Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terranauten 035 - Die Piraten-Loge

Die Terranauten 035 - Die Piraten-Loge

Titel: Die Terranauten 035 - Die Piraten-Loge
Autoren: Robert Quint
Vom Netzwerk:
heiß, dachte die Frau, ganz anders als auf Sigma Chorn …
    Ihr Herz klopfte heftig, als ein neuer Adrenalinschub durch ihren Leib rieselte. Der Schmerz in ihrem linken Schulterblatt verblaßte. Die Schatten vor ihren Augen lichteten sich.
    Sie erstarrte zu einer menschlichen Statue.
    Der Springkäfer hockte vier Meter von ihr entfernt im Sand und bewegte unruhig die hornigen Beißzangen hin und her. Abashe verbiß sich den Schrei, der ihr auf den Lippen lag.
    Keine Bewegung, hämmerte sie sich ein, denn der Käfer reagierte auf die Schwingungen im Boden, auf den lauen Druck verdrängter Luft, wenn sich das potentielle Opfer bewegte.
    Doch auch ihre Reglosigkeit stellte nur einen vorübergehenden Schutz dar. Die Chitinplatten waren mit zahllosen Rezeptoren durchsetzt, die so empfindlich waren, daß sie selbst die kaum merklichen Vibrationen registrierten, mit der sich ihr Pulsschlag durch die Stiefelsohlen im Sand fortsetzte.
    Die junge Frau entschloß sich zum Handeln.
    Und wieder zog sich der butterfarbene Insektenkörper zusammen.
    Abashe hob blitzartig das Funkenmesser, zielte kurz und schleuderte die Waffe dem Springkäfer direkt in den hornlippigen Schlund zwischen den Beißzangen. Beim Aufprall entlud sich die enorme elektrische Ladung des Messers. Ein Zischen ertönte, das an den Angriffslaut einer gereizten Schlange erinnerte, gefolgt von blauen, hellen Funken und dem Geruch von Ozon und verschmortem Fleisch.
    Der Springkäfer krümmte sich zusammen. Seine Beißzangen klapperten wild und zornig, versuchten, das Funkenmesser zu ergreifen und es aus der versengten Wunde zu ziehen, aber noch immer entlud sich die elektrische Spannung des Funkenmessers und lähmte die Funktion des Nervensystems. Die ultrakalten hauchdünnen Fasern begannen abzusterben. Die Bewegungen des Springkäfers wurden langsamer, zielloser, bis er schließlich zur Seite kippte und sein Leben im heißen Sand der Wüste verging.
    Abashe doNhor keuchte.
    Erstaunt bemerkte sie, daß ihre Hände zitterten. Der Schmerz in ihrem linken Schulterblatt kehrte langsam zurück. Vermutlich, dachte Abashe doNhor mit einer Grimasse, würde sie einen wunderschönen blauen Fleck zurückbehalten.
    In diesem Moment hallte eine Sirene über die Wüste. Ihr greller Klang wirkte fremd und deplaziert, so daß Abashe leicht zusammenfuhr und die Augen von dem toten Springkäfer abwandte.
    Sie blickte hinauf zum gelben Himmel, zu den beiden Sonnen, und der Himmel verblaßte und wurde zu dem stumpfen Stahl einer hohen Decke, die Sonnen erloschen, und in der Ferne lösten sich die Gletscherberge auf, verwandelten sich in glatte, metallene Wände.
    Nur der Sand blieb, doch die Hitze war von ihm gewichen.
    Die Elektronik des unterirdischen Ausbildungscamps hatte die Holo-Projektoren der Trainingshalle abgeschaltet.
    Ein trockenes Hüsteln rief Abashes Aufmerksamkeit auf sich.
    Wie aus dem Nichts war neben dem reglosen Springkäfer eine Frau erschienen. Die Frau war untersetzt und kräftig, mit voluminösen Brüsten, über die sich die graue Uniform spannte.
    Abashe doNhor neigte grüßend den Kopf. »Ich erwarte Ihr Urteil, Queen Codiak«, murmelte sie und bemerkte erst jetzt, wie erschöpft sie war.
    Die Ausbilderin riß mit einem leichten Ruck das Funkenmesser aus dem hornigen, versengten Schlund des Springkäfers und gab es Abashe zurück.
    »Sie haben Ihre Aufgabe erfüllt, Adeptin doNhor«, sagte die Queen Codiak mit einer erstaunlich warmen Stimme, und fast schimmerte etwas wie Zärtlichkeit in ihren Augen auf, die so grau waren wie die Uniform. »Ihre Reaktionen waren ausgezeichnet, und sie zeugten von großem Mut und hoher Intelligenz. Ich werde Sie lobend erwähnen.«
    Die Queen Codiak deutete auf den Karabiner. »Nehmen Sie jetzt Ihre Ausrüstung, und begeben Sie sich in die Medizinische Abteilung zur Untersuchung. Sie können gehen, Adeptin doNhor.«
    Abashe doNhor gehorchte.
    Sie schritt durch den Sand, genoß die Kühle, die ihr entgegenschlug, und irgendwie dachte sie auch in diesem Moment wieder an die Klippen von Sigma Chorn, die von rosa Moos überzogenen Felstürme, auf deren Spitzen die Burgen hockten. Aber Sigma Chorn lag hinter ihr – wie ihr ganzes vergangenes Leben, wie die großen Familien und die eisige Stille in den Hallen und Gängen der Trutzburg derer von Nhor.
    Die Vergangenheit zahlte nicht mehr.
    Wichtig war das, was vor ihr lag.
    Die Gehirnoperation.
    Die Operation, die sie zu einer Queen der Grauen Garden machen würde.
    Und Abashe
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher