Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein frivoler Plan

Ein frivoler Plan

Titel: Ein frivoler Plan
Autoren: Bronwyn Scott
Vom Netzwerk:
können – eine tödliche Klinge oder ein stärkeres Gift hätten genügt. Er wollte, dass ich lebe und Julia finde. Er weiß, dass ich erraten werde, dass er nach Richmond gegangen ist.“
    „Na schön. Wir reiten dorthin“, beschloss Peyton. „Wir warten, bis es dunkel wird und schlagen dann zu, außer es gibt einen guten Grund, das vorher zu tun. In Dursley House halten wir an und nehmen meine Diener mit. In einem Kampf werden sie nützlich sein.“
    Paine nickte. Peyton hatte recht, aber es dauerte noch sechs Stunden, bis es dunkel wurde, und es schien eine Ewigkeit bis dahin zu sein. Falsche Tapferkeit würde Julia nichts nützen.
    Sie holten Peytons Diener und machten sich auf den kurzen Weg nach Richmond. Paine ritt mit finsterer Entschlossenheit, die Hufe der Pferde trommelten im Rhythmus der Worte, die er wieder und wieder in Gedanken wiederholte: Julia, ich komme.
    Paine würde kommen. Er würde kommen. Julia schritt in der engen Dachkammer auf und ab, in die man sie eingesperrt hatte. Die Kammer hatte keine Fenster und war acht Fuß lang – nicht, dass sie die ganzen acht Fuß hätte durchschreiten können, dazu war die Decke zu schief, die jedem, der über drei Fuß hoch war, das Weitergehen verwehrte.
    Sie setzte sich auf das schmale Bett, das einzige Möbelstück, und seufzte. Sie war froh darüber, dass man sie bisher allein gelassen hatte. Beim Aufwachen hatte sie sich entsetzlich gefühlt. Doch es war erträglicher, allein in Panik zu geraten als in der Gesellschaft derer, die sie gefangen genommen hatten.
    Jetzt, da sie sich besser fühlte, konnte sie versuchen, ihre Situation einzuschätzen. Vermutlich war es eine beabsichtigte Nebenwirkung der Droge, dass sie eine Weile nach dem Aufwachen noch nicht klar hatte denken können.
    Nachdem ihr Kopf wieder frei geworden war, hatte ihr erster Gedanke Paine gegolten. Er war am Leben. So viel wusste sie. Oswalt hatte ihn verschont. Doch selbst das erfüllte sie mit Sorge. Oswalt wollte, dass Paine sie fand. Das bedeutete, Paine wusste, wo sie sich aufhielt, obwohl er bewusstlos gewesen war und sie nicht verfolgen konnte. Sie fragte sich, ob sie nach Richmond gefahren waren. Paine hatte erwähnt, dass er Oswalt das erste Mal in Richmond begegnet war.
    Paine würde kommen. Oswalt benutzte sie, um ihm eine Falle zu stellen. Wie bequem musste es für Oswalt sein, zwei Spiele auf einmal zu spielen: einerseits das mit den Lockharts, und andererseits, was immer er gegen Paine wegen ihres alten Streits im Schilde führte.
    Vielleicht wird er nicht kommen, redete ihr eine andere innere Stimme ein. Warum sollte er das tun? Vielleicht verfluchte er sie gerade jetzt, weil sie ihm so viel Ärger bereitete. Er hatte ihr Lust versprochen, und sonst gar nichts. Vielleicht entschied er, dass er genug für sie getan hatte. Und mit dieser Schlussfolgerung war er im Recht: Er hatte sie bereits einmal vor Oswalt gerettet.
    Paine wusste, wie Oswalt dachte. Zweifellos war ihm klar, dass dies eine Falle war, einfach weil Mortimer Oswalt ihn am Leben gelassen hatte. Er wusste, dass Oswalt ihn hierherlocken wollte. Und Paine war ein dickköpfiger Mann. Er würde nicht kommen, nur weil das jemand wollte.
    Julia stand auf und begann wieder, auf und ab zu wandern. Da war es – bei all seinen Manipulationen war Paine der einzige Mensch, den Oswalt nicht manipulieren konnte. Er konnte nicht sicher sein, dass Paine kommen würde, und – für den Fall, er würde es tun – nur dafür sorgen, dass er alle notwendigen Informationen bekam. Julia lächelte. Wenn Paine nicht kam, würde das Oswalt maßlos ärgern. Sie würde darin schwachen Trost finden, wenn die Zeit gekommen war.
    Jetzt war das geklärt. Er würde nicht kommen. Paine war zu schlau. Sie musste aufhören, auf ihn zu zählen, darauf, dass er zu ihrer Rettung kam, und darüber nachdenken, wie sie sich selbst retten konnte.
    Unglücklicherweise standen ihr keine der üblichen Fluchtmöglichkeiten zur Verfügung. All die gefangenen Heldinnen in den Romanen der Minerva Press hatten Geheimgänge in den Kaminen versteckt oder Bettlaken, die sie als Stricke benutzen konnten. Ha! Sie lachte auf. Laken waren das Letzte, worum sie sich sorgte – ihre Pritsche war hart und nackt. Für den Anfang hätte sie erst einmal ein Fenster gebraucht!
    Der Ordnung halber ging Julia zu der hölzernen Tür und versuchte, den Knauf zu drehen. Die Tür war verschlossen, und ein Wachhabender rief ihr etwas zu. Nun, das war zu erwarten gewesen.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher