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Dünengrab

Dünengrab

Titel: Dünengrab
Autoren: Sven Koch
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Schlammpfütze liegen. »Vielleicht sogar schon morgen – das ist eine Routinesache, Kleinigkeit.«
    Greta zog skeptisch eine Augenbraue hoch. »Erzähl mir keinen Blödsinn. Werlesiel ist überhaupt nicht euer Zuständigkeitsbereich. Das liegt doch an der Küste. Wenn die euch dahin schicken, dann läuft da was Größeres.«
    »Berndtsen«, sagte Tjark, so als sei der Name Erklärung genug. Greta nickte verstehend. »Ich schätze«, ergänzte Tjark, »er sitzt gerade an seinem Schreibtisch und holt sich einen runter.«
    Greta verzog das Gesicht. »Das Bild wollte ich jetzt nicht im Kopf haben.«
    »Demütigung ist offenbar sein neues Führungsinstrument. Fred hängt mit drin. Tut mir leid.«
    »Mir auch. Es war mir sehr recht, dass er den Innendienst aufgebrummt bekommen hat. Von selbst«, sie deutete auf die Baustelle, »bauen sich die Häuser nämlich noch nicht.«
    »Nein«, sagte Tjark und sparte sich den Kommentar, dass der Innendienst für Fred durchaus ein Problem war, »nein, das tun sie wohl noch nicht.«
    Fred kam mit einer geschulterten Sporttasche in ihre Richtung, während er eifrig in sein Navi tippte. Er schwitzte bereits. Unter den Achseln seines straff über dem Bauch gespannten Polohemds zeichneten sich große dunkle Flecken ab.
    »Was sagt der Elektriker?«, fragte Greta.
    »Kann erst kommen, wenn der Heizungsbauer da war, aber der ist im Urlaub«, antwortete Fred, ohne aufzusehen.
    »Das wissen wir doch schon seit zwei Tagen.«
    »Stimmt.«
    Greta seufzte.
    »Der Baustoffhandel liefert die Dachpfannen wie geplant morgen an«, sagte Fred und reichte Tjark das Navi. Das Display zeigte den Weg bis nach Werlesiel und taxierte die Entfernung auf achtzig Kilometer.
    »Morgen bin ich aber bei meiner Mutter.«
    »Dann muss Mama eben warten.«
    Greta trat von einem Fuß auf den anderen und fauchte wie ein Wasserkocher unter Hochdruck. »Na toll!«
    Fred machte eine hilflose Geste. »Ich kann es nicht ändern.« Dann grinste er, gab Greta einen Klaps auf den Hintern und anschließend einen Kuss. Sie drehte ihr Gesicht weg, so dass Fred nur die Wange erwischte. »Bin in ein, zwei Tagen wieder da. Ich ruf dich an.«
    Greta hob abweisend die Hand. »Versprich nichts, was du nicht halten kannst.«
    Fred zögerte einen Moment. »Okay«, sagte er dann, ließ die Schultern sinken und ging ohne Abschiedsgruß zum BMW .
    Tjark zog den Autoschlüssel aus der Hosentasche. »Du machst es ihm nicht leicht, Cowgirl.«
    Greta griff sich ihre Einkaufstaschen. »Nenn mich nicht Cowgirl, Blödmann«, antwortete sie und balancierte entnervt über einige Holzbalken ins Innere des Rohbaus.
    »Die kriegt sich wieder ein.« Fred kramte eine Rolle Kekse aus der Schultertasche, die auf seinem Schoß lag, als Tjark zurücksetzte, den ersten Gang einlegte und im Rückspiegel das Neubaugebiet verschwinden sah.
    »Muss das mit den Keksen sein?«
    »Ich hatte noch kein Frühstück.«
    »Die Spusi hat ihn gerade erst gesaugt, und du krümelst wieder alles voll.«
    »Wenn es dir lieber ist, schieße ich gerne noch ein paar Löcher in die Beifahrerseite. Symmetrie«, Fred stopfte sich einen Keks rein, »ist wichtig.«
    Tjark bog auf die Bundesstraße. Er fuhr an dem blauen Autobahnschild vorbei, das Richtung Wilhelmshaven wies.
    »Was wissen wir?«, fragte Fred. Tjark gab ihm eine Zusammenfassung über die Meldung aus Werlesiel, über das Verschwinden von Vikki Rickmers, ihr Auftauchen bei Fokko Broer, dass Vikki Gelegenheitsprostituierte sei und Bekleidungsteile gefunden worden waren, die zu der Vermissten gehören könnten.
    Fred nahm einen zweiten Keks. »Was wissen wir noch?«
    »Dass Hauke Berndtsen ein Arschloch ist.«
    Fred lachte. »Von wem wissen wir das?«
    »Das mit Berndtsen oder Rickmers?«
    »Das mit Rickmers. Das mit Berndtsen weiß jeder.«
    »Eine Kollegin von der Schutzpolizei hat sich vor Ort schon etwas umgesehen. Sie leitet die örtliche Dienststelle.« Tjark setzte den Blinker und bog auf die Autobahnauffahrt. »Die Kollegin heißt …«

8
    »… Femke Folkmer«, sagte Femke, schluckte und hoffte, dass niemand ihr glühendes Gesicht bemerken würde. Sie holte Luft, streckte die Hand zackig aus und sah aus den Augenwinkeln, dass das Buch immer noch auf ihrem Schreibtisch lag. Es wäre peinlich, wenn es Tjark auffallen würde, und das würde es mit Sicherheit. Aber wer hätte damit rechnen können, dass man ausgerechnet ihn nach Werlesiel schickte? Tja, und jetzt stand er hier in Femkes Büro, während sein Partner
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