßen, und Scrooge sah jeden mit einem freundlichen Lächeln an. Er sah so bezwingend freundlich aus, daß drei oder vier lustige Leute zu
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