Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachengold

Drachengold

Titel: Drachengold
Autoren: Novik Naomi
Vom Netzwerk:
nein, das sind keine Gerüchte«, sagte Hammond. »Letzten Berichten zufolge hat Bonaparte mehr als ein Dutzend Scheusale der fürchterlichsten Sorte nach Rio gebracht und die Stadt heimgesucht. Man erwartet, dass er mit Sicherheit noch weitere dieser Drachen mit seinen Schiffen hinüberschafft, sobald er seine Transporter nach Afrika gebracht hat, um die Drachen dort abzuholen.«
    Laurence begann zu dämmern, was Hammond wohl zu ihm geführt hatte und was sein besorgter Blick zu bedeuten haben mochte. »Ich war allerdings nur als Gefangener bei ihnen, Sir«, sagte Laurence langsam und erinnerte sich an seine vollkommen unerwartete und schreckliche Gefangenschaft. Man hatte ihn Tausende von Meilen ins Innere des Kontinents gebracht und ohne Vorwarnung von Temeraire getrennt. Zu dieser Zeit waren für ihn keinerlei Gründe für diese Freiheitsberaubung ersichtlich gewesen.
    Â»Damit sind Sie mit den Tswana vertrauter, als irgendjemand sonst von sich behaupten kann«, erklärte Hammond, »ganz besonders, was ihre Sprache und ihre Sitten anbelangt …«
    Er geriet ins Stottern, und Laurence lauschte ihm mit wachsender Skepsis: Was immer er im Laufe der monatelangen Gefangenschaft gelernt hatte – die er zudem zum größten Teil in einer Höhle für Gefangene zugebracht hatte –, hatte er alles in seinen Berichten niedergeschrieben. Es fiel ihm nun schwer zu glauben, dass seine wenigen Erfahrungen mit den Tswana ihn zu einem angemessenen Botschafter für Ihre Lordschaften machen sollten.
    Als er diese Bedenken äußerte, erwiderte Hammond: »Ich denke – will sagen, ich habe gehört –, dass Seine Hoheit, der Herzog von Wellington es für ratsam hält …«
    Â»Es würde mich sehr erstaunen zu hören, dass Wellington mir selber oder Temeraire gegenüber irgendwelche anderen Gefühle als ausgesprochene Abneigung hegt«, warf Laurence ein.
    Â»Nun ja«, sagte Hammond, »soweit ich das verstanden habe, deutete er an …«
    Hammond versuchte noch eine Weile, um den heißen Brei herumzureden, doch schließlich ließ er sich dazu hinreißen, Wellingtons genaue Worte wiederzugeben, die Laurence weitaus plausibler erschienen. Anscheinend hatte Wellington die Ansicht geäußert, dass Laurence und Temeraire die einzigen beiden seien, bei denen die vage Hoffnung bestünde, sie könnten eine Bande unkontrollierbarer Drachen zur Räson bringen. Allerdings müsste man jemanden mitschicken, der ein Auge darauf hätte, dass sie bei dem ganzen Vorgang nicht drei Viertel der Kolonie abtreten würden.
    Â»Ich bin mir sicher, wir würden ganz hervorragende Botschafter abgeben«, mischte sich Temeraire ein und bedachte Laurence mit hoffnungsvollen Blicken. »Auch wenn sich Wellington vielleicht wenig respektvoll über uns geäußert hat. Nicht, dass ich seinerzeit nicht ausgesprochen ärgerlich auf die Tswana gewesen wäre, denn schließlich hatten sie kein Recht, dich zu entführen, Laurence. Aber man darf nicht vergessen, dass ihr eigenes Volk in die Sklaverei verkauft wurde, und ich bin mir sicher, dass auch die Tswana vernünftig sein können. Ich weiß nicht, warum wir ihnen nicht auf der Stelle entgegenkommen können und ihnen ihre Leute zurückbringen, die ihnen gestohlen worden sind.«
    Â»Ã„hem«, bemerkte Hammond unbehaglich, »ja, nun denn, natürlich dürfen die Interessen unserer Alliierten nicht vergessen werden … Und dann sind da noch die Schwierigkeiten, Einzelpersonen aufzuspüren … Und natürlich wären da noch die Haltung der Regierung … die Besitzrechte …«
    Â»Oh! Besitzrechte! Wie kann man denn so etwas Absurdes von sich geben«, ereiferte sich Temeraire. »Wenn ich mir eine Kuh hole, um sie zu fressen, sobald niemand zusieht, dann würden Sie das zu Recht als Diebstahl bezeichnen. Und wenn ich die Kuh dann Kulingile überlasse und dafür einige Opale von ihm erhalte, dann würden Sie wohl kaum behaupten, er habe nun irgendwelche Besitzrechte erworben, da bin ich mir sicher. Und das gilt noch viel mehr, wenn er die ganze Zeit über sehr genau wusste, dass es sich zum Zeitpunkt der Überlassung nicht um meine eigene Kuh gehandelt hat.«
    Auf Hammonds Gesicht zeichnete sich der gequälte Ausdruck ab, den Laurence von ihrer ersten gemeinsamen Mission in China her kannte. Laurence konnte nicht anders und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher