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Die Zeitensegler

Titel: Die Zeitensegler
Autoren: Stefan Gemmel
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Ich meine … ihr kommt doch alle aus ganz unterschiedlichen Kulturen … und Zeiten und Ländern. Müsstet ihr nicht völlig verschiedene Sprachen sprechen?«
    »Wir leben hier in einer Art Zwischenwelt«, erklärte Neferti mit ihrer ruhigen Stimme. »Hier gelten deine Gesetze nicht mehr. Wir sind alle Gefangene dieses Universums, das nur der Schattengreifer beherrschen kann.«
    Ein erneutes Vibrieren durchzog das Schiff und plötzlich schoss Simon ein erschreckender Gedanke durch den Kopf: Was, wenn er tatsächlich so etwas wie ein Spion war – es aber selbst nicht wusste? Möglicherweise würde er sich selbst ja nicht mehr trauen können? Woher sollte er denn wissen, ob ihn der Schattengreifer nicht längst manipuliert und zu seiner Marionette gemacht hatte?
    Entsetzt griff er sich mit beiden Händen an die Stirn. Er hatte das Gefühl, sein Kopf würde gleich zerspringen.
    »… geht es dir gut?« Neferti war dicht an ihn herangetreten, ohne dass Simon es bemerkt hatte.
    »Ich weiß es nicht«, gab er mit unterdrückter Stimme zur Antwort. »Dies alles hier … das Schiff … ihr … dieser – Schattengreifer …«
    Sie legte eine Hand auf die seine. »Beruhige dich. Er hat bisher niemandem von uns Schmerzen zugefügt. Er behandelt uns gut und …«
    »Abgesehen davon, dass er euch entführt, euch euer Leben gestohlen, euren Familien geraubt und auf diesen Kahn gebracht hat, meinst du?« Simon war fassungslos.
    Sie blickte ihn traurig an. »Entschuldige, ich wollte dir nur deine Angst ein wenig nehmen.«
    Sie wandte sich zum Gehen um, doch schnell ergriff Simon ihre Hand. »Nein. Entschuldige.« Er seufzte. »Das war gemein von mir. Tut mir leid, ich …«
    Neferti drehte sich zu ihm um. »Ist schon gut!«
    Er blickte wieder auf das Meer und Neferti stellte sich an seine Seite. Sie ließ ihren Blick ebenfalls über die Wellenspitzen schweifen. »Ich stehe oft hier an der Bordwand und schaue auf das Meer«, sagte sie mit verträumter Stimme. »Und dann frage ich mich, ob es dasselbe Meer ist, auf das auch meine Brüder blicken. Und ich schicke ihnen meine Grüße und meine besten Wünsche. Über diese Wellen, weit über das Meer, bis an den Nil. In mein Land, an meine Ufer, in meine Zeit ...« Das Licht des Mondes spiegelte sich schimmernd in den Tränen, die sich in ihren Augen bildeten. »… zu meiner Familie.«
    Verlegen sah Simon zur Seite und strich mit einer Hand über die Bordwand.
    »Kannst du mir sagen, wie es funktioniert?«, fragte er – dieses Mal eher, um Neferti abzulenken und auf andere Gedanken zu bringen. »Wie geht das mit der Zeitreise?«
    Sie wischte sich die Tränen aus den Augen und suchte seinen Blick. »Du versuchst noch immer, alles zu verstehen, nicht wahr?«
    »Nun ja, ich versuche eben nur …«, er brach ab und sah sie hilflos an.
    »Er hat eine Maschine«, erklärte Neferti und lächelte ihn verständnisvoll an. »Mithilfe eines riesigen Apparates reisen wir gemeinsam mit dem Schattengreifer durch die Zeit.«
    »Eine Maschine?« Simon wandte sich ruckartig um und blickte auf die Bodenluke im Schiffsdeck.
    Neferti lachte laut auf. »Du begreifst schnell. Unter dieser Luke befindet sich seine Maschine. Sie ist ständig in Bewegung. Bestimmt hast du ihr Brummen und Rattern schon gespürt.«
    Ich hatte also recht, dachte Simon. In diesem Schiff arbeitet wirklich etwas. »Kann ich die Maschine sehen?«
    Er wandte sich der Luke zu.
    Doch Neferti packte ihn am Arm: »Simon, nein! Das ist uns verboten!«
    »Einmal nur. Kurz. Ich möchte nur einen einzigen Blick darauf werfen!«
    Neferti schüttelte den Kopf und sah ihn entschuldigend an. »Du musst geduldig sein und warten. Bald schon wird es eine weitere Zeitreise geben. Glaub mir! Dann kannst du die Maschine sehen.«
    »Aber …«
    In diesem Moment gab es einen Ruck, das Schiff schwankte und neigte sich weit zur Seite. So als hätte eine unsichtbare Hand gegen den Seelensammler gestoßen.
    Simon verlor den Halt. Es gelang ihm gerade noch, nach der Bordwand zu greifen und sich daran festzuhalten.
    Aber Neferti hatte weniger Glück. Auch sie versuchte, die Bordwand zu packen, doch ihre Hand rutschte ab, und im nächsten Moment schlitterte sie über das Deck.
    Reflexartig ließ Simon die Bordwand gleich wieder los und stürzte ihr hinterher. Doch zu spät. Die Ägypterin rutschte über die Planken auf einen der Schiffsmasten zu und schlug mit dem Kopf hart gegen das Holz.
    Ein lautes Knacken war zu hören.
    Sie hat sich das Genick
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