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Eine Braut zu Weihnachten

Eine Braut zu Weihnachten

Titel: Eine Braut zu Weihnachten
Autoren: Victoria Alexander
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Äußerung.
    »Absolut nicht.« Veronica hakte sich bei Portia unter und zog sie wieder auf die Tür zu.
    »Aber du hast doch gewiss nicht vor, den Rest deines Lebens allein zu bleiben?«
    »Nein, das nicht.« Veronica schüttelte den Kopf. »Obwohl es erst etwas über drei Jahre her ist, dass ich Charles verloren habe, bin ich es schon leid, allein zu sein. Und ich bin nicht der Typ Frau, die den Gedanken, vom Bett eines Mannes in das des nächsten zu hüpfen, besonders reizvoll findet.«
    »Na, Gott sei Dank«, sagte Portia erleichtert.
    Veronica lächelte. Sie hatte sich noch nicht entschieden, ob sie Portia in ihren Plan einweihen sollte. Aber es war sehr gut möglich, dass sie die Hilfe ihrer Freundin brauchen würde, auch wenn Portia mit ihrer tugendhaften Natur womöglich zu schockiert sein würde, um ihr echte Hilfe zu leisten.
    Veronica ließ den Blick über die Menge vor ihnen gleiten. Eine unbezähmbare Tante Lotte bahnte sich gerade ihren Weg Richtung Foyer. Durch die offene Tür konnte Veronica Sir Sebastian sehen, umringt von Bewunderern, die größtenteils weiblichen Geschlechts waren. Er plauderte mit jedem, der ihn ansprach, in einer Art und Weise, die Veronica selbst aus der Entfernung als sehr liebenswürdig und charmant empfand. Es war höchst bewundernswert, mit wie viel Geduld er seinen Anhängern begegnete.
    »Erzähl mir mehr über deinen Cousin.«
    »Ich weiß nicht, was es da noch zu erzählen gibt.« Portia dachte einen Moment lang nach. »Du hast eins seiner Bücher gelesen.«
    »Zwei sogar.«
    »Dann weißt du ja von seiner lächerlichen Jagd nach Abenteuern, getarnt als Bemühen um die Erkenntnis des Unbekannten. Ich persönlich schaffe es nicht, seine Bücher zu lesen. Sie sind recht aufregend, finde ich.«
    »Aber er versteht es, eine Geschichte zu erzählen«, murmelte Veronica. Sie hatte seine Prosa aufrüttelnd und sogar sinnlich gefunden.
    »Die Familie hatte gehofft, er würde Kaufmann werden oder Jura studieren. Stattdessen jedoch verbrachte er die letzten zwölf Jahre oder so mit Reisen an jene fernen Orte dieser Welt, die bisher nur wenige zivilisierte Menschen zu betreten gewagt haben. Das ist sehr bedauerlich, wie wir alle finden.«
    »Nun ja, Jura ist es nicht.« Veronica verkniff sich ein Grinsen.
    »Er war schon immer ein Rebell. Schon als Kind tat er ständig Dinge, die er nicht tun sollte, und folgte keinen anderen Regeln als seinen eigenen. Und trotzdem …« Portia seufzte resigniert. »Er ist immer mein Lieblingscousin gewesen.«
    »Irgendwo tief in deinem Innersten, Portia, sehnst du dich wahrscheinlich auch nach Abenteuern.«
    »Mein Leben ist ziemlich langweilig«, gestand ihr Portia im Flüsterton und merkte dann, was sie gesagt hatte. »Nicht langweilig. Wie absurd! Ich weiß nicht, warum ich das gesagt habe.«
    »Die, die sich scheinbar am wenigsten beugen …«
    »Knicken scheinbar am ehesten ein. Ja, ja, das hast du schon des Öfteren gesagt, aber es ist kompletter Unsinn.« Portia verzog spöttisch das Gesicht. »Ich habe weder die Absicht, mich zu beugen noch einzuknicken.«
    »Natürlich nicht«, sagte Veronica. »Du bist ja auch ganz zufrieden mit deinem ereignislosen Leben.«
    Portia nickte. »Das bin ich allerdings.«
    Aber Veronica wusste es besser. Manchmal erschien es ihr ebenso merkwürdig wie bemerkenswert, dass sie, Portia und Lady Julia Winterset so gut befreundet waren, wenn man bedachte, dass sie sich erst vor ein paar Jahren kennengelernt hatten. Ihr Zusammentreffen im Buchladen von Fenwick and Sons war ein Zufall gewesen, aber zweifelsohne war es Schicksal, dass sie solch enge Freundinnen geworden waren. Alle hatten vor etwa drei Jahren ihren Ehemann verloren, durch Unfall, Krankheit und Missgeschick, und waren sich zu einer Zeit begegnet, in der jede eine Freundin brauchte, die sie nicht an ihren Verlust erinnerte. Und obwohl Veronica keineswegs zur Frömmigkeit neigte, dankte sie Gott oft dafür, dass sie diese Freundinnen gefunden hatte, die eigentlich viel mehr die Schwestern waren, die sie nie gehabt und nie vermisst hatte. Und trotzdem konnte sie sich heute ihr Leben nicht mehr ohne sie vorstellen.
    »Abgesehen von Sebastian sind wir eine ziemlich konservative, auf Anstand bedachte Familie«, erklärte Portia, während Veronica sich fragte, wie eine konservative, wohlerzogene Familie einen Mann hervorbringen konnte, der in den fernsten Winkeln der Welt herumvagabundierte. Oder vielleicht war es ja genau umgekehrt, und nur eine sehr
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