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Drachenseele (German Edition)

Drachenseele (German Edition)

Titel: Drachenseele (German Edition)
Autoren: Angela Planert
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möchte ich Euch bitten ...“
    „Passende Kleidung anzuziehen, der Kirche fernbleiben und möglichst meinen Mund zu halten.“ Narvalvar spürte sein triumphierendes Grinsen.
    Stones nickte. „Wie ich sehe, seid Ihr bestens vorbereitet.“
    „Von je her gehörten Drachen zur Bedrohung der Menschheit. Unter ihr heiliges Dach zu treten, würde nur den Zorn erneut auf uns ziehen.“ Diesen Satz hatte Nathus ihn auswe n dig lernen lassen. „Die Menschen haben ihre heilige Stätte, wir die unseren. Ich werde oben an der Klippe auf Richards Sohn warten.“
    „Ihr seht mich zufrieden, Narvalvar.“ Stones lächelte abermals, um sich anschließend seinem Tee zu widmen.
     
    Donnernd preschten die Wellen gegen die rauen Felsen, zogen sich für den Moment vom Ufer zurück, um erneut gegen die Klippen zu spritzen.
    Narvalvar stand dicht oben am Felsrand, verfolgte das Naturschauspiel zum wiederholten Male. Der Wind blies ihm ins Gesicht, wehte seine langen Haare zur Seite. Während die Menschen dort hinten in der kleinen Kirche ihren Trauergottesdienst abhielten, ergötzte er sich an der Brandung, die ihm wie eine Droge schien, von der man nicht genug bekommen kon n te. Ab und zu blickte er zum Himmel, zu den dunklen Wolken, die mit den mageren Sonnenstrahlen dazwischen, den Tag zu erobern versuchten.
    Vor kurzem hatte er von weitem die Gruppe Menschen beobachtet, wie sie die Kirche betreten hatte. Ob es regnen würde, wenn sie nachher hierher kommen? Hoffentlich nicht. Um R i chards Asche zu verstreuen sollte es besser trocken bleiben. Narvalvar schaute kurz über die Insel. Ungefähr hundert Meter von ihm entfernt saß Nikolaj auf einem Felsen. Er wollte sich, es war sein eigener Vorschlag, im Hintergrund halten. Narvalvar konnte es nur Recht sein, so durfte er seinen Gedanken nac h hängen, in den Erinnerungen an Richard schwelgen, vor allem aber die vielen guten Aussagen von ihm in seinem Herzen b e wahren. Zwischendurch spürte er den inneren Schmerz, doch das störte ihn heute nicht, es gehörte zu seinen Empfindungen dazu. Er schwenkte seinen Blick wieder auf die Brandung. Zeit und Raum schienen mit den Wellen davonzuschwimmen, sich mit der Unendlichkeit des Meeres zu vermischen.
    Narvalvar zuckte zusammen, als er jemand neben sich bemerkte, als sei der ältere Herr vom Himmel gefallen. Er hielt eine dunkelbraune Urne mit goldenen altmodischen Ornamenten in der Hand, die er Narvalvar entgegenhielt. Das konnte nur Richards Sohn sein, auch wenn er ihm mit seiner spitzen Nase wenig ähnlich sah. Sein schwarzer Anzug mit seinen hochglä n zenden Lackschuhen erweckten einen sehr gepflegten Ei n druck. Die kurzen grauen Haare betonten das leicht kantige Gesicht. Anfang fünfzig schätze ihn Narvalvar. In jedem Fall war er nicht unsympathisch und irgendwo meinte er ihn schon mal gesehen zu haben.
    So wie er mit Nikolaj die Zeremonie geprobt hatte, öffnete Narvalvar mit der rechten Hand bedächtig den Deckel der Urne. Er sah Richards Sohn an. Dieser nickte zustimmend. Narvalvar griff mit der Linken hinein. Für ein Gebet sollte er innehalten. Innerlich bedankte sich Narvalvar für Richards Aufric h tigkeit, für seine Hilfe, vor allem für seine Freundschaft. Dann nahm er die Hand voll Asche, hielt diese mit gestrecktem Arm nach vorn, drehte die Handfläche nach oben und öffnete ganz bewusst langsam seine Hand. Der Wind blies augenblicklich jeden Krümel hinfort, verstreute Richards sterbliche Überreste über das Meer. Mit einem tiefen Atemzug übernahm Narvalvar die Urne, reichte sie Richards Sohn entgegen, der seinerseits eine Hand voll Asche auf die gleiche Weise vom Wind davo n tragen ließ. Gemeinsam hielten sie nun die Urne über die Kli p pen, um sie gemächlich auszuschütten. Narvalvar dachte bei sich, „Lebewohl alter Freund. Ich werde dich vermissen.“ E r folgreich kämpfte er gegen seine aufkommenden Tränen, die er hier in der Öffentlichkeit besser nicht vergießen sollte. Die A sche fiel nicht nach unten, sondern schien sich mit dem Wind zu vereinen, über die Insel Richtung Norden zu verbreiten.  Richards Sohn nahm die leere Urne an sich. Wie er Narvalvar ins Gesicht schaute, glitzerte etwas in seinen Augenwinkeln. „Danke!“
    Wofür bedankte er sich nur? „Es war mir eine Ehre Richards Wunsch zu erfüllen. Ich habe ihn sehr geschätzt.“
    Er nickte, „das wurde mir berichtet. Ich bin übrigens John, sein Sohn, der sich nicht wirklich wie einer verhalten hat.“
    Dabei fiel Narvalvar auch wieder
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