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Drachengasse 13, Band 03

Drachengasse 13, Band 03

Titel: Drachengasse 13, Band 03
Autoren: B Perplies
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alberte er just in diesem Augenblick mit Fleck herum oder durchstöberte den geheimnisvollen Keller des leer stehenden Hauses. Tomrin merkte, dass er ein wenig neidisch wurde.
    Er schrak aus seinen Gedanken, als Hanissa ihn am Arm packte. „Tomrin, schau, es passiert etwas!“, raunte sie.
    Sofort richtete der Junge seine Aufmerksamkeit wieder auf die Tribüne. Dort war nun die Königin selbst aufgestanden. Mit getragenen Klick-Lauten sprach sie zu ihrem Volk.
    „Sie bedankt sich für die vielen Jahre, die sie den Xix dienen durfte“, übersetzte Barthian. „Doch ihrer Ansicht nach hat ihre Regentschaft nun lange genug gewährt. Es sei Zeit für eine neue, junge Königin, die den Xix mit frischen Ansichten vorangeht. Sie bittet das Volk, die Larve der neuen Königin mit genauso offenen Armen aufzunehmen, wie sie einst aufgenommen wurde.“
    „Wie lange regiert sie eigentlich schon?“, wollte Tomrin wissen.
    „Seit fast fünfzig Jahren, ihr ganzes Leben lang“, antwortete der Priester.
    „Dann ist sie ja noch gar nicht so alt.“
    Der Priester wiegte den Kopf hin und her. „Nach den Lebensspannen der Xix schon. Die Xix werden nicht so alt wie wir, Tomrin. Ein Xix in deinem Alter würde schonmitten im Leben stehen, mit zwanzig gelten sie als alt.“
    Jetzt, wo Bruder Barthian es sagte, erinnerte sich Tomrin wieder daran, dass er etwas in der Art schon mal gelesen hatte. Er fand die Vorstellung seltsam, nur so wenig Zeit zum Leben zu haben. Andererseits dachten die Zwerge, die leicht zweihundert Jahre alt wurden, vermutlich das Gleiche über die Menschen.
    Unterdessen sprach die Königin weiter. „Jetzt dankt sie noch ihren langjährigen Getreuen und Beratern“, verriet Barthian.
    „Und außerdem möchte ich Baron Berun von Bondingor meinen Dank aussprechen“, sagte die Königin unvermittelt in der Sprache der Menschen. Ihre Mandibeln klickten auch bei diesen Worten und verliehen ihnen einen seltsamen Klang. „Ihr wart sehr freundlich zu meinem Volk, Baron. Und Ihr wart ein verständigerer Mann als viele, die ich im Laufe meines Lebens kennengelernt habe. Die neue Königin kann sich glücklich schätzen, dass Ihr Bondingor regiert. Möge die Freundschaft zwischen unseren Völkern niemals enden.“
    Erneut brandete Applaus auf, und der beleibte Menschenfürst neigte huldvoll das Haupt.
    „Und nun gehabt Euch wohl, ihr alle. Ich, Grll’X’a die Dritte, lege mich aus eigenem Willen zur Ruhe, wie es die Art der Königinnen der Xix ist. Ich gebe die Königliche Aura an Zrkida die Erste weiter. Möge sie lange und weise über Euch herrschen.“
    Mit diesen Worten begab sich die Königin zu ihrer Sänfte zurück, auf der sie hereingetragen worden war. Der Oberste Heiler trat an ihre Seite und hielt ihr einen rotbraunen Pokal hin, der aus dem gleichen Material wie die Panzer der Xix zu bestehen schien. Grll’X’a hob ihn an den kleinen Mund und schien tief auszuatmen. Ein golden glitzernder Nebel wehte aus ihr heraus und ergoss sich in das Gefäß. Mit ernster Miene gab sie dem Heiler den Pokal zurück, und dieser trug ihn zu einem nahen Altar.
    Grll’X’a ließ einen letzten, langen Blick über ihr Volk schweifen. Dann schlossen sich ihre ledrigen Lider über den Facettenaugen, ihr Kopf sank zurück auf die Kissen, und sie war tot.
    Tomrin schluckte. Ein unglaubliches Gefühl der Beklemmung überkam ihn. Er hatte gewusst, dass Grll’X’a aus dem Leben scheiden würde. Da die Königinnen der Xix weder krank noch gebrechlich wurden und auch kein Xix jemals absichtlich einem anderen Leid zufügte, konnten die Königinnen ihr Leben tatsächlich nur aus eigenem Willen beenden. Doch auch dieser freiwillig gewählte Tod ging Tomrin nahe. Er blickte zu Hanissa hinüber, der es ähnlich zu gehen schien. Eine einzelne Träne rann über die Wange des Mädchens.
    Oben auf der Tribüne senkten die Würdenträger die dreieckigen Köpfe und falteten wie zum Gebet die langen Arme.
    „Was geschieht jetzt?“, fragte Tomrin Bruder Barthian leise.
    „Es folgt die Zeit der Trauer“, raunte der Priester. „Genaueine halbe Stunde lang bleiben die Xix ohne Königin.In dieser Zeit sind sie ohne die Königliche Aura, die sie alle verbindet. Sie spüren Einsamkeit und Kummer.“ Barthian runzelte die Stirn. „Möglicherweise meinte das der Oberste Heiler, als er sagte, die Xix sollten daran denken, was einmal war. Vielleicht waren sie früher einzelne Wesen, ohne die Königliche Aura, die sie alle verbindet. Und daran
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