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Eine Schwester zum Glück

Eine Schwester zum Glück

Titel: Eine Schwester zum Glück
Autoren: Katherine Center
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mitten in dieser Sehnsucht zu stehen. Ich stand neben dem Bettchen, hob eine kleine Rassel auf und fragte mich, wie es sein musste, sich etwas so verzweifelt zu wünschen und es nicht annähernd erreichen zu können.
    In dem Augenblick tauchte Mackie im Türrahmen auf. »Ich hab vergessen, dir von dem Zimmer zu erzählen.« Sie sah sich mit einem Achselzucken um. »Ich hab mich ein bisschen mitreißen lassen.«
    »Es ist wunderschön.«
    »Danke«, sagte sie. »Ich werde alles auf eBay verkaufen.«
    »Im Ernst?«
    »Ja.« Sie drehte sich um und ging wieder in die Küche.
    Dies sind die Dinge, die meine Schwester hatte und die ich wollte: einen Mann, der sie abgöttisch liebte, ein Haus mit Gartenmöbeln aus Teak, einen begehbaren Wand schrank, der größer war als mein ganzes Apartment, und die Sammlung Beatles-Alben unserer Mutter. Und dies sind die Dinge, die ich hatte und die sie wollte: ein glamou röses Leben in New York, einen schicken (ehemaligen) Job, reichlich Gründe zu verreisen, und das Gefühl von un begrenzten Möglichkeiten. Sie hatte Stabilität und einen Sub-Zero Kühlschrank. Ich hatte eine U-Bahn-Karte und H&H-Bagels. Sie hatte nie außerhalb von Texas gelebt. Ich war zur Uni gegangen und nie mehr zurückgekehrt.
    Doch ich vermisste Mackie. Ich rief mindestens einmal am Tag bei ihr an. Weil sie der erste Mensch war, mit dem ich reden wollte, wann immer ich eine freie Minute hatte. Das Wichtigste an dem ganzen verrückten Jahr, das uns erwartete, ist, wie sehr ich meine Schwester liebte. Denn dort in Mackies leerem Kinderzimmer, als ich ein Plüschtier in den Armen hielt und mich in den Schaukelstuhl gleiten ließ, kam mir eine Idee. Eine Idee, die all unsere Leben auf eine Art und Weise verändern würde, die ich mir damals nicht hätte träumen lassen. Eine Idee, die wir vielleicht nie hätten ausprobieren sollen. Aber was soll ich sagen? In dem Augenblick kam sie mir genial vor. Es schien die beste Idee zu sein, die ich je hatte. Es schien, als hätte ich vielleicht zum allerersten Mal einen Weg gefunden, mich um Mackie zu kümmern, statt umgekehrt.

2
    A ls ich Mackie meinen Vorschlag unterbreitete, sagte sie : Nein .
    Sie hatte einen Mais-Avocado-Salat mit Limette und Paprika zum Abendessen gemacht. Wir saßen an dem großen Bauerntisch in ihrer Küche mit Weingläsern voll San Pellegrino. Der Raum fühlte sich luftig und elegant an. Jedes Mal, wenn ich über die Feiertage nach Hause fuhr, konnte ich einfach nicht fassen, wie viel Platz es bei ihnen gab. Ich dachte an meine duschkabinengroße Kochnische in New York und dass in Texas wirklich alles größer war .
    »Du lässt mich gar nicht ausreden«, sagte ich.
    »Richtig«, sagte sie. »Weil du nicht ausreden wirst. Ich sage nämlich: Nein.«
    »Tja.« Ich zuckte mit den Schultern. »Und ich sage Ja.«
    »Die Entscheidung liegt nicht bei dir.«
    Ich streckte die Hand aus und legte sie auf Mackies. »Es ist eine gute Idee.«
    »Es ist eine verrückte, gefährliche und sehr schlechte Idee.«
    »Mackie. Ich kann dir helfen.«
    Ich musste ihr ziemlich gut zureden, aber schließlich ließ sie sich dazu breitschlagen, dass ich ihr Nein akzeptieren würde, wenn sie mich bloß aussprechen ließe. »Du musst mir bloß richtig zuhören«, sagte ich.
    »Und dann kann ich Nein sagen?«
    »Dann kannst du Nein sagen.«
    »Und dann lassen wir das Thema sein?«
    »Dann lassen wir es sein.«
    Ich setzte mich auf meinem Stuhl zurück. Vielleicht hatte ich es das erste Mal falsch formuliert. Vielleicht hatte »Warum kriege ich das Baby nicht für dich?« in Mackies Ohren ein wenig schroff geklungen.
    Ich fing noch einmal von vorne an. Diesmal versuchte ich es folgendermaßen: Ihre Gebärmutter funktionierte nicht? Und wenn schon! Sie hatte doch immer noch ihre Eier! Wenn sie nichts weiter als eine Gebärmutter brauchte, konnte sie sich meine ausleihen. Ich hatte da eine, die in New York vergammelte. »Dies ist mein Angebot«, sagte ich. »Dein Ei, sein Sperma. Ich steuere die Gebärmutter bei.«
    Mackie sah mich nur an.
    Und dann sagte ich, hauptsächlich um ihr auf den Wecker zu gehen: »Ihr mischt den Teig, ich backe das Brötchen.«
    Doch mittlerweile hatte ich sie zum Nachdenken gebracht. »Bei dir klingt das so einfach.«
    »Weil es einfach ist«, sagte ich.
    Das war noch am Anfang. Bevor mir jemals Ausdrücke wie interfamiliäre Schwangerschaftsausträgerin und intra zytoplasmische Spermieninjektion zu Ohren gekommen waren. Selbst das Wort Schwangerschaft
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