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Die Verstummten: Thriller (German Edition)

Die Verstummten: Thriller (German Edition)

Titel: Die Verstummten: Thriller (German Edition)
Autoren: Stephanie Fey
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morgen zusammensetzen und über alles reden? Silvia möchte dir auch einiges sagen.« Sein Dauertrick; wenn ihm nichts mehr einfiel, schob er seine Frau vor.
    Über den gepflasterten Vorplatz mit Doppelgarage, auf dem nach dem Unwetter lauter Blätter und abgebrochene Äste lagen, gingen sie zu einem großen, mit Holzlamellen verkleideten Haus, das Carina an ein selbst gebasteltes Kartonhäuschen erinnerte. Das Pultdach fiel nach Süden steil ab. Sie standen vor der längeren Seite und läuteten neben einem durchsichtigen Plexiglasschild, das wie ein Firmenschild wirkte: Familie Jakob und Olivia Loos. Drinnen tat sich nichts. Matte stützte sich auf seinen Walkingstock und wählte die Festnetznummer der Familie. Sie hörten das Telefon im Haus klingeln und sahen zu dem großen Fenster im ersten Stock hinauf, direkt über der Tür. Dahinter stand ein alter Schreibtisch mit einer Telefonanlage. Aber keiner hob ab. Nach einer Weile sprang der Anrufbeantworter an, eine Automatenstimme, die die Nummer wiederholte.
    »Vielleicht sind sie verreist«, sagte er. »Die Handynummern konnten noch nicht ermittelt werden. Entweder haben sie Prepaidhandys oder gar keine Mobiltelefone, soll es durchaus noch geben. Aber dem Grundstück nach zu urteilen, ist es hier hypermodern. Wahrscheinlich hat Jakob Loos als Architekt alles selbst entworfen.«
    Das erklärte den Schachtelstil, dachte Carina, und versuchte mit einem Blick zum Nachbarn zu erkennen, wie das Haus zu dessen Baustil passte. Doch die Tujenhecke war trotz des Gewitters dicht geblieben und drei Meter hoch. Das halbierte Dach ähnelte dem Looshaus hier, ansonsten erkannte sie nicht viel. »Gibt es Verwandte, die wissen könnten, ob sie in Urlaub gefahren sind? Vielleicht gießt eine Nachbarin die Blumen oder füttert die Fische.« Sie ging zurück zum Bürgersteig. »Ich frag mal nebenan.«
    »Bleib hier.« Matte winkte sie zurück. Er war an die Tür getreten und lauschte. »Bestimmt sitzen sie hinten im Garten. Ich hör was.«
    Dumpfe Bässe dröhnten, jetzt hörte Carina es auch.
    »Wir schauen mal hinters Haus«, schlug er vor. »Wenn sie nur vergessen haben, das Radio auszumachen, können wir immer noch die Nachbarn fragen.« Als sie durch die Gartentür über die Wiese stapften und das Haus umrundeten, rechneten sie damit, dass ein Alarm ausgelöst wurde, aber es blieb still bis auf den monotonen Beat, der aus dem Haus drang. Eine weiße Katze mit kleinen schwarzen Flecken, der die überlange Zunge aus dem Maul hing, als wäre sie auf der Suche nach dem letzten Wassertropfen, sprang durchs dampfende Gras und verschwand im Gebüsch. Carina konnte es ihr nachfühlen, was hätte sie jetzt für einen Schluck Wasser gegeben.
    »Sie hat sich was vom Schinken geklaut«, sagte Matte, fuchtelte mit dem Stock herum, zeigte auf das Frühstücksgeschirr auf der Terrasse. In der Butter klebten Aststückchen, der Sonnenschirm stand schief und war zur Hälfte zurückgeklappt. Der Regen hatte einen perfekt gedeckten Tisch zerstört. Im Kaffeerest einer Tasse zappelte eine Fliege und starb den Koffeintod. Wespen sirrten um wässrige Marmeladengläser und angebissene Brote. Die Schiebetür ins Haus stand eine Handbreit auf.
    »Herr Loos, Frau Loos, sind Sie zu Hause?« Matte rief durch den Spalt ins Wohnzimmer und versuchte die Musik zu übertönen. Keine Reaktion. Er drehte sich wieder zu Carina um. »Ist das Jazz?«
    »Papa!« Von Musik hatte sie wenig, aber ihr Vater anscheinend überhaupt keine Ahnung. »Du müsstest das eigentlich kennen. Die Sechziger- und Siebzigerjahre, na?«
    Ihr Vater runzelte die Stirn. »Ich kenne nur die Beatles und ein paar Schlager. Da ich als Student nicht wusste, wie man Rolling Stones schreibt, habe ich KISS in die Pultlehne meines Stuhls geritzt, aber was die für Musik machen, weiß ich bis heute nicht. AC / DC habe ich mit dem ADAC verwechselt.«
    Carina lachte. »Der Beat auf den zweiten und vierten Takt, horch. Na?«
    Er lauschte eine Weile, zuckte dann mit den Schultern. »Klingt, als wäre es immer wieder dasselbe Lied oder als würde es hängen, wie früher bei einem Kratzer auf der Schallplatte.«
    Carina spähte durch die Terrassentür. Das Soundsystem blinkte rot. Es war entweder auf Repeat gestellt oder einfach ein endlos langes Stück. »Achte auf diesen blechernen Klang zwischendrin«, half sie ihm auf die Sprünge. »Das ist Reggae.«
    »Ach so, Bob Marley, hört man den heutzutage wieder?« Er griff nach innen, wuchtete den Hebel für
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