Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Lord mit besten Absichten

Ein Lord mit besten Absichten

Titel: Ein Lord mit besten Absichten
Autoren: Katie MacAlister
Vom Netzwerk:
ohne Vorwarnung auf ahnungslose und überaus beeindruckbare Frauen loszulassen, bemühte sie sich verzweifelt, ihren rasenden Puls zu beruhigen. Sie war doch kein dummes und naives Ding ohne jede Erfahrung – bei Gott, sie hatte in Boston gelebt! Nein, sie war eine weltgewandte Frau und würde sich nicht dadurch blamieren, dass sie auf der Stelle tot zusammenbrach, nur weil sie einem unbeschreiblich attraktiven Mann gegenüberstand.
    Der Mann mit der Brille neben Lord Adonis beugte sich über ihre Hand, doch Gillian hörte nicht, was er sagte. Völlig in den Bann des Earls geschlagen, ließ sie den Blick über dessen männlich-markante Gesichtskonturen wandern und fragte sich, was er wohl von dem Grübchen in seinem Kinn hielt, das der Strenge seiner Züge eine gewisse Sanftheit verlieh. Was
sie
davon hielt, wusste sie. Ihre Lippen brannten vor Verlangen, sein Kinn mit Küssen zu bedecken und ihre Zunge in dieses Grübchen zu tauchen … Gütiger Himmel, wie konnte sie sich nur in so sündigen Gedanken ergehen? Eine weitere Welle der Erregung schwappte über sie hinweg, während sie die Hände fest ineinander verschränkte, um ihrer wilden Fantasie Herr zu werden. Wie konnte sie nur daran denken, einen Earl zu küssen? Und zudem einen, der – sollte etwas Wahres an den kursierenden Gerüchten sein – möglicherweise seine Frau umgebracht hatte.
    Der Mund des Earls bewegte sich. Oh Gott, er redete mit ihr, und sie hatte gar nicht zugehört.
    »Wie bitte?«
    Wieder zuckte ein Mundwinkel. Sie hatte keine Ahnung, ob aus Verwirrung oder Amüsiertheit, hoffte jedoch Letzteres. »Haben Sie etwa geträumt?«
    Sie lächelte und war froh, dass er verstand. »Oh ja, leider. Noch so eine schlechte Angewohnheit. Was haben Sie gesagt?«
    Wüsste Sie es nicht besser, hätte sie geschworen, dass die grauen Augen einen Moment lang sanft wurden. Aber doch nicht
diese
Augen – er war ein Earl und Lebemann und sie eine mittellose, unbedeutende Halbamerikanerin. Plötzlich war es Gillian wichtig, dass er erfuhr, dass sie nicht zu den oberen Zehntausend gehörte.
    »Ich habe gefragt, ob Sie mir die Ehre des nächsten Walzers erweisen.«
    Gillian war fest davon überzeugt, dass sie sich von den Augen des Earls auch dann nicht losreißen konnte, wenn ihr Leben davon abhinge. Verträumt starrte sie auf die silbrig schimmernden schwarzen Sprenkel in seinen Augen. Sie war wie hypnotisiert. »Ich kann den Walzer leider nicht mit Ihnen tanzen, Mylord.«
    Ein Anflug von Verärgerung huschte über das Gesicht des Earls. »Können oder wollen nicht, Miss Leigh?«
    »Können nicht, Lord Weston.« Gillian legte eine Hand auf seinen Arm und beugte sich vor. »Ich weiß, es ist eine Schande, aber Sie müssen wissen, dass ich bei meiner Tante und meinem Onkel in Boston aufgewachsen bin.«
    Weston neigte sich ihr entgegen, und sie ertrank in seinen Augen. Ertrank glücklich, ungeduldig, bereitwillig. Hingerissen nahm sie den Duft nach exotischen Gewürzen wahr, der ihn umhüllte und ihre Sinne reizte. Sie war überzeugt, als glückliche Frau zu sterben, sollte ihr Leben in diesem Augenblick enden.
    »Tanzt man in Boston denn keinen Walzer?« Seine betörend sonore Stimme fing sie ein. Sofort war Gillians Mund wie ausgetrocknet.
    »Doch, schon«, krächzte sie.
    »Also?« Weston nahm ihre Hand und hielt sie fest. Gillian spürte, wie das Feuer seiner Berührung sich ihren Arm hinaufwand und in ihr Bewusstsein einbrannte. »Warum wollen Sie nicht mit mir tanzen?«
    »Ähm.« Sie verlor sich in den schwarzen und grauen Tupfen in seinen faszinierenden Augen. Warum versuchte er, sie durch Reden abzulenken? Und worüber redete er eigentlich? Übers Walzertanzen? »Mein Onkel hat mir nie erlaubt, es zu lernen. Er war sehr fromm und gehörte der Glaubensgemeinschaft der Shaker an.«
    Gillian wich mit großen Augen zurück, als Weston sie plötzlich verwegen anlächelte.
    »Dann gewähren Sie mir das Privileg, es Ihnen beizubringen. Den nächsten Walzer?« Er drückte sanft ihre Hand.
    »Nein, Mylord, das dürfen Sie nicht«, erwiderte sie atemlos, entsetzt über den Gedanken, in aller Öffentlichkeit das Tanzen zu lernen. Bei all den unseligen Vorkommnissen, die sie unerklärlicherweise herbeizuführen schien, würde die ganze Sache wahrscheinlich mit einem gebrochenen Bein für ihn enden – oder schlimmer.
    »Ah, ich verstehe. Sie haben nicht die Erlaubnis zu tanzen? Ich werde ein gutes Wort bei Lady Jersey für Sie einlegen.«
    Gillian blickte ihn
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher